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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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schüttelt
entschieden den Kopf. „Sieh dich um, wir alle hier gehören zum selben Volk. Und
diejenigen von ihm, welche vom alten Volk übrig geblieben sind, nachdem sich
dieses gegen Römer, Angeln und Sachsen und zuletzt gegen die Bedrohung durch
die Normannen nur noch durch fluchtartiges Abwandern und durch Anpassung an die
neuen Kulturen retten konnte, diese also lehnen nach altem Brauch die
Benachteiligung der Frau ab. Ich könnte dir von großen Druidinnen erzählen oder
von mächtigen keltischen Herrscherinnen, die ihr Volk in die Schlacht gegen die
Römer führten. ... Zwar bin ich noch rein keltischen Geblüts, was nicht mehr
Viele von sich behaupten können, bin direkter Nachfahre von Pikten mit einer
langen Ahnenreihe großer Merline. Doch habe ich keine Vorurteile gegen andere
Völker, Menschen mit anderen Sitten und Gepflogenheiten also, die anderen
Glaubens sind. Wie auch! Ich müsste mich ja gegen die Meinen, gegen mein
eigenes, nunmehr gemischtes Blut wenden. Doch trauere ich der alten Zeit nach,
denn ich weiß wie nur noch wenige Meinesgleichen um den kaum in Worte zu
fassenden Verlust der keltischen Kultur. Jener spirituell zentrierten Welt, die
sich in ihrer höchsten Zeit auf ganz Europa erstreckte, deren Ordnung noch
moralisch war und auf abstimmender, freier Übereinkunft basierte, wo es kein
ländliches Eigentum, sondern nur einen Besitz gab, der allen gehörte. Ganz zu
schweigen von den hochentwickelten Schulen, dem Recht eines jeden Kranken oder
Verletzten auf Behandlung, Krankenkost und Krankenlager ...“
    Joan denkt sich, dass es wohl
eine Welt war, die äußerst erstrebsam ist, in der auch sie gerne leben würde.
Ihr wird ein trauriges Lächeln von Rian zuteil, bevor dieser mit dem Kinn in
ihre Richtung ruckt.
    „Diese Fähigkeiten, welche dich
so sehr verunsichern, schlummern in jedem Menschen. Doch nur sehr Wenige sind
reif, sie nutzen zu können und zu dürfen. Wenn du als eine Fremde dazu geeignet
wärst, würde ich dich ohne Zögern unter meinen Schülern aufnehmen. Dieses
Wissen darf nicht zur Gänze aussterben. Es wurde vom nach Macht strebenden
Christentum überwältigt, obwohl Christus letztlich offenbar von dem gleichen
Wissen erleuchtet war. So macht es nichts aus, dass mein Volk den christlichen
Glauben annahm. Denn sie verehren nun im Grunde dieselbe Kraft, wie früher ihre
Ahnen. Letztlich steht hinter jedem wirklichen Glauben die EINE, die wahre
Grundkraft, die alles schöpft. Nur darf das alte Wissen, sie friedlich zu
nutzen, nicht in Vergessenheit geraten.“ Er betrachtet sie nunmehr
eindringlich. „Du besitzt den zweiten Blick. Ich weiß nicht, warum und zu
welchem Zweck. Ich könnte dich lehren, damit zu heilen. ... Doch mit eben jenem
zweiten Blick ist es mir möglich, in dir zu lesen, wie in einem Buch. Und was
ich sehe, reicht mir aus, um gewarnt zu sein. In deinem Herzen wohnt der Hass.
... Du bist klug und begehrenswert schön. Ich fürchte, du könntest zu Wissen
kommen, welches streng gehütet und nur an jahrelang Erprobte weitergegeben
wird. Das aufzuschreiben seit Anbeginn verboten ist, damit es nicht in die
falschen Hände gerät. Mit einem einzigen Lied oder Spruch vermag sich der,
welcher sich darauf meisterhaft versteht, Zugang zur Schöpfung zu verschaffen.
Zu dieser friedlichen Kraft, mit welcher auch absolute Zerstörung möglich ist,
die die Seele eines Kundigen wie die Saiten einer Fiedel in Schwingung
versetzt, sie mit ihrem melodischen Urklang durchströmt, in Einklang bringt und
wie aus eigener Kraft klingen lässt.“ Er schüttelt vehement den Kopf. „Auch
wenn ich dich lediglich in der Heilung unterwiese, könnte alles aus den Fugen
geraten. Es geschähe nicht zum ersten Male.“
    „Ich hörte von Druiden, die Kriegskunst
UND Magie lehrten“, wirft sie ein, nicht mehr weit vom Aufgeben entfernt.
    „Zwei Dinge, die nicht
miteinander vereint werden dürfen, wie ich dir zu erklären versuche. ... Ich
bin bemüht, aus den Fehlern meiner Vorgänger zu lernen.“
    Sie begreift, dass sie ihn
nicht umstimmen kann und lässt den Kopf hängen. „Was rätst du mir. Wie soll ich
damit umgehen?“
    „Ich gebe dir den Rat, fortan
nicht mehr mit dem zweiten Blick zu sehen. Es würde dir durch deine
Unwissenheit nur schaden“, antwortet er mit nachdrücklichem Ton. „Wenn dir
wirklich nur am alten keltischen Heilwissen gelegen ist, dann studiere die
alten irischen Schriften“, speist er sie ab, bevor er ihr zur Verabschiedung
knapp zunickt und sie

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