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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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nickt.
    „Versprich es“, fordert er
eindringlich, wobei er sich gar etwas hochstützt.
    Bar jeglichen Gefühls blickt
sie ihm in die Augen. „Ja, ich verspreche es dir.“ Sie hört die schreienden
Rufe des Schwanes und wird unweigerlich an das Lied erinnert, das Ulman einst
sang. Sie schluchzt.
    Ulman scheint denselben
Gedanken zu haben. Er lässt sich erheitert schniefend auf ihre Beine
zurücksinken und streicht ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Wenn das keine
würdige Verabschiedung ist ...“
    Alles weitere nimmt Joan wie
durch einen Nebel hindurch wahr. Ein Gerichtsdiener lässt Ulman auf die Bibel
schwören, die Wahrheit zu sagen. Sie dringen daraufhin mit Fragen in ihn ein.
Dann vernimmt sie wieder seine Stimme. Ihr wird mit einem Male klar, dass sie
sich ihm geöffnet hat. „Bediene dich“, murmelt sie, woraufhin ihr schlagartig
schwindelig wird. Sie betrachtet ihn mit dem zweiten Blick. Ein Arm aus Licht
zweigt von seinem Kopf zu ihr ab und saugt ihre Kraft auf. Sie ist erstaunt,
wie schnell es vonstatten geht. Plötzlich ist sie so schwach, dass sie nur noch
schlafen will. Er lässt von ihr ab und sie verschließt sich wieder, indem sie
sich einfach vorstellt, ihren Körper mit einem unsichtbaren Schleier zu
verdecken.
    Der Gerichtsdiener notiert
Ulmans Worte, dessen Stimme immer häufiger stockt. Schließlich scheinen sie
sich zufrieden zu geben. Sie sieht, wie Ulmans Lebenslicht schwächer wird und
gibt den zweiten Blick entsetzt auf. Seinen Tod möchte sie mit ihren normalen
Sinnen wahrnehmen. Sie ergreift seine kühle Hand. Er drückt sie noch einmal.
Dann erschlafft sein Griff und sein Kopf auf ihren Beinen gleitet mit starrem
Blick zur Seite.
    Wie aus weiter Ferne vernimmt
sie ihr eigenes Schluchzen. Sie zieht ihn an sich, vergräbt ihr Gesicht in
seinem weichen Haar und wiegt sich mit ihm vor und zurück. Sie ist untröstlich.
Ein Gefühl, nie wieder lachen zu können, umklammert ihr Herz mit eisigem Griff.
Sie blickt hoch in die wärmende Sonne, die unbeeindruckt vom noch immer blauen
Himmel herabscheint. Alles ist wie zuvor, als wenn nichts geschehen wäre. Und
der Schwan singt.

Zerbrochenes
Glück
    Sie weiß
nicht, wie sie zurückgekommen ist, findet sich niedergeschlagen auf ihrem Bett
wieder und ist völlig kraftlos. Malcom sitzt aschfahl neben ihr, weicht ihrem
Blick aus. Sie bemerkt, dass er seinen Ring abgezogen hat und versonnen
zwischen den Fingern dreht. Als sie ihre Hand unter größter Kraftanstrengung
nach ihm ausstreckt, wendet er sich von ihr ab. Schwerfällig erhebt er sich und
bleibt ihr mit dem Rücken zugekehrt vor dem Bett stehen. „Er hatte dich, Joan“,
raunt er. Er hat es nicht als Frage formuliert.
    Sie
schweigt schockiert und beobachtet machtlos, wie er sich langsam zu ihr
herumdreht. Asserstande, etwas zu erwidern, schüttelt sie nur matt den Kopf.
Hilflos sieht sie ihm dabei zu, wie er ohne ein weiteres Wort den Ring nimmt,
um diesen achtlos neben ihr aufs Bett zu werfen. Mit einem Ruck wendet er sich
von ihr ab und verlässt das Gemach. Joan bleibt der Verzweiflung nahe zurück.
Nie zuvor in ihrem Leben fühlte sie sich so elend, wie in diesem Augenblick.
Wenn auch noch Malcom sie verlässt, weiß sie nicht mehr, aus welchem Grunde sie
weiterleben soll. Selbst der Gedanke an ihre Kinder kann sie kaum trösten. Mit
verschwommenem Blick streckt sie den Arm aus und angelt nach seinem Ring. Er
ist noch warm. Sie umschließt ihn mit der Hand und zieht diese wieder zu sich
heran. Fest hält sie ihn umklammert, damit er ihr nicht entgleitet. Ohne, dass
sie es abwenden könnte, sinkt sie zurück in einen erschöpften Schlaf.
    „Joan!“ Sie
schrickt zusammen.
    Jemand stützt sie hoch. Nur
widerwillig öffnet sie die Augen. Rupert ist über ihr und stopft ihr die Kissen
unter den Rücken. Sanft legt er sie darauf zurück. Er blickt ihr beunruhigt ins
Gesicht.
    „Joan. Du musst wieder zu
Kräften kommen. Hier.“ Er nimmt eine dampfende Holzschüssel mit einem Löffel
vom Schemel neben dem Bett. Ohne, dass sie viel dagegen ausrichten könnte,
flößt er ihr eine kräftige Brühe ein. Diese belebt sie etwas. Es klopft kurz an
und die Tür öffnet sich. Amál tritt ein und kommt besorgt neben sie.
    Joan betrachtet Rupert und
schüttelt den Kopf.
    „Aber du hast kaum etwas davon
zu dir genommen“, bemängelt er, um ihr dann eine Hand auf die Stirn zu legen.
Sie kommt ihr angenehm kühl vor. „Du fieberst“, stellt er aufgewühlt fest, was
ihr ein spöttisches

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