Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
Vom Netzwerk:
fehlt mir ein beim Wasser lassen
überaus brauchbarer Zusatz, der es mir erlaubt hätte, ohne mich halb nackt
machen zu müssen einfach auf den Misthaufen zu pissen“, giftet sie zurück, worauf
er erschrocken zu Awin hinüber blickt und sie am Arm beiseite zieht. Er kann
sich eines Grinsens nicht erwehren.
    „Ich bin dir überaus dankbar,
dass du dich beherrschen konntest, nicht unter aller Augen im Stehen zu
pinkeln, Frau“, gesteht er leise, wobei seine Augen belustigt funkeln. „Es
hätte deinem Auftritt hier die Krone aufgesetzt.“ Auf ihr Kichern hin nickt er
lächelnd zum niedrigen Tisch mit dem Weidenkörbchen hinüber, der beim ersten
Durchgang die Lose enthielt. „Es wurde bereits gezogen. Hier, lies selbst,
gegen wen du antrittst.“ Auf ihr misstrauisches Zögern hin kann er ein
belustigtes Schmunzeln nicht unterdrücken. „Du musst ziehen“, beharrt er
jedoch.
    Sie tut es, hält den letzten,
nur noch lose zusammengerollten Zettel dann abwägend zwischen den Fingern und
betrachtet Malcom plötzlich enttäuscht. „Gegen dich“, meint sie ernüchtert.
„Schade. Ich hoffte, noch ein wenig dabei bleiben zu können“, fährt sie
schwermütig fort, während sie den Zettel entrollt. Ungläubig heftet sich ihr
Blick auf die sorgfältig mit brauner Tinte geschriebenen Buchstaben und ihr
entfährt ein überraschter Schrei.
    Mit einem herzlichen Lachen
legt ihr Malcom eine Hand auf die Schulter. „Komm. Beeil dich. Ihr seid die
Nächsten.“ Er lacht nochmals auf. „Ich war noch nie gespannter auf einen
Kampf“, frohlockt er.
    Joan lässt den Zettel mutlos
sinken. „Mal, ich kann nicht. Er ist viel zu gut.“
    Er klopft
ihr aufmunternd die Schulter und stülpt ihr einen Helm mit Nasenspange über den
Kopf. „Du wirst noch staunen, was du alles kannst.“
    Joan geht
in Kampfstellung und macht sich Mut. Ihr Gegenüber ist annähernd einen ganzen
Kopf größer als sie und betrachtet sie warmherzig aus strahlend grünen Augen.
    „Wie früher, Johanna“, meint er
beinahe wehmütig, worauf sie lächelt. Dann greift sie an. Er pariert
unversehens und stößt sie zurück. „Nicht so zaghaft“, lacht er. „Ich werde dir
nichts schenken.“
    „Das sollst du auch nicht“,
antwortet sie bissig und führt eine listige Kombination aus, die ihr Malcom
erst kürzlich zeigte. Er wehrt ihre Angriffe gelassen ab und fällt auch nicht
auf ihren vorgetäuschten Hieb herein.
    „Kommt mir bekannt vor“,
bemerkt er erheitert. „Rate, von wem dein Meister einst lernte.“
    Auf ihr erschrockenes Gesicht
hin verfällt er in belustigtes Kichern, um nun seinerseits anzugreifen. Die
Folge seiner Hiebe ist auch ihr vertraut. Und sie könnten schneller kommen, wie
sie ermutigt feststellt. Sie wartet ab, bis er den Schwertarm erwartungsgemäß
erhebt und stößt blitzschnell gegen sein Herz vor. Mit einem überraschten Aufschrei
springt er zur Seite und schlägt ihr beinahe das Schwert aus der Hand. Nun geht
Joan auf, warum Malcom derart gespannt auf diesen Kampf war. Sie kennen beide
die Kombinationen des Gegners und standen sich dennoch seit Jahren nicht im
Kampf gegenüber. Raymond greift erneut und mit überraschender Durchschlagskraft
an und auch dieses Mal erkennt sie, was er im Schilde führt. Sie kann ihn
erfolgreich abwürgen, wobei sie ihm gefährlich zu Leibe rückt. Dabei greift sie
nicht länger auf die Kniffe zurück, die ihr Malcom zeigte, um eine
Durchschaubarkeit ihrer Taktik zu vermeiden. Sie fechtet nun wie früher
ausschließlich nach Gefühl und ihrer Eingebung. Auch Raymond ist dazu
übergegangen. Doch weniger schnell und wendig. Joan setzt ihm immer gnadenloser
zu, wird mutiger und einfallsreicher.
    Raymonds Einfallsreichtum steht
dem ihren jedoch in nichts nach. Im Gegenteil. Und ihm kommt dabei jahrelange
Kampferfahrung zugute. Plötzlich bemerkt sie seine Falle und kann nur knapp
einem entsetzlichen Hieb ausweichen, indem sie sich zu Boden wirft. Ihre
gewonnene Selbstsicherheit vermag dies jedoch nicht zu erschüttern. Sie pariert
im Liegen eine weitere Attacke und schlägt ihm mit einem Tritt die Beine weg,
sodass auch er zu Boden geht. Noch ehe er sich recht besinnt, hat sie ihm die
Klinge an die Kehle gesetzt.
    Begeistertes Gejohle bricht
aus. Joan kniet schwer atmend vor ihrem auf dem Hinterteil sitzenden Vater und
nimmt mit einem breiten Grinsen das Schwert herunter.
    „Dich reitet wohl der Teufel,
deinen alten Vater zu schlagen“, empört er sich atemlos. Er zerrt sie am
Kettenhemd zu

Weitere Kostenlose Bücher