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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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einer
geschlossenen Formation weit entfernt. Es sind wilde Horden von Highländern,
die unter schrecklichem Gebrüll auf sie zustürzen.
    Joan schlägt ihrem Pferd
alarmiert die Fersen in die Flanken, um es am Heer vorbei nach vorn zu lenken.
Das Tier jedoch tänzelt nervös von einem Huf auf den anderen. Es macht keine
Anstalten, ihren Anweisungen nachzukommen. Sorgenvoll blickt sie noch einmal
nach vorn auf ein riesiges Schlachtross seitlich der dichtgedrängten Reihen der
Vorhut, dessen Pferdedecke Malcoms Wappen trägt. Es ist zu ihrer Verzweiflung
plötzlich reiterlos. Behände gleitet Joan vom Rücken ihres scheuenden Pferdes.
Das trabt daraufhin flugs Richtung Bannock Burn davon. So schnell sie ihre
Beine tragen läuft Joan am Heer vorbei nach vorn. Wo Brix steht, kann Malcom
nicht weit sein. Sie betet, dass er noch am Leben sei. Das Fußvolk scheint für
einen Augenblick wie gelähmt. Die Menschen starren schockiert ihrem fliehenden
König hinterher oder blicken gebannt nach vorn auf das frische feindliche Heer.
Joan indes bahnt sich unbeirrt einen Weg an den Massen der Fußsoldaten vorbei.
Sie fürchtet, dass diese in wenigen Augenblicken nicht mehr zu halten sind. Da
erreicht sie die hinterste Linie der Panzerreiter, welche sich wieder zu einem
einzigen Schiltron formiert haben. Verbittert kämpfen sie in der wachsenden
Hitze der morgenlichen Sommersonne, der Erschöpfung nahe, gegen die vordrängenden
Schotten an. Wo man vor Kurzem noch grimmig still vor sich hin focht, um seinen
Atem zu sparen, macht sich nun die Verzweiflung in lautem Fluchen Luft.
Zusammen mit dem Getöse der Waffen und dem Stöhnen der Verwundeten ist es ein
gräulich anzuhörendes Schlachtengebrüll, das sich Joan da entgegenwirft. Als
die ersten von ihnen die neue schottische Einheit bemerken, entringen sich
ihren Kehlen entsetzte Schreckensrufe. Die Schlacht scheint verloren. Sie haben
tapfer und ehrenhaft gekämpft, doch es war von Anbeginn nicht ihre Schlacht
gewesen. Sie hatten die falsche Führung, kämpften nach falscher Strategie und
ihre Waffen waren die falschen. Darüber hinaus das ganze Gelände, der verdammte
aufgeweichte Untergrund!
    „Joan!“
    Bestürzt blickt sie um sich.
Unzählige Tote und Verletzte liegen am Boden, sowohl Menschen, als auch Pferde.
Sie sind über und über mit Schlamm besudelt. Die schwache Stimme, welche ihren
Namen rief, hörte sich nicht wie jene von Phil an. Dennoch konnte es nur die
seine sein, da niemand sonst um ihre wahre Identität weiß. Beinahe fällt sie
über ihn und erstarrt. Die Beine versagen ihr den Dienst, so dass sie neben ihm
auf die Knie geht. Es ist ihr unmöglich, die Augen von seinem geschundenen,
schlammüberzogenen Körper abzuwenden. Jemand hat ihm die Bauchhöhle
aufgeschlitzt. Er hat sich in seine geöffneten Gedärme verstrickt. Ein
unbeschreiblicher Gestankt entströmt dem Brei, der aus diesen hervorgetreten
ist und sich mit Blut und der Schlammkruste auf Phil vermischt hat.
    „Willst du unbedingt mit uns
draufgehen“, keucht er wütend. Doch er scheint völlig kraftlos, legt den Kopf
matt zurück in den Morast. „Mach ein Ende, Joan“, haucht er und tastet nach
ihrer Hand. Als sie daraufhin entsetzt die Augen aufreißt, drückt er
eindringlich ihre Finger. „Bitte.“
    Sie schluckt.
    Er tastet nach seinem Dolch und
zieht ihn aus der Scheide. Behutsam legt er ihn ihr in die Hand. „Ich habe
nicht mehr die Kraft dazu“, murmelt er.
    Sie schließt die Augen und
nickt. Er hilft ihr, das Messer an die richtige Stelle zu setzen. Als sie die
Augen wieder öffnet, lächelt er sie verstohlen an. „Ein verfluchtes Sinnbild,
dass du mir gleich das Messer ins Herz stößt. ... Seitdem ich dich das erste
Mal sah, fühlte es sich ständig so an.“
    Sie beugt sich weinend zu ihm
herab, legt ihre Stirn gegen die seine. „Du wirst mir fehlen, Phil.“
    Er grinst. „Dafür hat es sich
doch gelohnt, zu leben“, feixt er.
    Sie blicken sich schweigend in
die Augen.
    Phil atmet vernehmlich durch.
„Versprich, dass du mir nicht bald hinterherfolgst“, fordert er und sie nickt
schniefend. „Gott!“ Schmerzgeplagt verzieht er das Gesicht. „Ich hab’ ne
verfluchte Angst, Joan“, gesteht er, was sie bewiegt, das Heft seines Dolches
mit beiden Händen fest zu umklammern, wie, um sich selbst Mut zu machen. Sie
ist darum bemüht, ihn nicht ihr eigenes Grauen spüren zu lassen. Bedächtig
beugt sie sich zu ihm herab, legt ohnmächtig die Stirn gegen die seine.
    „Hab’ keine

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