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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Noch ehe sie verdutzt Einwand erheben kann, küsst er sie leidenschaftlich,
dreht sich mit ihr herum, so dass sie unter ihm zu liegen kommt, und drückt sie
an sich, indem er ihr eine seiner Pranken unters Gesäß schiebt.
    Alles erfolgte blitzschnell.
Joan zögert nun keinen Augenblick länger und macht von ihrer sichersten Waffe
Gebrauch. Rücksichtslos rammt sie ihm das Knie in den Schritt. Er schreit
gepeinigt auf, so dass sie ihn von sich herabwälzen kann. Ächzend bleibt er auf
der Seite liegen und drückt seine Hände wimmernd gegen seinen Schoß.
    „Jetzt reicht es“, ruft sie
erbost. Während sie aufspringt, blickt sie wütend in Jeremys erschrockenes
Gesicht.
    „Joan, das hat er nicht so
gemeint! Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist“, stammelt er.
    Die plötzlich aufspringende Tür
bannt ihrer beider Aufmerksamkeit. Amál, Shepherd und Raban treten verwundert
langsamen Schrittes ein und versuchen, sich Klarheit über die Lage zu
verschaffen.
    „Was zum Teufel ist hier los?
Warum hat Rupert geschrien“, fragt Amál.
    Joan stemmt fuchtig die Hände
in die Seiten. „Ach, es ist nichts“, faucht sie. „Er ist lediglich etwas
liebestrunken von seinem heißbegehrten Wundertrank!“
    Raban drängt sich neben Amál,
um einen Blick auf Rupert zu erheischen, der sich noch immer jammernd den Schoß
hält. Darauf verzieht sich sein Mund zu einem flegelhaften Grinsen. Er
betrachtet Joan noch einen Augenblick schmunzelnd, um sich dann eiligst von ihr
abzuwenden. Prustend stürzt er aus dem Gemach und kann darauf nicht mehr an
sich halten. Sie hören sein schallendes Lachen vom Gang herein klingen. Amál
und Shepherd stimmen angesichts Joans wütender Miene vorerst verhalten ein.
Nach kurzem jedoch halten sie sich vor Lachen die Bäuche. Amál stützt sich gar
an der Wand ab und wischt sich die Tränen weg.
    Tief
durchatmend wirft Joan einen Blick auf Rupert. Er ist ein Bild des Elends. Doch
das Gelächter wirkt ansteckend. Sie beißt sich auf die Unterlippe und macht
plötzlich einem Kichern Luft. Dann gibt auch sie dem Drang nach, lauthals über
ihn lachen zu müssen. Der Einzige, der außer dem Ärmsten nicht ins Gelächter
einstimmt, ist sein Bruder Jeremy. Er bedenkt Joan mit vorwurfsvollem Blick, um
hernach die Arme versonnen über der Brust zu verschränken. Seine dunkelbraunen
Augen lassen sie dabei nicht los.
    Rupert ist
Hauptgesprächsthema an der Tafel. Er vermeidet jeglichen Blick mit Joan und
lässt die spöttischen Sprüche und zotigen Bemerkungen geduldig über sich
ergehen. Selbst Jeremy zieht nun gnadenlos über ihn her.
    „Das ist der Tag, vor dem uns
unsere geliebte Mutter immer gewarnt hat. Sie sagte: » Eines Tages wird es ein böses Ende
mit euch nehmen! «. “
    Als sich das Lachen gelegt hat,
zuckt Amál die Schultern. „Wer mit dem Feuer spielt, verbrennt sich die
Finger.“
    „Ich glaube, es brannte ihm
ganz woanders“, ruft Kenneth und hat das Gelächter auf seiner Seite.
    Ian steht plötzlich neben
Malcom und raunt ihm etwas ins Ohr. Dieser betrachtet ihn überrascht, setzt
darauf seinen Weinkelch auf dem Tisch ab und nickt. „Lass ihn vor.“
    Ian verschwindet in die
Vorhalle. Joan beäugt Malcom fragend. Er wendet sich ihr daraufhin grübelnd zu.
    „Ein Bote. Von Percy“, erklärt
er knapp.
    Joan runzelt die Stirn. „Das
ging schnell“, bemerkt sie und blickt zum Halleneingang hinüber, in welchem ein
abgehetzt wirkender Mann mit langem Umhang erscheint, den das Wappen
Northumberlands ziert. Er verharrt kurz, um sich dann auf Malcom zu in Bewegung
zu setzen. Sicheren Schrittes umrundet er die Tafel und kommt neben Malcom, vor
dem er sich notdürftig verneigt. An der Tafel herrscht plötzlich Totenstille.
    „Ich bringe Euch Nachricht von
meinem Herrn, dem Earl of Northumberland.“
    „Sprich.“
    Der Mann blickt kurz um sich.
    „Ich habe keine Geheimnisse vor
meinen Männern“, merkt Malcom dazu an.
    Der Bote räuspert sich. „Er
fordert die Herausgabe der Männer, welche gestern bei Euch eindrangen.“
    Malcom stutzt. „SEINER Männer?“
Auf das beharrliche Schweigen des Boten hin seufzt er mit gespielter
Resignation. „Warum sollte ich das tun?“
    Der Mann streift Joan mit
kurzem Blick. „Wenn Ihr seiner Aufforderung nicht nachkommt, wird er Anklage
gegen Euer Eheweib erheben.“
    Malcom lacht ungläubig auf.
„Was wirft er ihr vor?“
    „Giftmischerei und Hexerei.“
    Malcom zieht die Luft ein,
schlägt mit der Faust auf den Tisch, dass die Kelche

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