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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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abgekühlt ist. Du kannst es beschleunigen, indem du ein Gefäß nimmst
und das Badewasser kühler schöpfst. ... Und bade dich ordentlich lange darin.
Wenn es zu kalt wird, sollte es genug sein.“
    Er nickt verstehend. „Eins noch:
wohinein hänge ich mich da?“
    Sie grinst. „Salbei, Kamille,
Walnussschalen und Zinnkraut wohl gemischt.“
    Er scheint sich die Namen
einzuprägen, so dass sie verhalten lacht. „Du machst mir wohl bald Konkurrenz.“
    Er lächelt gequält. „Spotte
nur.“
    „Es wäre nicht das erste Mal,
dass aus der Not eine Tugend wird.“
    Angespannt bläst er die Luft
aus. „Ich kann dir nicht genug danken.“
    Sie winkt
gähnend ab. „Nimm in der nächsten Zeit keinen Lauch zu dir. Er fördert die
Eiterbildung.“ Sie schüttelt sich, um die Müdigkeit abzuwerfen. „Und vergiss
nicht, das Feuer im Kamin zu löschen, wenn du zu Bett gehst. An der nächsten
Feuersbrunst wollen nicht WIR die Schuld tragen“, und lässt ihn allein.
    In den
darauffolgenden Tagen erholt sich Rupert rasch. Er bereitet sich immer des
Nachts heimlich seine Bäder und lobt sie als reinste Wohltat. Auch die Auflagen
aus dem Scabiosenkraut stellt er sich dabei selbst her und kocht gleichzeitig
seine Bruechtücher aus.
    Malcom wird im Hinblick auf die
Vernehmung von Tag zu Tag nervöser. Er besteht immer wieder darauf, mit ihr
nochmals alles durchzusprechen. John steht ihnen dabei mit guten Ratschlägen
zur Seite.

Der Gesang des
Schwanes
    Es ist der
Tag, an dem sie vor dem königlichen Gericht aussagen sollen. Joan trägt
Männerkleidung. Als sie nach Westminster aufbrechen, strahlt die Sonne von
einem stahlblauen Himmel herab. Die Männer sind guter Laune und nehmen Joan und
Malcom schützend in ihre Mitte. Malcom hatte auf diese Maßnahme bestanden. Amál
wies seine Männer ebenfalls dazu an. Ulman reitet neben Joan und wird zunehmend
schweigsamer. Sein Augenmerk gilt der Umgebung. Vom verkrüppelten Bettler,
einem vermummten Aussätzigen, der die Menschen mit einer Rassel vor sich warnt,
über Viehhirten bis hin zum Bettelmönch, Edelmann, Krämer, Markt- oder gar
Klageweib eines Trauerzuges entgeht niemand seinen argwöhnischen Blicken. Auf
der London Bridge zu ihrer Linken, der einzigen Brücke Londons über die Themse,
herrscht der übliche Betrieb. Ein ständiger Strom von Passanten, welche die
Stadt nach Süden verlassen oder an den Wachhäusern zu beiden Enden der Brücke
um Einlass in die Stadt bitten, wenn sie von der Wache angesprochen werden. Wie
froh Joan ist, dass ihr dieses Mal das Südtor mit seiner zur Schau Stellung der
auf Lanzen aufgespießten Köpfe von Verrätern erspart bleibt. Wie gut hat sie
noch die gegen Krähenfraß und die Witterung geteerte Fratze von William Wallace
in Erinnerung, mit welchem dieser Kult begann. Wie schon so oft fragt sie sich
auch an diesem Tage insgeheim, wann wohl einmal einer der vielzähligen kleinen
Brückenbögen unter der Last der sich auf der Brücke dicht an dicht drängenden
Wohn- und Geschäftshäuser, ja gar einer Kapelle, zusammenbricht. Das Rauschen
der vier großen Wasserräder unter der Brücke begleitet sie noch ein gutes Stück
auf ihrem weiteren Weg. Als sie sich Cheapside mit den quirligen Straßenmärkten
nähern, ist Ulman besonders wachsam. Doch ohne Zwischenfälle erreichen sie
Ludgate, das westlichste der Stadttore, welches ebenfalls als Gefängnis dient,
und verlassen London. Sie halten sich an die Fleet Street, reiten einfach
geradeaus. Die Straße folgt dem Lauf der Themse, die in einem engen Bogen
abrupt nach Süden abbiegt.
    Sie erreichen Westminster mit
seinen Wohn- und Verwaltungsgebäuden und schließlich das Gelände des
herrschaftlichen Palastes von Westminster, dem Regierungssitz. In dessen Großer
Halle, der größten und herrlichsten im Lande, tagen die königlichen Gerichte.
Natürlich nur, wenn gerade kein Parlament abgehalten wird. Doch dies geschieht
nur dreimal im Jahr.
    Der riesige Palast liegt nur
ein paar Steinwürfe von der Themse entfernt. Ein herrlicher Schwan am Ufer
stößt seine schallenden Rufe aus. Diese übertönen die aus entgegengesetzter
Richtung kommenden Geräusche der üblichen Bauarbeiten an der in der Nähe
befindlichen Westminster Abbey, der Abtei, in welcher Englands Könige gekrönt
und beigesetzt werden. Das dumpfe Schlagen von Hammer und Meißel der Steinmetze
dringt bis zu ihnen vor. John führt ihren Trupp an und steuert auf einen der
belebten Eingänge des Palastes zu. Männer in langen, oft

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