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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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diesen
Trick nur einmal anwenden“, sinnt sie nach, um sich dann seufzend neben ihn zu
legen. Matt fährt sie sich durchs Haar. „Welch ein Tag“, stöhnt sie müde. „Die
einzigen, die du nicht auf Herz und Nieren prüftest, sind Rupert und Jeremy“,
stellt sie gähnend fest.
    Er winkt jedoch ab. „Ich
vertraue ihnen. Wie all meinen Männern.“ Auf ihr nachdenkliches Schweigen hin
räuspert er sich. „Ich überprüfte jeden Einzelnen von ihnen, kenne sie schon
seit meiner Kindheit. Die einzigen, an die sie dann und wann ihr Herz hängen,
sind Mägde. Doch sie haben keine Bälger von ihnen, die sie erpressbar machen
würden. Und falls Percy es dennoch versuchen sollte, wissen sie, dass sie damit
zu mir kommen müssen. Denn was uns verbindet, ist GEGENSEITIGES Vertrauen.“
    Joan nickt gedankenversunken
und schließt todmüde die Augen. „Wir müssen Percy endlich in die Schranken
verweisen, wie man so treffend sagt.“
    Malcom stößt belustigt die Luft
aus. „In der Tat treffend. Du redest wie ein Herold während eines Turniers.“
Nachdenklich schiebt er sich den zweiten Arm unter den Kopf. „Im Grunde ist es
ja beinahe wie ein verbitterter Zweikampf zwischen Percy und mir. ... Doch bin
ich nahezu sicher, dass der Alte dieses Mal seine Finger nicht im Spiel hatte.
Offensichtlich war nicht ein Adliger unter diesen Männern. Dafür spricht auch
ihre Gier nach dem für sie ungewohnt guten Wein. Er ist besser als der
Essigfusel, den sie sich leisten können.“
    Sie horcht auf. Einigermaßen
wach blinzelt sie ihn an. „Oh, wie erklärst du dir dann die Sauflust von Rupert
und Jeremy? Sie gerieten beim Anblick des Weinfasses ebenso vollständig außer
Rand und Band.“
    Malcom winkt ab. „Die beiden
entbehren jeglichen Vergleiches.“
    Nachdenklich fährt sie sich
über die Stirn. „Wer sonst sollte es zu verantworten haben?“
    Er zuckt die Schultern. „Wir
werden sehen, wie Henry Percy auf meine Aufforderung reagiert, seine Männer
hier abzuholen“, antwortet er. „Ich hoffe, morgen etwas aus ihnen und diesen
beiden Pechvögeln unten im Kerker herauszubekommen. Doch normalerweise wäre Henry
so aufrichtig gewesen, mir diese Fehde mit einem Brief oder Handschuh
anzukündigen, wie allgemein üblich und vorgeschrieben“, sinnt er nach.
    „Das tat er doch beim ersten
Überfall ebenso wenig“, bemerkt Joan.
    „Er ließ mich damals durch John
warnen“, erinnert er.
    „Was dennoch nicht dazu
gereicht, den Burgfrieden aufzukündigen. Dies kann nur der Fehdebrief, um in
die Festung legal einzudringen. Dass Henry dir diesen nicht schon beim ersten
Male zukommen ließ, rehabilitiert ihn in meinen Augen nicht vorm zweiten
Überfall.“ Aufgerüttelt richtet sie sich in den Sitz hoch. Sie hat Blut
geleckt. „Er verdient die Acht. Du solltest ihn anklagen, Malcom. Wenn man die
Acht über ihn verhängen würde, hättest du nichts mehr von ihm zu befürchten. Er
wäre ein Rechtloser, den ein Jeder ungestraft töten könnte, verlöre jegliche
Besitztümer und seine Macht.“
    „Möglich“, lenkt er mit
wiegendem Kopf ein. „Doch er könnte ebenso schnell wieder von der Acht gelöst
werden, wenn er sich einem Gericht stellt und mir ein befriedigendes Angebot
macht. Und dann hätte ich einen mächtigen Feind.“
    „Den HAST du doch bereits“,
wirft sie heftig ein, worauf er den Kopf schüttelt.
    „Er ist mir nicht wirklich
feindlich gesonnen. Ich kann mir seinen Hass nicht leisten, Joan. Vielmehr
möchte ich zu einer gütlichen Einigung mit ihm kommen, ihn wie beim Schach zu
Zügen zwingen, die mir dienlich sind. Besonders Raymonds wegen.“
    Mit einer hilflosen Geste gibt
sie es auf, lässt sich mit geschlossenen Augen in die Kissen fallen und dreht
ihm den Rücken zu. „Du solltest dir nicht unnötig den Kopf darüber zermartern.
Lass uns endlich schlafen. Ich fühle mich wie gerädert.“ Behutsam deckt sie
Robert mit ihrer Wolldecke zu und spürt, wie sich Malcom an ihren Rücken
schmiegt.
    „Du hast vorhin ganz passabel gefochten“,
gesteht er murmelnd.
    Sie lächelt aus aufrichtiger
Freude über sein seltenes Lob.
    „Vielleicht sollte ich dir noch
den Feinschliff verpassen.“
    Joan öffnet die Augen. Sie
glaubt, sich verhört zu haben. Ungläubig wendet sie sich um und blickt ihm forschend
ins Gesicht.
    Er streicht ihr lächelnd eine
blonde Strähne aus der Stirn. „Wenn du es nicht so brauchbar gut beherrschen
würdest, wäre ich heute zu spät gekommen“, erklärt er sich. Als sie

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