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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Gambeson, kommt strauchelnd auf die Füße und ergreift ihn. Eilig lässt
sie ihn zu Ulman herab.
    „Halte dich fest!“ Als sie den
Widerstand spürt, zieht sie aus Leibeskräften am Stoff. Dabei richtet sie sich
nach hinten gelehnt immer weiter auf, geht schließlich ein wenig zurück und
stemmt die Stiefel in den Schnee. Als endlich Ulmans triefnasser Blondschopf
vor ihr auftaucht, stöhnt sie erleichtert auf. Er hievt sich hoch auf den
Schnee, kriecht noch ein Stück weg vom Loch und lässt sich erschöpft vorn über
auf alle Viere fallen.
    „Nach Sankt Mattheis geht kein
Fuchs mehr übers Eis“, spöttelt er atemlos und lacht auf, was jedoch in einem
erstickten Husten endet. Erschöpft sinkt Joan vor ihm auf die Knie.
    „Das wäre erst in zwei
Monaten“, erwidert sie müde und legt sich auf die Seite. Sie ist unglaublich
erschöpft, will sich nur einmal kurz ausruhen.
    „Deswegen dachte ich mir ja
nichts dabei“, keucht er, wobei er zu ihr herüber sieht. „Du hast mir das
verdammte Leben gerettet“.
    Mit einer kraftlosen Geste
winkt sie ab und schließt die Augen. Ulmans zunehmend langsam gehender Atem
begleitet sie in eine Art Dämmerzustand.
    „Joan!“
    Seine Stimme dringt wie aus
weiter Ferne zu ihr vor. Sie fühlt sich unsanft ins Gesicht geschlagen und
stöhnt. „Lass mich“, murmelt sie. Er schlägt sie jedoch weiter, dann gar so
arg, dass es schmerzt. Sie wird wütend und versucht, die Augen zu öffnen.
    „Verfluchter Hurensohn, ...
sieht so dein Dank aus?“, schimpft sie matt, worauf sie sein verhaltenes Lachen
vernimmt.
    „Joan, steh auf!“ Er streicht
ihr sanft übers Gesicht. „Joan.“
    Seine Stimme ist plötzlich ganz
nah. Sie spürt etwas Weiches, angenehm Warmes auf ihren Lippen. Dann begreift
sie, dass er sie küsst und schlägt die Augen auf. Hitze breitet sich mit einem
Male in ihrem Körper aus und belebt sie. Ihr Herz rast wie noch nie in ihrem
Leben. Es droht ihr aus der Brust zu springen. Ihr Körper scheint sich selbständig
zu machen. Zögernd erwidert sie seinen Kuss, der ungleich aufregender als alles
ist, was sie je an Küssen erlebte. Gleichzeitig verspürt sie ein immer
heftigeres Verlangen und nimmt sein Gesicht fordernd zwischen die Hände. Sie
küssen sich ungestüm, kommen kaum zu Atem. Seine Lippen wandern an ihrem Hals
herab. Ihre Haut brennt wie Feuer unter seinen Liebkosungen. Sie muss jedoch
ganz plötzlich an Malcom denken und besinnt sich entsetzt. Er bemerkt es und
verharrt. Durchatmend lehnt er seine Stirn gegen die ihre.
    Als sie ihm den Zeigefinger
über die Lippen legt, nickt er.
    „Es war mehr, als ich je zu
hoffen wagte“, raunt er.
    Sie nimmt erneut sein Gesicht
zwischen die Hände und drückt ihn ein wenig von sich weg. Forschend sieht sie
ihm in die Augen.
    Mit vertraut traurigem Lächeln
ergreift er eine ihrer Hände, küsst deren Schnittwunde auf der Innenfläche.
    Joan lässt ihn los und richtet
den verschwommenen Blick unglücklich in den dunkler werdenden Himmel.
    „Joan?“ Er betrachtet sie
grüblerisch.
    Durchatmend setzt sie sich auf
und fasst ihn ins Auge.
    „Warum hast du das getan? ...
Ich wünschte, du hättest mich nie geküsst!“ Mit aufkochender Wut schlägt sie
ihm ins Gesicht.
    Er lässt sich überrascht nach
hinten fallen, reibt sich im Schnee sitzend die Wange und blickt sie verwirrt
an.
    „Wo warst du nur, warum kommst
du erst jetzt“, fragt sie ihn aufgebracht, wobei sie sich fahrig die Tränen von
den Wangen wischt.
    Ulman horcht erstaunt auf.
    Joan schüttelt den Kopf. „Es
ist zu spät“, flüstert sie.
    Er lässt die Hand sinken und
betrachtet sie fassungslos. Daraufhin schüttelt er den Kopf, zuerst kaum
merklich, dann zunehmends heftiger und springt auf die Füße.
    Joan lässt ihn nicht aus den
Augen.
    „Alles, nur das nicht“, haucht
er entsetzt und fährt sich übers Gesicht.
    Sie blickt auf ihre
zerschnittenen Hände in ihrem Schoß, schließt flüchtig die Augen und sammelt
sich. „Ganze zwei Jahre dachte ich jeden Tag an dich, ... summte dein Lied. Der
Gedanke an dich machte mein Leben erträglich.“ Sie blickt zu ihm auf und
bemerkt seine Betroffenheit.
    Er atmet durch. „Du bist vor
mir davongelaufen“, ruft er aufgebracht. „Warum? Ich wartete am nächsten Tag
vergeblich in der Halle auf dich.“
    Joan greift sich verwirrt an
die Stirn. „Ich vermochte es nicht. ... Sie zwangen mich, Thornsby Castle in
aller Frühe zu verlassen“, erklärt sie stammelnd, was durchaus stimmt. Doch ist
es nur

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