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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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schüttete deinen ganzen Vorrat an
Schlafkrautpulver hinein“, bemerkt Isa.
    Joan nickt lächelnd. „Sonst
nichts?“
    Isa schüttelt den Kopf. „Ich
kam nicht mehr dazu, noch etwas vom Weißen Germer hineinzugeben.“
    Was gut ist, denkt sich Joan,
da man der List durch den auffälligen Geschmack sonst wohl auf die Schliche
gekommen wäre. „Das dürfte den meisten von ihnen lediglich für einen langen
Schlaf gereichen.“
    Malcom ist
nervös aufgesprungen und reicht seinen Sohn an Agnes zurück. „Wir sollten die
Männer warnen. Wie ich Jeremy kenne, wird er dem Weinfass nicht lange
widerstehen können.“
    „Herrgott
noch mal. Wie verflucht einfältig muss man sein, um von einem Weinfass, welches
mitten unter zahllosen Vergifteten steht, auch nur einen Schluck freiwillig zu
nehmen“, ruft Malcom aufgebracht, wobei er sich neben Jeremy hockt, der sitzend
gegen die Wand lehnt, und an dessen Schultern rüttelt.
    Jeremy lacht auf. „Mal. Komm
mit! Ich zeig dir, wie man fliegt.“
    „Er hat starke Träume“, erklärt
Joan überflüssiger weise. Sie kommt neben Jeremy, um ihm eine Ampulle
Johanniskrautöl einzuflößen. „Das wirkt ein wenig gegen die Vergiftung. Er ist
groß und kräftig. Das Kraut wird ihm nicht gefährlich.“
    Die Männer um sie herum atmen
erleichtert auf.
    „Er ist zwar der Einfältigere
von uns beiden, doch schwerer wiegt hier wohl seine verfluchte Sauflust“,
bemerkt Rupert bereits wieder scherzend.
    Malcom lässt ihn los, woraufhin
Jeremy schnarchend an der Wand entlang zur Seite auf das Bodenstroh der Halle
gleitet. „Wir tragen ihn später nach oben. ... Hat schon jemand Raymond und
Blanche geholt“, fragt er an seine Männer gewandt, welche daraufhin die Köpfe
schütteln.
    „Dann erledige du es, Rupert.
Der Rest kommt mit in den Kerker. Und legt euch gleich einen dieser Halunken
über die Schulter.“
    „Äh, Joan?“ Rupert tritt vor
sie, wobei er sich verlegen an der Nase kratzt. „Könnte ich auch etwas von
deinem Wunderöl bekommen?“
    Malcom stöhnt auf und treibt
seine Männer an, die sich vor Lachen die Bäuche halten.
    Sie schultern sich einige von
Percys entwaffneten Männern über, mit denen sie dann Richtung Treppenturm
verschwinden.
    Joan mustert Rupert und kann
sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Wie viel hattest du?“
    Er zuckt die Schultern. „Ich
wollte nur einmal probieren.“
    „Nur EINMAL?“
    Er richtet die Augen gegen die
Holzbalkendecke der Halle. „Zugegeben, es waren ein paar Züge. Der Wein ist
ungewöhnlich gut.“
    „VOR oder NACH Jeremy?“
    „Schwerlich VOR ihm“, seufzt
er.
    Sie dringt nicht weiter in ihn
ein, holt stattdessen eine Ampulle mit dem Öl aus ihrer Tasche am Gürtel
hervor. „Nur die Hälfte“, gemahnt sie ihn und bricht das Wachssiegel.
    Folgsam leert er etwa die
Hälfte des Inhaltes in seinen Mund und schluckt. Mit dem Handrücken fährt er
sich über die Lippen und reicht ihr die Ampulle mit angeekelt verzogenem
Gesicht zurück.
    „Bitte tu euch den Gefallen und
nimm das Weinfass mit nach draußen. Wirf es am besten in die Schlucht.“
    Er stöhnt. „Wahrhaft eine Verschwendung.“
    Mit rollenden Augen zuckt sie
gleichgültig die Schultern. Sein von einer verdrossenen Miene begleitetes
Zögern bedenkt sie daraufhin mit einem verständnislosen Kopfschütteln.
    Er kratzt sich räuspernd an der
Stirn. „Nun ja, mancherorts mischt man eine Spur Schlafkraut ins Ale, damit es
berauschender wirkt ... “
    „Ja, eine SPUR, wohlgemerkt.
Und insbesondere, um Ale haltbarer zu machen“, unterbricht sie ihn aufbrausend.
    „Wir verdünnten den Wein mit
Wasser“, rechtfertigt er sich unbeirrt.
    „Offensichtlich reichte es
nicht“, bemerkt sie schneidend.
    Seine Stimmung wechselt
plötzlich und er kommt vertraulich nah an sie heran. „Könntest du uns etwas
davon ansetzen? Du kennst dich doch damit aus.“
    Da erst bemerkt sie, dass er
bereits berauscht ist. Im Bemühen, ihn ihre nunmehr heitere Stimmung nicht
anmerken zu lassen, legt sie eine Hand an den Mund. „Du ahnst ja nicht, welche
Nebenwirkungen solch ein Trank hat.“
    Er horcht auf. „Ja? Welche
denn?“
    „Du läufst umher wie ein
liebestoller Stier.“
    Er schaut sie mit großen Augen
an, um unvermutet aufzulachen. „Und du meinst, das könne mich abschrecken?“
Unter schallendem Lachen schlägt er sich auf die Oberschenkel, taumelt dann
urplötzlich zur Seite und fängt sich mit knapper Not an der Wand ab.
Unaufhaltsam gleitet er ächzend an dieser

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