Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
Vom Netzwerk:
mit angenehm warmer Stimme. Sie hat einen fremdartigen Akzent. „Du
stehst unter unserem Schutz.“
    Raymond nickt nachdenklich.
„Ich danke euch.“ Sein Gesicht wird plötzlich von einem Lausbengellächeln
erhellt, mit welchem er auf sie zukommt. Geschwind fasst er sie um die Taille
und hebt sie hoch. „Awin, die Zeit ist spurlos an deiner Schönheit
vorbeigegangen.“
    Sie lacht überrascht auf. Dann
knufft sie ihm mit gespielter Empörung gegen die Brust, woraufhin er sie
grinsend wieder absetzt.
    „Ray, charmant wie eh und je!“
Sie wuschelt ihm vertraulich durchs Haar. „Aber du bist weiß geworden.“
    Er lächelt verschmitzt. „Das
heißt WEISE, Awin“, verbessert er.
    Sie schmunzelt und droht darauf
kopfschüttelnd mit dem Finger. „Die Zeiten sind längst vorbei, dass du meine
Worte verbessern musstest!“
    Sie lachen gut gelaunt. Joan
überlegt, dass sie das Alter ihres Vaters haben muss und gibt ihm insgeheim
Recht. Sie wirkt mindestens zehn Jahre jünger.
    „Willst du mir nicht die beiden
zauberhaften Frauen an deiner Seite vorstellen?“
    Raymond legt die Hände auf
Blanches und Joans Schultern. „Blanche“, stellt er vor. „Die Frau meines
Herzens und Mutter zweier meiner Kinder.“
    Die Frauen umarmen sich
lächelnd. „Meintet Ihr eben wirklich IHN mit charmant“, fragt Blanche mit
gespielter Ungläubigkeit.
    Awin lächelt. „Ich gebe zu,
sein Charme kommt meist etwas derb zum Ausbruch.“
    Sie lachen vergnügt, während
Raymond missbilligend den Kopf schüttelt.
    Dann legt er beide Hände auf
Joans Schultern.
    Awin hebt Einhalt gebietend die
Hand. „Ich weiß. Du musst Joan sein.“
    Joan nickt, wechselt Leander
auf einen Arm und lässt sich von Awin in eine herzliche Umarmung ziehen. Awin
duftet zart nach Veilchen.
    „Als ich dich das letzte Mal
sah, warst du nur halb so groß“, murmelt diese, während sie zu ihr aufblickt.
    Sie lachen daraufhin erheitert.
    „Wir haben es sehr bedauert,
eurer Vermählung nicht beigewohnt zu haben. Doch eure Einladung kam viel zu
kurzfristig.“
    Joan nickt beipflichtend. „Wir
mussten es immer wieder verschieben und wollten den günstigen Zeitpunkt nicht
erneut ungenutzt verstreichen lassen.“
    Awin lächelt nachsichtig. „Amál
hat viel von dir erzählt. ... Ray, ihre Schönheit schmeichelt dir, mein
Lieber“, bemerkt sie.
    Ein wütendes Schnauben und der
entsetzte Schrei eines der Stallburschen reißen sie aus ihrem Geplauder. Brix
gebärdet sich äußerst ungestüm auf den Versuch eines Stallknechtes hin, ihn
wegzuführen, woraufhin Malcom hinzueilt, um seinem Pferd mit beruhigenden
Worten ins Zaumzeug zu greifen.
    Beunruhigt blickt sich Joan
nach Robert um und erstarrt, als sie ihn neben einer unbekannten Kreatur auf
dem Pflaster des Hofes in ihrer Nähe knien sieht. Arglos streicht er der etwa
zwei Spannen messenden kleinen Gestalt, welche an ein Kleinkind erinnert,
allerdings mit einem Schwanz und dichtem, braunen Fell versehen ist, über den
Kopf. Das Wesen ist mit einem Hemdchen bekleidet und scheint zu ihrer
Erleichterung friedfertigen Gemüts zu sein. Unaufhörlich verzieht es zu Roberts
hörbarem Vergnügen das haarlose, roséfarbene Gesichtchen zu lustigen Grimassen.
Ihr geht auf, dass es sich um einen Affen handeln muss. Ray hatte ihr einmal
von solch menschenähnlichen Tieren von seinem Kreuzzug erzählt.
    Amál klatscht in die Hände,
womit er ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkt. „Kommt herein. Ihr seid sicher
müde und hungrig.“
    Sie folgen ihm zum trutzigen
Wohnturm.
    Agnes nimmt Robert entgegen
dessen offenkundiger Entrüstung an die Hand. Der Affe springt zu Joans
Verwunderung an Awin empor, als diese an ihm vorübergeht, um es sich auf deren
Schulter bequem zu machen. Awin nimmt das Tier daraufhin wie selbstverständlich
in den Arm. Niemand außer Joan scheint über die Szene verblüfft.
    „Wieso lässt sich Timothy nicht
blicken“, fragt Raymond.
    Awin winkt
ab. „Ihr müsst ihn entschuldigen, er gab heute eine Jagd für die Gäste und ist
noch nicht zurück. ... Wir erwarten ihn jeden Augenblick.“ Als sie Isa neben
sich gewahrt, die den Affen mit sehnsüchtigen Blicken bedenkt, überlässt sie
ihn ihr mit einem Lächeln. Offenbar ist sie erleichtert, den kleinen Quälgeist
für eine Weile los zu sein.
    Joan lässt
sich erschöpft neben Leander auf das breite Bett fallen. Das Bettzeug ist
frisch bezogen. Es duftet zu ihrer Verwunderung angenehm nach Rosen. Ihr Gemach
ist geräumig und überaus wohnlich

Weitere Kostenlose Bücher