Die rote Farbe des Schnees
sind. Joan atmet auf. Müde schlüpft
sie in ihr leinenes Unterhemd und schmiegt sich an Malcoms Seite. Im Stillen
betet sie um eine gute Heilung seiner Wunden und dass sie unbehelligt nach
Hause kommen. Sie genießt seine Nähe und die Wärme, welche von ihm ausstrahlt
und sinkt in einen erholsamen Schlaf.
Joan
erwacht in der Morgendämmerung vom schimpfenden Gekrächze eines Eichelhähers,
der direkt über ihr im Geäst eines Baumes sitzt und wenig erbaut über ihre
Anwesenheit scheint. Malcom neben ihr schläft noch. Sie lässt ihm seine
wohlverdiente Ruhe, damit er wieder etwas zu Kräften kommt, und erhebt sich.
Brix grast am jenseitigen Bachufer. Als er Joan bemerkt, hebt er den Kopf für
ein begrüßendes Schnauben.
Sie hat Hunger und lenkt ihre
Schritte zum Bach. Sein klares Wasser ist kalt und sie zieht fröstelnd die
Schultern hoch, als sie in dieses hineinwatet. Als sie dann bis zu den Knien im
Wasser steht, reißt sie etliche Schilfruten aus dem schlammigen Untergrund am
Ufer. Damit geht sie an Land, wählt den stärksten und geradesten der Stöcke aus
und legt ihn neben den anderen ins Gras. Daraufhin geht sie zu Malcom zurück.
Er ist noch nicht erwacht. Joan kleidet sich bis auf ihre Beinlinge und die
Stiefel an. Auf dem Weg zurück zu ihren Schilfstücken zieht sie ihren Dolch aus
dessen Scheide. Dann macht sie sich an die Arbeit. Innerhalb kurzer Zeit hat
sie einen guten Speer gefertigt. Indem sie diesen zur Hand nimmt prüft sie, wo
sie anfassen muss, damit er im Gleichgewicht ist. Dort schraffiert sie das Holz
zum Zeichen und gleichzeitigen Anrauen mit dem Dolch. Indes geht sie zum Bach.
Den wachsamen Blick auf das klare Wasser gerichtet, schreitet sie langsam das
Ufer ab. Dann entdeckt sie einige Forellen in einem kleinen Schwarm, der in der
Strömung auf der Stelle verharrt, und sammelt sich.
Nach geraumer Zeit ist Joan jedoch
am Ende ihrer Geduld. Beine und Füße sind bereits taub von der Kälte des
Bachwassers. Auch ihre gotteslästerlichen Flüche vermochten nichts an der
Tatsache zu ändern, dass sie einfach zu langsam für die Fische ist. Sie kann
den Winkel, in welchem sie ins Wasser stoßen muss, nicht richtig einschätzen.
Die Speerspitze hat bisher jedes Tier verfehlt. Zum wiederholten Male taucht
sie den Speer ins Wasser ein und beobachtet die Brechung, die er dabei erfährt.
Er sieht aus wie leicht zerknickt. Ein plötzliches Geräusch direkt neben ihr
lässt sie hochschrecken. Sie hatte Malcoms Herannahen vor Jagdeifer nicht
bemerkt. Er steht nun auf ihrer Höhe am Ufer und beobachtet sie. Joan starrt
ihn verblüfft an. Im Grunde möchte sie, dass er das rechte Bein noch nicht
belastet.
Er schüttelt den Kopf. „Ich
kann noch immer nicht fassen, dass DU es bist.“
Mit einem schelmischen Lächeln
richtet sie sich gerade auf. „Träumte mir oder hattest du dich nicht
gründlicher davon überzeugt?“
Er grinst flegelhaft und muss
lachen.
Sie findet, dass es ihm gut
steht. Dabei fällt ihr auf, dass er schon lange nicht mehr heiter war. „Malcom,
es wäre besser, wenn du den heutigen Tag ruhen würdest.“ Auf seine abwertende
Miene reagiert sie mit einem beharrenden Kopfschütteln. „Die Wunde im rechten
Oberschenkel ist arg. Ich hoffe, dass sie dir auf Dauer keine Probleme
bereitet. Je länger du dich in der ersten Zeit schonst, umso besser wird alles
heilen“, setzt sie ihm eindringlich auseinander, worauf er jedoch abwinkt.
„Ich habe schon Schlimmeres
erlebt.“
Sie bleibt hartnäckig.
„Unterschätze es nicht. Schlimmstenfalls könntest du ein lahmes Bein
zurückbehalten.“
Er kommentiert es lediglich mit
einer gehobenen Braue.
Joan kommt aus dem Wasser
heraus und legt den Speer beiseite. „Ich will die Verbände wechseln.“
„Nein. Warte noch.“ Als sie ihn
fragend anblickt, nickt er zum Bach hinüber. „Ich fange uns zuerst ein paar
Fische.“
Joan seufzt resigniert. Doch
durch ihr Ungeschick würden sie wohl kaum zu Fisch kommen. Malcom indes ist
schon zum Ufer gehinkt und betrachtet die Wasseroberfläche. Dann scheint er
etwas entdeckt zu haben, entledigt sich rasch seiner Bruech und lässt sich
etwas weiter unterhalb der Stelle ins Wasser gleiten. Joan runzelt die Stirn,
da sie nicht durchschaut, was genau er vorhat. Er geht etwas gegen die
Strömung, bis er jene Stelle beinahe wieder erreicht hat, kniet sich in den
Bach und senkt die Hände unter Wasser. Joan begreift, dass er mit bloßen Händen
fischen will und ist gespannt. Kurz darauf packt er
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