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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Untergebenen zu
verstehen und kann sie damit ablenken. „Gehorcht dabei jedoch Beth, ihrer guten
Seele“, merkt er noch an, als die Ersten der Halle ungestüm den Rücken kehren.
Er wendet sich von ihnen ab, um an Joans Seite zu kommen. Mit einem müden
Lächeln nimmt er ihre Hand. „Komm, bevor sie sich noch besinnen und Ärger
machen.“
    Sie verlassen die Halle.
Raymond und Blanche schließen sich ihnen an, gefolgt von den Ammen mit den
Kindern. Im Treppenturm begegnen ihnen John und Amál.
    „Es ist noch nicht vorbei“,
meint Malcom zu ihnen. „Trommelt fünf Männer zusammen, lasst die Pferde satteln
und schafft die Hundemeute herbei. Ihr seid mir dafür verantwortlich, dass
dieser verdammte Stallknecht gefasst wird.“
    „Ihr kommt nicht mit“, fragt
Amál mit einem Seitenblick auf Raymond.
    Malcom schüttelt den Kopf. „Ray
wird sich endlich Blanche und seiner neugeborenen Tochter widmen. Und ich sinne
darüber nach, wie wir Percy drankriegen. ... Wenn ihr zurück seid, schickt nach
mir. ... Und lasst euch gesagt sein, dass ich es nicht dulde, wenn ihr ohne ihn
aufkreuzt. Er ist am Bein verletzt und leichte Beute.“
    „Ich hoffe, er springt nicht
wie Ulman damals in den Bach“, bemerkt John. „Ehe wir mit den Hunden seine Spur
wieder aufgenommen ...“
    „Jetzt liegt kein hinderlicher
Schnee mehr“, unterbricht ihn Malcom. „Verfolgt den Bachlauf so lange, bis ihr
seine Spur wieder habt. Das Wasser ist lediglich am Oberlauf warm. Schon bei
Farwick ist es eisig.“
    Raymond, der schwerfällig mit
Blanche zu ihnen aufgeschlossen ist, räuspert sich plötzlich. „Ich glaube, du
kannst die Sache abblasen, Mal“, wendet er ein, wobei er sich peinlich berührt
hinterm Ohr kratzt. „Er hat sich einen unserer Gäule unter den Nagel gerissen,
nachdem er mir eins übergezogen hatte. ... Sicher ist er schon über alle
Berge.“
    Malcom
stöhnt ungehalten auf und schlägt daraufhin wütend mit der flachen Hand gegen
die Rundung der Turmwand.
    „Ich hätte
nicht für möglich gehalten, dass du derart durchtrieben sein könntest“, scherzt
Joan, wobei sie den Kopf auf ihre über Malcoms Brustkorb verschränkten Hände
stützt. „Welch Blasphemie! Fürchtest du nicht den Zorn Gottes?“
    Er lächelt. „Du überschätzt
meine Gottesfurcht.“
    Joan schüttelt den Kopf. „Oh,
nicht wirklich“, erwidert sie spitz. „Doch ist es nicht verwunderlich, wie
gläubig hingegen Schufte sein können?“
    Er nickt. „Darauf baute ich.
... Und selbst DU mit deinem wachen Verstand bist nicht von allein dahinter
gekommen.“
    „Damit rechnete ich wahrlich
nicht“, platzt sie vergnügt heraus. „Überdies bin ich ebenfalls festen
Glaubens, falls es dir bisher entging.“
    Malcom nickt nachdenklich. „Der
wohl durch nichts zu erschüttern ist.“
    Sie tippt ihm lächelnd gegen
die Brust. „Du bist wahrlich mit allen Wassern gewaschen, Mann.“
    Mit herausfordernd gehobener
Braue schiebt er einen Arm unter seinen Kopf. „Das ist nicht auf meinem Mist
gewachsen, Joan. Du wärst überrascht, wie abgründig gewieft der sich so heilig
gebende Klerus sein kann.“
    „Der Einfall stammt
ausgerechnet von Gottesmännern“, ruft sie überrascht und handelt sich damit
seine spöttische Miene ein.
    „Man merkt, wie wenig Umgang du
bisher mit ihnen genossen hast. Denn sonst wüsstest du, dass solch ausgefeilte
Prüfungen stets NUR auf ihre scheinheilige Kappe gehen. Um die Wahrheit aus
jemandem herauszuquetschen, bedienen sie sich noch ganz anderer Mittel.“
    Sie schüttelt sprachlos den
Kopf.
    „Ein solch grenzenloses
Gottvertrauen, wie sie dem einfachen Volk glauben machen und abverlangen, haben
sie selbst denn doch nicht. Die Dinge, welche wichtig für ihren eigenen Vorteil
sind, nehmen sie lieber selber in die Hand, anstatt auf die Entscheidung des
Herrn zu vertrauen.“
    Sie überlegt. „Verlorst du auch
durch SIE deinen rechten Glauben?“
    Malcom schnieft ein wenig
verbittert. „Nicht durch sie. Es sind nicht alle Priesterröcke von solchem
Schlag. Anfangs war ich ebenso festen Glaubens, wie du. Nur basierte er auf
Blauäugigkeit und wenig Lebenserfahrung.“
    Joan geht nicht weiter darauf
ein. Sie weiß, wodurch sein Gottesglaube erschüttert wurde und will nicht
länger in dieser noch ungeschlossenen Wunde bohren. „Denkst du, jemand vom
Gesinde hat etwas bemerkt“, lenkt sie ab.
    Er zuckt die Schultern.
„Vermutlich nicht. Doch würde ich es nicht darauf ankommen lassen.“
    „Ja, vermutlich kann man

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