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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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gegen ihn. Es
hat den Anschein, er wolle einen Schwarm lästiger Fliegen verscheuchen. Ulman
seinerseits scheint sich einen Spaß daraus zu machen, seine Ausweichmanöver wie
einen geschmeidigen Tanz erscheinen zu lassen und erntet bereits amüsiertes
Gelächter. Plötzlich geht ein erstauntes Raunen durch die Reihe der Männer auf
ihrer Bank, als er einem mörderischen Hieb durch eine rücklings geführte
Luftrolle entgeht. Wieder sicher auf den Füßen gelandet weicht er einem
erneuten Streich hintenübergelehnt aus, während er seinem wütenden Gegenüber
einfach das Schwert aus der Hand tritt. Die Waffe schleudert nach oben durch
die Luft und spickt neben Ulman haargenau in einer Fuge des Hofpflasters auf.
Er zieht sie mit gespielter Verwunderung heraus, um sie tölpelhaft ihrem
Besitzer zurückzureichen, indem er sie beinahe fallen lässt und ihm die Spitze
der Klinge versehentlich gegen die Brust setzt.
    Nun hält es niemanden mehr auf
seiner Bank. Selbst Awin vergisst für einen Moment ihre Vornehmheit und springt
unter begeistertem Rufen und Klatschen hoch. Es ist, als würden ihn die
Zuschauer mit tosendem Beifall für eine Vorstellung belohnen. Und tatsächlich
verbeugt sich Ulman vor seinem Publikum, sowie dann artig vor seinem genervten
Gegner. Er klopft ihm aufmunternd die Schulter, wobei er etwas zu ihm sagt.
Nachdem er ihm dann das Schwert zurückgegeben hat, wendet er sich zur
Siegerbank. Als er bei ihnen anlangt, macht ihm Joan lächelnd Platz. „Wozu
führst du eigentlich ein Schwert mit dir?“
    Er setzt sich mit einem Lächeln
auf den Lippen neben sie. „Es soll die Aufmerksamkeit meines Gegners von mir
ablenken.“
    Sie schmunzelt vergnügt über
seine ungewöhnliche Antwort, um dann jedoch nachdenklich zu werden. Verstohlen
betrachtet sie ihn von der Seite.
    Er zieht daraufhin fragend eine
Augenbraue hoch.
    „Spieltest du mit Gabriel
ebenfalls wie die Katze mit der Maus? ... Oder machtest du nicht viel
Federlesens?“
    Er betrachtet sie überrascht
und ernüchtert zugleich. Dann blickt er starr geradeaus auf das nächste
Kampfgetümmel. „Das willst du nicht wirklich wissen.“
    Joan atmet aufgewühlt aus.
Daraufhin nickt sie kaum vernehmbar. „Ich hatte wahrlich Glück, dir damals
nicht begegnet zu sein.“
    Er schnieft verächtlich und
wirft ihr einen unergründlichen Blick zu, sieht jedoch rasch wieder nach vorn.
    Sie schweigen sich an.
    „Du lebtest etwa zwei Jahre bei
Dorrit, deiner einstigen Amme, und ihrem Erdbeerbauern“, unterbricht er es
schließlich leise. „Zuvor verweiltest du einige Wochen beim alten Ellingsby. Er
war einsam und nahm dich mitleidig auf, bis ihm das Alter ein Schnippchen
schlug und er ganz plötzlich das Zeitliche segnete. Ganz zu schweigen von
deinen unzähligen Aufenthalten im Wald bei den wilden Leuten.“
    Joan zieht erschrocken die Luft
ein und starrt ihn entsetzt an. „Das war dir bekannt“, fragt sie bestürzt,
worauf er grimmig nickt. „Aber ...“ Seine plötzliche Niedergeschlagenheit lässt
sie verstummen. Er streift sie mit einem flüchtigen, doch eindringlichen Blick,
der ihr die Sprache vollends verschlägt. Fieberhaft versucht sie, sich einen
Reim auf seine Worte zu machen. Er wusste gar von ihrem kurzen Aufenthalt bei
Ronald, einem alten Freund der Familie, auf dem benachbarten Ellingsby Castle.
Darüber hinaus von ihren Besuchen bei der alten Gwen. ... Somit hatte er
genügend Gelegenheiten, sie zu töten ... und tat es dennoch nicht. Was mag ihn
dazu bewogen haben? Sie sucht fragend seinen Blick, doch er weicht ihr aus.
    Ratlos sieht auch sie nach vorn
und gewahrt plötzlich Malcom im Kampf gegen Jeremy. Aufmerksam verfolgt sie
Malcoms vortreffliche Kombinationen. Es folgt Schlag auf Schlag in
atemberaubend schneller Folge. Er lässt Jeremy kaum Zeit zum Parieren. Dieser
hat jedoch laut vernehmbar noch genug Luft zum Fluchen. Er weicht dabei vor den
geschwind ausgeführten Angriffen zurück. Sie spürt mit einem Male Ulmans Blick
und wendet sich ihm zerstreut zu. Er betrachtet sie versonnen. Seine Pupillen
sind geweitet und lassen seine schönen veilchenblauen Augen dunkler als
gewöhnlich erscheinen. Joan ist nicht sicher, ob er sie soeben mit dem zweiten
Blick beobachtet und was er in ihren Farben zu sehen vermag. Ihr wird
unheimlich zumute. Ein flüchtiges Lächeln huscht über sein Gesicht, bevor er
seine Aufmerksamkeit wieder dem Kampf widmet.
    „Ulman? Was hat das zu
bedeuten. Ich finde, du bist mir eine Erklärung

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