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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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volles Vertrauen.“
    Ulman nickt.
    „Wohl denn. Dann setz ihn auf
die Liste, John.“ Sein Blick wandert zu Joan. „Und du bleibst dabei?“
    „Natürlich. Ich will
schließlich sehen, wo ich stehe.“
    Sie erntet belustigtes
Gelächter. Malcom indes zwinkert ihr aufmunternd zu und sie antwortet ihm mit
einem verschwörerischen Lächeln.

Das Turnier
    Die Nacht
war sternenklar, dementsprechend klirrend ist die Kälte, welche sie an diesem
Herbstmorgen empfängt. Atemwölkchen bilden sich vor Joans Mund und Nase, als
sie einen wütenden Hieb ihres hünenhaften, jedoch etwas plump fechtenden
Gegners ächzend pariert. Es handelt sich um einen von Amáls Männern namens
Bernard. Anfangs hielt er es für einen Scherz, gegen sie antreten zu müssen.
Mit den ersten Schwerthieben jedoch löste Überraschung seine Überheblichkeit
ab. Mittlerweile ist seine Geringschätzung purer Ungläubigkeit und der Furcht
vor einer Blamage gewichen. Seine Kraft nützt ihm nicht viel gegen Joans
Wendigkeit. Leichtfüßig tänzelt sie um ihn herum, wie der Wolf um den Bären,
verhält abrupt, so dass er gegen die noch flach stehende Sonne blickt, und
attackiert ihn erneut in schneller Folge, um seinen gnadenlosen Hieben
zuvorzukommen. Geduldig wartet sie auf einen Fehler, bemerkt frohlockend, dass
ihm allmählich die Kräfte schwinden. Ihre unzähligen Übungen mit Malcom haben
sie gestählt und gereichen ihr zu einem eindeutigen technischen Vorteil. Sie
muss Malcom zugestehen, dass er ihr Können weit besser einzuschätzen vermochte,
als sie selbst. Bernard ist dazu übergegangen, bei jedem seiner Hiebe
furchteinflössend zu brüllen. Doch kann es sie nicht einschüchtern. Im
Gegenteil. Da sie es durchschaut, frohlockt sie gar über diese offenkundliche
Bezeugung seiner Schwäche. Er sammelt seine letzten Reserven und geht noch
einmal in die Offensive. Sein beidhändig geführter Angriff erschüttert sie bis
ins Mark, als sie pariert. Schwerfällig holt er noch einmal aus und landet
einen Treffer auf dem reifüberzogenen Pflaster, nachdem sie ihm wendig auswich.
Joan wirbelt herum und setzt ihm die Klinge gegen die vom Kettenhemd
ungeschützte linke Seite gleich unterhalb seiner Achsel, noch ehe er die Arme
wieder hochreißen kann. Wenn sie den Stich ausgeführt hätte, wäre er tödlich
gewesen. Er lässt sein Schwert fallen und ergibt sich kopfschüttelnd. Malcoms
Männer brechen in begeistertes Gejohle aus. Triumphierend streift sich Joan die
Kettenhaube ins Genick und winkt ihnen lachend mit dem Helm zu. Dann beugt sie
das Haupt achtungsvoll vor ihrem Gegner, welcher es ihr gleich tut und
schlendert gemächlich über den Burghof zu den fellbedeckten Bänken, auf welchen
bereits eine ansehnliche Zahl von Männern Platz genommen hat, die in ihrem
ersten Kampf als Sieger hervorgingen. In ihren Mienen liest sie Verwunderung,
mitunter auch Befremden. Als Rupert etwas beiseite rutscht, setzt sie sich
neben ihn.
    Er betrachtet sie verschmitzt
von der Seite. „Malcom muss dich zur Brust genommen haben“, bemerkt er. „Du
hast etwas von seinem Kampfstil.“
    Joan reißt überrascht die Augen
auf. Sie empfindet seine Worte als ein unerhörtes Kompliment. „Du schmeichelst
mir, Rupert. Aber es ist wahr. Er nahm mich unter seine Fittiche.“
    Er schmunzelt kopfschüttelnd.
„Sie schließen bereits Wetten ab, wie weit du kommst.“
    Joan atmet durch und richtet
auf den Klang des Hornstoßes hin den Blick wieder nach vorn auf das Kampffeld.
Sie hätte nicht zu träumen gewagt, solch immense Fortschritte gemacht zu haben.
    Die nächsten Kämpfer stehen
sich gegenüber. Joan verengt die Augen zu zwei Schlitzen, um deren Gesichter
besser zu erkennen. Der Kleinere von beiden ist Ulman. Bei seinem Gegner
handelt es sich erneut um einen von Amáls Rittern. Gespannte Ruhe tritt ein,
als sie Kampfhaltung annehmen.
    Der Größere eröffnet mit einem
angriffslustig gezielten Hieb. Ulman weicht ihm gelassen aus, nimmt nicht
einmal das Schwert nach oben. Stattdessen verlagert er einfach das Gewicht.
Seine Bewegungen sind erstaunlich schnell und sicher und verraten den Gaukler
in ihm. Auch auf erneute Ausfälle seines Gegners reagiert er mit überaus
geschicktem Ausweichen. Amáls Mann ist ob dieses unüblichen Kampfgebarens
irritiert. Offenbar hat er keine Ahnung von den artistischen Fähigkeiten seines
Gegenübers, wähnt ihn stattdessen als einen einfachen Ritter. Er versucht, sich
zu sammeln. Dann sticht er erneut und diesmal in schneller Folge

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