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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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streicht sanft sowohl über die Wundränder, als
auch die blutverkrusteten Stellen, bis diese sauber sind. Er lässt es
schweigend über sich ergehen, wendet jedoch den Blick nicht von ihr ab. Als sie
sich seinem rechten Bein zuwenden will, setzt er sich auf, nimmt ihre Hände in
die seinen und zieht sie zu ihrer Überraschung an sich. Durchatmend legt er
seine Stirn gegen die ihre.
    „Joan“, beginnt er stockend,
„ich empfinde sehr viel für dich. ... Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf,
seitdem ich dich das erste Mal sah.“ Er richtet sich etwas auf und blickt sie
offen an. „Aber ich bringe es einfach nicht fertig, noch einmal von vorn zu
beginnen. ... Ich würde den Verstand verlieren, wenn ... “, er unterbricht
sich, um kurz nach oben in die Krone einer nahestehenden Birke zu blicken und
dann wieder in ihre Augen. „Mir fehlt einfach die Kraft dazu. ... Und der Mut.“
Er lässt sie los und betrachtet abwartend ihr gedankenversunkenes Gesicht.
    Ihr Herz hat bei seinen Worten
schneller geschlagen. Sie bedeutet ihm offensichtlich nicht wenig, was sie
glücklich macht, da sie ebenso für ihn empfindet. Gleichfalls ist sie
überrascht, dass er auch schwach sein kann. Diese Seite hielt er bisher
verborgen. Er ist so ganz anders zu ihr, als er es zu Jack war. Nicht so hart
und unnahbar. Er lässt sie von seinen Ängsten wissen. Der Angst, alles könne
sich wiederholen und ihn noch einmal den Verlust seiner Familie erleiden
lassen. Etwas, das ihn dazu bewog, seine wahren Gefühle für sie verborgen zu
halten. Nun, da er sich ihr endlich offenbart hat, kann sie kaum fassen, wie
blind sie für ihn war. Doch nie hätte sie geglaubt, dass seine Stärke nur rein
äußerlich sein könnte und wie ein Mantel ein empfindsames Inneres verhüllt.
Hatte er sich doch alle Mühe gegeben, diesen weichen Kern zu verbergen! ... Es
nimmt sie nur noch mehr für ihn ein.
    Sie streicht ihm über die Wange
und lächelt. „Du gibst mir zu verstehen, mich nicht freien zu wollen. Damit
kann ich gut leben. Denn ich habe es mir schon seit Langem abgewöhnt, darüber
nachzusinnen, was der nächste Tag bringen wird“, bekennt sie und beobachtet,
wie er nickt.
    „Das erklärt einiges“, bemerkt
er spitz.
    Mit einer herausfordernd
gehobenen Braue lehnt sie sich zurück. „Im Grunde sind wir uns darin doch ganz
ähnlich.“ Denn lebt auch er nicht nur noch für den Augenblick? Sie hält den
Kopf schräg. „Aber es ehrt dich, dass du offen zu mir bist.“
    Malcom bläst verächtlich die
Luft zwischen den Zähnen aus und sieht zur Seite. „Für wen hältst du mich.“
    Sie blickt ihn durchdringend
an. „Ich weiß nicht Malcom.“
    Sein Kopf ruckt auf ihren
schneidenden Ton zu ihr herum. Er hat verstanden und nickt betrübt. „Kannst du
mir diese Nacht nicht einfach verzeihen?“
    Auf der Suche nach einer
Antwort betrachtet sie sein fragendes Gesicht. Dann hat sie eine gefunden,
nähert sich ihm und küsst seinen Mund. Er legt daraufhin eine Hand gegen ihre
Wange und lächelt.
    „Malcom.“ Sie schmiegt sich
gegen seine Hand. „Zeig’ mir, dass ich noch lebe.“
    Er betrachtet sie nachdenklich,
zieht sie an sich und schenkt ihr eine tröstende Umarmung. Alles in ihr Aufgestaute
scheint sich zu lösen. Die Greuel der letzten Tage steigen noch einmal in ihr
hoch, lassen ihr die Tränen in die Augen schießen und umklammern ihr Herz mit
eisigem Griff. Schniefend überlässt sie sich ihrem Schmerz, denkt
niedergeschmettert an Phils starre Augen. Malcoms Nähe tut ihr gut, vermag,
dass sie sich allmählich beruhigt. Mit warmen Händen streicht er ihr ermutigend
über den Rücken, drängt sich ihr nach und nach ganz ins Bewusstsein. Seine
Berührungen verursachen ihr einen wohligen Schauer, entrücken sie der
bedrückenden Wirklichkeit. Ihr wird plötzlich ganz warm ums Herz. Sie blickt zu
ihm auf.
    Er beobachtet sie mit
abwartender Miene.
    Ganz langsam nähert sie sich
ihm, findet erneut seinen Mund mit ihren Lippen. Und seine Zurückhaltung verfliegt
mit einem Male. Er empfängt sie ausgehungert, zieht sie auf seinen Schoß ...
und stutzt. Begleitet von Joans nunmehr belustigtem Schniefen nimmt er den
milchigbraun gewordenen Harzklumpen aus seinem Mund, betrachtet ihn noch kurz
verwundert, um ihn dann gleichgültig über seine Schulter hinweg ins Wasser zu
fördern. Verlangend sucht er wieder ihren Mund. Ihre Küsse werden zusehends
leidenschaftlicher. Sie kostet ihn voll aus, seine Umarmung tut unendlich gut.
Als er beginnt, sich

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