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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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sie
sind voneinander berauscht und verlieren sich in ihrer gegenseitigen Umarmung.
    Joan
fröstelt trotz Malcoms wärmendem Körper unter ihr sowie seinem als Decke
genutzten Surkot. Doch empfindet sie den Augenblick als zu schön, um ihn roh zu
unterbrechen. Sie will, dass er ewig währt.
    Er bemerkt ihr Zittern und küsst
ihre Stirn. „Lass uns zurückgehen. Sie suchen sonst noch nach uns.“
    „Nein, lass uns doch noch eine
kleine Weile so liegen bleiben“, bittet sie. Er umarmt sie daraufhin etwas
enger und streichelt über ihre kühle Haut.
    „Wir waren lange genug hier. Es
muss schon nach Mitte der Nacht sein“, erklärt er unnachgiebig, wobei er sich
mit ihr aufrichtet.
    Sie seufzt schwermütig. „Diese
Nacht mit dir werde ich für immer in meinem Herzen bewahren.“
    Er küsst ihre kalten Lippen.
„Ich auch“, erwidert er und streicht ihr versonnen durchs lange Haar bis hinab
zur Taille. „Doch nun komm, du bist eiskalt.“
    Sie ziehen sich in der Stille
der Nacht ihre klamme Kleidung über. Die Frösche haben schon längst ihr
ohrenbetäubendes Spektakel eingestellt. Selbst das Schilf steht ganz still, da
sich kein Lüftchen mehr regt. Nur die Glühwürmchen schwirren noch lautlos
umher. Alles andere scheint friedlich unter einer Decke aus leichtem Nebel, die
insbesondere über dem Wasser hängt, zu schlummern.
    Sie gehen durch das feuchte
Gras auf einen rötlich schimmernden Punkt zu, der zunehmend anschwillt. Bald
dringen dumpfe Stimmen an ihr Ohr. Schließlich verhalten sie in der Nähe des
heruntergebrannten Feuers und beobachten verwundert ein wütendes Getümmel aus
schreienden, wehklagenden und maßlos betrunkenen Männern, die sich handfest
raufen.
    „Natürlich. Was hätte ich von
meinen Männern auch anderes als eine Schlägerei auf meinem Hochzeitsfest
erwarten sollen“, grollt Malcom ernüchtert. Er stemmt verärgert die Hände in
die Hüften und versetzt Kenneth, der grölend rückwärts auf sie zu taumelt einen
derben Tritt ins Hinterteil. Dieser torkelt daraufhin schwungvoll gegen einen
kräftigen Bauersmann, welcher ihm tüchtig eins mit einem splittrigen Holzscheit
überzieht.
    Malcom atmet lautstark durch.
„Ich verspüre nicht die geringste Lust, mich hier einzumischen. ... Komm, lass
uns Robert holen und verschwinden.“
    Joan kichert. „Sie kriegen wohl
mächtig eins auf die Nasen. Es sieht danach aus, als wären sie zu betrunken, um
sich noch ihrer Haut wehren zu können.“
    „Die sind alle gleicher Maßen
besoffen. Die Gentleman haben wohl nicht mit meinen wehrhaften Bauern
gerechnet“, knurrt er. „Die sind einiges durch die Schotten gewöhnt.“ Seine
Augen flackern schadenfroh auf. „Wenn sie wieder nüchtern sind, wird es sie
mächtig grämen.“

Burgherrin mit
Ochsenziemer und Schreibstock
    Es ist
bereits taghell, doch liegen sie noch immer im Bett und räkeln sich genüsslich.
Die Nacht war einfach zu kurz. Robert hatte sie wie immer quietschvergnügt bei
Tagesanbruch geweckt. Joan hat ihn verschlafen seiner Amme in den Arm gedrückt
und sich wieder neben Malcom gelegt. Nun hört sie lautes Getrappel von vielen
Pferdehufen unten über den Hof schallen.
    „Deine Raufbolde sind
eingeritten“, murmelt sie, um daraufhin Malcoms verstimmtes Brummen zu
vernehmen. Es erinnert sie an seinen Groll, als sie sich damals mit Nigel
geprügelt hatte. Sie beneidet seine Männer nicht.
    Vom Gang draußen erklingen
Stimmen. Jemand schreit plötzlich und es schlägt etwas gegen ihre Tür.
    Malcom fährt wutschnaubend
hoch. „Jetzt reichts“, ruft er zornig, wirft die Decke zur Seite und springt
aus dem Bett. Joan setzt sich auf und erblickt ihn splitternackt an der Tür. Er
reißt diese fuchtig auf, so dass ihm Miriam, ihrer Stütze beraubt,
Gleichgewicht suchend rücklings in die Arme fällt. Er kann sie auffangen und
stellt sie ruppig auf die Füße. Als sie ihn in seiner Blöße gewahrt, weiß sie
vor Scham nicht, wohin sie ihre Blicke richten soll.
    „Was zum Teufel geht hier vor
sich“, ruft er und fasst Amál direkt vor ihm ins Auge. Dieser hat ihm den
Rücken zugekehrt und wendet sich kreidebleich im Gesicht zu ihm herum. John
steht hinter ihm mit vor Zornesröte glühendem Gesicht.
    Joan reißt vor ahnungsvollem
Entsetzen die Augen auf. Eilig springt sie aus dem Bett und schlüpft in ihre
Kleider.
    „Hast du gewusst, dass sie es
miteinander treiben“, hört sie John aufgebracht fragen.
    Sie kommt neben Miriam, deren
Wange der rötliche Abdruck von fünf großen

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