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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Lächeln entringt.
    „Wie mütterlich du bist“,
flüstert sie heiser.
    Amál setzt sich neben sie.
„Joan, du musst etwas essen. Denk an das Kind, das du trägst.“
    „Lasst mich allein“, erwidert
sie mit weinerlicher Stimme.
    Amál jedoch schüttelt den Kopf.
„Du hast seit zwei Tagen nichts gegessen. Wir bleiben so lange hier, bis du die
Schüssel geleert hast.“
    „Ich will nicht“, antwortet sie
verzagt, wobei ihr die Tränen kommen.
    Amál wendet sich daraufhin
seufzend an Rupert, um ihm die Schüssel aus der Hand zu nehmen. „Ich mach das
schon.“
    Rupert nickt und lässt sie
allein.
    „Wo ist Malcom“, fragt sie ihn
leise, woraufhin er ihrem Blick ausweicht.
    „Mit ihm kannst du momentan
nicht rechnen“, tut er ab. „Hier. Zwing mich nicht, dir das Zeug mit Gewalt
einzuflößen. Ich würde nicht davor zurückschrecken.“
    Sie lässt sich von ihm einen
vollen Löffel in den Mund schieben und schluckt.
    Er atmet schwermütig durch und
füttert sie weiter. Als er ihre Tränen bemerkt, lässt er den Löffel sinken, um
sie fragend anzublicken. „Er hat dir wirklich viel bedeutet, was?“
    Sie wischt sich die Tränen weg.
    Amál nickt verstehend. „Macht
mich irgendwie verdammt eifersüchtig.“ Auf ihre überraschte Miene hin lächelt
er versonnen und zuckt dann die Schultern. „Du bist nicht der einzige Mensch
mit zwiespältigen Gefühlen.“ Er rührt die Brühe um, bevor er sie unbarmherzig
weiterfüttert. „Ist beruhigend, dass selbst er dich nicht dazu verleiten
konnte, Malcom zu betrügen“, murmelt er. Doch an seinem verunsicherten Blick, mit
dem er sie mustert, erkennt sie seine versteckte Frage.
    Sie schluckt einen Mund voll
Brühe hinunter und schließt die Augen. „Wenn ich das hier nicht überstehen
sollte, kannst du es ihm offenbaren“, raunt sie matt, um gleich darauf seinen
harten Griff am Arm zu spüren.
    Er schüttelt sie. „Du wirst
gefälligst diese Todessehnsucht ablegen. Glaubst du, es würde Ulman freuen,
wenn du ihm nachfolgst?“
    Der Gedanke daran ist nur allzu
verführerisch. Sie wird ruhiger, will nur noch dieser Müdigkeit nachgeben. Doch
sein schmerzhafter Griff lässt es nicht zu. „Ich will doch nur schlafen“,
jammert sie daraufhin.
    „Du darfst gleich schlafen. ...
Wenn du die Brühe gegessen hast“, antwortet er unerbittlich.
    Sie spürt den Holzlöffel an den
Lippen und stöhnt gequält. Wut kocht in ihr hoch, so dass sie alle Kraft
zusammen nimmt und den Löffel wegschlägt. Als sie die Augen öffnet, verbirgt er
sein Grinsen.
    „Komm schon, bring es hinter
dich, bevor alles kalt ist“, fordert er sie mit versöhnlicher Stimme auf.
    „Ich werde dir das heimzahlen“,
knurrt sie, wobei sie von dem eiligst in ihren Mund geschobenen Löffel
abgewürgt wird.
    Er nickt.
„Das hoffe ich.“
    „Nein“,
stöhnt sie, während sie versucht, die Hände wegzuschlagen, die ihr das Leibhemd
hochziehen wollen. Ihr ist heiß und sie ist unsagbar müde.
    „Joan, auch wenn du mich gleich
dafür hassen solltest, ich muss mir deine Wunde ansehen.“
    Sie schlägt die Augen auf und
blickt in Ruperts besorgtes Gesicht. Er atmet durch, um ihr dann das Hemd über
den Kopf zu ziehen. Die Kühle, welche sie daraufhin empfängt, tut ihr gut.
    Gleichgültig betrachtet sie
seine beunruhigte Miene. Er tastet schmerzhaft über die Wundränder auf ihrer
Brust, was sie gequält das Gesicht verziehen lässt.
    „Die Wunde ist brandig“,
murmelt er und sieht ihr aufgelöst in die Augen. „Ich schicke nach dem Alten.
In der Zwischenzeit behandle ich dich mit den Resten meiner Kräuter. Die
Krankheitszeichen sind ja ähnlich.“
    Sie deutet ein Lächeln an und
nickt. „Durst.“ Ihre Stimme ist kratzig.
    Er füllt einen Becher aus einem
Wasserkrug, den er ihr dann an die Lippen setzt. Als sie gierig trinkt, rinnt
die Hälfte daneben. Doch sie genießt die willkommene Kälte des Wassers auf
ihrem Hals.
    „Joan, sag mir, was ich tun
soll“, verlangt er verzweifelt.
    „Kalt“, murmelt sie und schläft
wieder ein. Doch scheinbar gleich darauf erwacht sie durch eine fürchterliche
Kälte. Sie findet sich in einem Bottich mit eisigem Wasser wieder. Rupert ist
bei ihr und stützt sie, damit sie nicht untertaucht. „Du musst kämpfen, Joan“,
raunt er. Patrick kommt hinter ihm zum Vorschein und hält einen getränkten
Verband sowie einen Becher in den Händen. Letzteren reicht er Rupert. Dieser
setzt ihn ihr an die Lippen, und sie trinkt lustlos davon. Die Bitterkeit

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