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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Fionas Sohn.“ Sie
vermeidet mit Absicht den Namen seines Vaters, der ihm jedoch ganz
offensichtlich nicht unbekannt ist. Auf seine verständnislose Miene hin hebt
sie beschwichtigend die Hände. „Vater, er kann doch nichts dafür.“
    „Nein. Aber du musst doch
zugeben, dass es eine verfluchte Ironie des Schicksals ist. Sein Vater tötete
alle deine Geschwister und du rettest ihm zum Dank dafür das Leben seines Bastards.“
    „Nicht zum Dank. Eher aus
Vergebung.“
    „Das ging schnell“, äußert er
ungehalten. Er würdigt Leander keines Blickes mehr.
    Blanche drängt ihn zur Seite
und betrachtet das Kind. Sie blickt Joan bestürzt an, um Rupert daraufhin
umgehend das Bündel zu entwenden. „Mein Gott. Wie schlimm sind seine
Verletzungen?“
    Joan atmet durch. „Schlimm
genug. Doch er ist stark und wird es überleben. ... Was mussten wir soeben
vernehmen? Man hat die beiden Verräter getötet?“
    Gerold nickt niedergeschlagen.
„Ein Seitenhieb Percys. Er hat es wohl nicht ganz verwunden, derart schlecht
bei der Einigung weggekommen zu sein. Jetzt ist die Gerichtsverhandlung
fraglich. Wir haben unser Druckmittel gegen ihn verloren. Wenn wir vor Gericht
gehen, wird er nicht zögern, Raymond vorher aus dem Wege räumen zu lassen.“
    Joan rauft sich die Haare.
„Weiß Malcom inzwischen Bescheid?“
    „Der Bote müsste ihn längst
erreicht haben. Wir erwarten ihn schon seit gestern zurück.“
    „Dann haben sie ihn abgefangen.
Sie wollten verhindern, dass Malcom davon erfährt“, schließt sie.
    „Aber das wäre unsinnig. Er
muss es schließlich wissen, um seine Pläne bei Gericht zu ändern.“
    „Wie du schon feststelltest,
sie haben es auf Raymond abgesehen. Warum noch bis zur Verhandlung warten. Wenn
Percy ihn töten lässt, ist er auf der sicheren Seite.“
    Gerold nickt. „Ich weiß. Doch
derart skrupellos kann doch selbst er nicht sein!“
    „Ich traue ihm alles zu.
Offenbar hat er etwas zu vertuschen.“ Auf die fragenden Mienen Gerolds und
Raymonds hin fährt sie fort. „Ich glaube, er könnte größeren Anteil an Rogers
Machenschaften gehabt haben, als er zuzugeben bereit ist. ... Vater, du bist
hier nicht mehr länger sicher.“
    Raymond winkt ab. „Sicherer als
draußen allemal“, knurrt er nachtragend.
    Sie schüttelt jedoch den Kopf.
„Das sehe ich anders. Wir können nicht auf jeden achten, der die Burg betritt.
Täglich kommen etliche Bauern, um ihre Abgaben zu leisten. Und jeder weiß, dass
du hier bist.“
    Raymond stemmt herausfordernd
die Hände in die Seiten. „Du willst, dass ich fliehe“, fragt er ungläubig.
    „Du wähnst dich zu sicher
hinter diesen Mauern. Sie trachten dir nach dem Leben, wie eh und je. Mit dem
Unterschied, dass jetzt kaum Männer zu deiner Verteidigung zur Verfügung
stehen. Unterwegs rechnet niemand mit dir. Hier hingegen sitzt du wie auf dem
Tablett. ... Wenn du Northumberland erst einmal verlassen hast, bist du aus dem
Machtbereich Percys heraus. Es wird ihm schwer fallen, seinen Einfluss im West
Riding geltend zu machen.“
    „Und wenn ihn jemand als
Geächteten verrät? Er würde die Untersuchungshaft nicht überstehen“, bemerkt
Blanche besorgt. „Noch weniger die peinliche Vernehmung unter der Folter, denn
eine gütliche Verhörung würde man ihm als Verräter wohl nicht angedeihen
lassen.“
    „Percys Leute würden ihn
freilich nicht verraten und das Wagnis eingehen, dass er vor Gericht kommt und
auspackt“, wirft Gerold ein. „Joan hat Recht. Ihr solltet Farwick Castle
verlassen.“
    „Wohin sollen wir uns wenden?
Amál wird sicher keinen Freudensprung machen, wenn wir seine Familie in Gefahr
bringen“, gibt Blanche zu bedenken.
    Joan indes legt ihr
beschwichtigend die Hände auf die Schultern. „Wir sind eine Familie und halten
zusammen. Lasst uns Malcom einholen und mit ihm beratschlagen. Packt nur das
Nötigste zusammen, wir werden keine Saumpferde mitführen. Später können wir
noch immer etwas nachkommen lassen.“
    „Ich werde euch begleiten“,
bedeutet Gerold, woraufhin Joan nickt.
    „Gib zehn Waffenknechten
Bescheid, sie mögen sich ebenfalls bereithalten. Sobald wir sicher bei Amál
angelangt sind, macht ihr euch wieder auf den Rückweg und sichert Farwick
Castle ab.“
    Raymond schüttelt bedächtig den
Kopf. „Die drei hätten mich doch auch gleich töten können, warum diese
Umstände.“
    Gerold legt ihm eine Hand auf
die Schulter. „Ich bin jetzt sicher, sie wollten es tun, wäre Joan ihnen nicht
in die Quere

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