Die rote Farbe des Schnees
Barriere, drängen die Reiter zu
Joans Bestürzung gar etwas zurück. Das Getöse der an Helmen und Harnischen
berstenden Piken ist grauenhaft, schlimmer noch die Schreie der ausgeweideten
Pferde. Joan ist starr vor Entsetzen. Fassungslos fragt sie sich, wie lange
dieses Blutbad noch gehen soll, als wiederum ein Trompetenstoß erklingt. Die
Truppen ziehen sich daraufhin etwas zurück, hinterlassen Leichen und sich im
Todeskampf windende Pferde und Menschen. Das niedergetrampelte Gras des
Schlachtfeldes ist von Blut rot gefärbt.
Während sich die Reiter auf
beengtem Raume sammeln, deckt ein erneuter Pfeilhagel die Schotten ein, dieses
Mal aus einer anderen Richtung kommend. Joan blickt sich um. Die Bogner haben
es über den Pelstream Burn zu ihrer Rechten geschafft. Von dort senden sie nun
ihre unbarmherzigen Pfeile. Diese reissen empfindliche Löcher in die Front der
Schotten, welche wohl demnächst von den Panzerreitern attackiert werden sollen,
wenn der Pfeilhagel wieder erlischt. Doch dieser setzt zu früh aus. Verwundert
wendet sich Joan wieder nach rechts und wird Zeuge, wie die Bogenschützen von
der leichten schottischen Reiterei in einem einzigen Angriff einfach
niedergerannt werden. Joan rinnt ein eisiger Schauer über den Rücken. Ist sie
sich doch der Tragweite des grausamen Geschehens voll bewusst. Denn es ist ein
entsetzlicher Verlust. Sind sie doch nunmehr ihrer wirkungsvollsten Waffe gegen
die dichten Schiltrons beraubt!
Trompetensignale blasen hastig
zum erneuten Angriff, um dem Feind keine Möglichkeit zu geben, sich zu ordnen.
Was von der schweren englischen Reiterei noch übrig ist, stürmt ungehalten los,
über Tote und Verletzte hinweg. Der Angriff trifft die durch den Pfeilbeschuß
ins Wanken gekommenen Igelstellungen mit großer Wucht. Besonders jene direkt
vor Joan beim Bannock Burn. Etliche ihrer Reihen brechen ein. Die Vorhut setzt
den schottischen Speeren und Äxten mit Lanzen, Keulen und Schwertern zu. Joan
fiebert mit ihnen. Desgleichen die Fußsoldaten in ihrem Rücken, nach deren
anfeuerndem Rufen zu schließen. Sie haben durch die Beengtheit des
Schlachtfeldes nicht die geringste Möglichkeit, den Panzerreitern zu Hilfe zu
kommen. Es ist verwunderlich, dass sich diese, zahlenmäßig dem Feind weit
unterlegen, bisher so gut halten konnten. Die Schlacht tobt, scheint sich einem
atemberaubenden Höhepunkt zu nähern. Vielleicht vermögen die Reiter doch noch,
die schottische Linie zu durchschlagen. Auch der linke gegnerische Flügel
wankt, wird jedoch unverzüglich durch Abzug noch unverbrauchter benachbarter
Einheiten am Pelstream Burn verstärkt. Zu Joans Bestürzung stabilisiert sich
die feindliche Linie allmählich. Die Schotten kämpfen verbissen in
disziplinierter Geschlossenheit. Etwas, das Joan bei den eigenen Truppen
vermisst. Dort fechtet ein jeder für sich in einzelnen Angriffen, sucht nach
ritterlichem Brauch den Zweikampf, streitet tapfer mit dem Mut der
Verzweiflung. Der Weg durch die feindlichen Reihen bleibt ihnen allerdings
verwehrt. Bisher hatte Joan Malcom nicht aus den Augen verloren. Er kämpft mit
seinen Männern im hiesigen Flügel in der Vorhut. Atemlos verfolgt sie ihre
verzweifelten Versuche, eine Lücke in das Meer der Speere zu reißen, sieht
entsetzt mit an, wie Steven einfach aufgespießt wird. Er stürzt vom Pferd,
welches daraufhin wie viele andere reiterlose Tiere kopflos zurückrennt, um die
erschreckt zurückweichenden vordersten Reihen der Fußsoldaten in heilloses
Durcheinander zu versetzen. Verletzte schleppen sich den Tieren hinterher,
bleiben vor dem Heer der Fußtruppen erschöpft im aufgewühlten Schlamm liegen.
Joan bemerkt plötzlich mit
Grausen, dass sich die Schiltrons auf ganzer Linie langsam, doch unaufhaltsam
wieder auf sie zu bewegen. Sie drängen die Panzerreiter zurück. Bald werden
diese auf die eigenen Reihen stoßen. Nicht auszudenken, wenn das Heer ins
morastige Gelände in seinem Rücken und der beiden Flussufer gezwungen wird!
Ein beinahe geschlossener
Aufschrei geht plötzlich durch das Heer. Joan verrenkt sich den Hals, um der
Ursache auf den Grund zu gehen. Dann erblickt sie die königliche Standarte
jenseits des Pelstream Burn. Der König setzt sich mit seiner Leibgarde Richtung
Stirling Castle ab! Viele Ritter folgen ihnen.
Es scheint für die Schotten das
lang erwartete Signal zu sein. Denn bisher unbemerkt strömt von der Hochebene
her eine weitere riesige feindliche Einheit zu ihnen herab. Jedoch von
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