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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Gesicht,
schüttelt ganz langsam den Kopf. „Das kann nicht sein“, raunt er. Fassungslos
fährt er sich über die Stirn. „Welch ein Wahnsinn“, ruft er bestürzt aus.
    Sie senkt den Blick auf ihre im
Schoß verschränkten Hände. Eine harte Ohrfeige schlägt ihr den Kopf zur Seite,
was sie entsetzt zu ihm aufsehen lässt. Ihre Wange brennt von den Metallringen
seines Kettenhandschuhs und sie legt eine Hand dagegen. Er ist wütend. Es ist
das erste Mal, dass er Hand an sie gelegt hat. Ihr schießen vor Demütigung und
empfundener Ungerechtigkeit die Tränen in die Augen.
    Malcom betrachtet sie daraufhin
erschrocken, legt eine Hand in ihren Nacken und zieht sie reumütig an sich. Es
tut ihr gut und stimmt sie etwas versöhnlich. Dann hält er sie aufgebracht
wieder von sich ab. Im selben Moment erklingt wildes Geschrei aus einem Meer
von Kehlen. Die Schotten stürzen vor, da die Panzerreiter damit begonnen haben,
zu weichen. Diese kommen ihnen am hiesigen Flügel direkt entgegen oder setzen
sich bereits vorher Richtung Bannock Burn ab.
    Ein wirres Durcheinander
entsteht um sie herum. Jeder sucht sein Heil in der Flucht. Joan fährt hoch und
packt Brix’ Zügel.
    „Los, reite“, schreit Malcom
sie an, um die Schlachtrufe zu übertönen. Als sie ihn unbeirrt hochstützen
will, schüttelt er zornig den Kopf und stößt sie weg. „Ich komme nicht auf Brix
hoch“, ruft er böse.
    Joan streckt die Hand nach Brix
aus, tätschelt ihm flüchtig über die Nüstern, um seine volle Aufmerksamkeit zu
haben, und senkt eilig die flache Hand vor seinen Augen. Das Tier lässt sich
daraufhin gleichgültig in den Schlamm herab.
    Malcom schüttelt ungläubig den
Kopf, gibt sich dann jedoch einen Ruck und kriecht auf dem Bauch zu seinem
Pferd. Mit schmerzverzerrter Miene zieht er sich in den Sattel.
    Joan gibt dem treuen Tier
Zeichen, sich zu erheben, was es sogleich anstandslos befolgt. Sie nimmt Brix
an den Zügeln und gibt Fersengeld. Dabei lenkt sie das Schlachtross zwischen
den fliehenden Menschenmassen in Richtung zum Ufer des Bannock Burn. Bis
dorthin trennt sie noch ein schmaler Streifen sumpfigen Geländes, dessen kleine
Rinnsale und Ströme zwar teilweise durch Holzplanken überbrückt wurden, doch
werden diese nun bereits zur Gänze durch die Vielzahl der Fliehenden
beansprucht.
    Joan ist ganz ruhig. Malcom ist
bei ihr. Ihr Geist arbeitet so rege wie noch nie. Alles um sie herum scheint
sich etwas langsamer zu bewegen. Das Heer flieht über Bannock Burn und
Pelstream Burn. Die Schotten sind ihnen dicht auf den Fersen.
    Die Hauptmasse des Heeres auf
der hiesigen Seite flieht zu Joans Linken in Richtung Bannock Burn. Am
eigentlichen Flusslauf angekommen prallen die Männer vor dem breiten
Wassergraben zurück, werden jedoch unter dem Druck der Nachkommenden
unbarmherzig vorangedrängt, so dass sie übereinander stürzen und gar mitsamt den
Pferden ins Wasser fallen. Die Überzahl des Fußvolkes kann nicht schwimmen,
viele ertrinken. Die Ritter und Barone in ihren schweren Rüstungen vermögen
sich vereinzelt ans andere Ufer zu retten, die meisten befreien sich jedoch
nicht mehr aus den Fluten. Die Fußtruppen auf der anderen Seite, welche nie
einen Fuß über den Fluß gesetzt hatten, sind längst Hals über Kopf geflohen.
Vergeblich hatten sie im Laufe der Schlacht versucht, dem Heer über den Fluss
zu Hilfe zu kommen. Wenngleich nicht besonders enthusiastisch.
    Joan befindet sich in weniger
starkem Getümmel, dafür in größerer Nähe zu den sich auflösenden Linien des
Feindes. Sie wagt keinen Blick zurück. Damit Brix nicht unter ihrer beider Last
zu tief im Schlamm versinkt, führt sie ihn zu Fuß durch das morastige
Ufergelände. Dabei versackt sie bis zu den Knien im torfigen Morast, manchmal
noch tiefer. Verbissen kämpft sie sich vorwärts, tritt in die unzähligen
versenkten Fußstapfen vor ihr. Vor Anstrengung schmerzen ihr bereits nach
Kurzem die Muskeln ihrer Beine, da sie der Sumpf nur ungern und unter boshaftem
Schmatzen bei jedem ihrer Schritte frei gibt. Es ist, als wolle er sie
verschlingen. Als sie endlich das fließende Wasser des Flusses erreichen,
stürzt sich Joan waghalsig hinein. Unzählige Männer vor ihnen tauchen unter
Wasser und nicht wieder auf. Joan versucht, dem anderen Ufer schwimmend näher zu
kommen. Brix’ Zügel hat sie sich dabei einmal ums Handgelenk gewunden und hält
sie fest umklammert. Sie muss Acht geben, nicht mit dem massigen Tier
zusammenzuprallen, das der überraschend

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