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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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zu, um blitzschnell einen
größeren Fisch an Land zu schleudern. Unter wildem Zappeln droht dieser wieder
in den Bach zurückzuspringen. Joan schnellt freudig überrascht vor, ergreift
ihn und schlägt ihm den Kopf gegen einen Stein. Innerhalb kurzer Zeit hat
Malcom noch zwei weitere Fische gefangen, woraufhin er es dabei bewenden lässt.
Joan streckt ihm eine Hand entgegen und hilft ihm aus dem Wasser.
    „Du fischst wohl immer auf
diese Art?“
    Er legt sich die Bruech wieder
an. Während er den Gürtel einmal umschlägt, blickt er auf. „Wenn man es einmal
beherrscht, geht es am schnellsten.“ Er nähert sich ihr und küsst sie auf die
Stirn. „Roh schmecken sie allerdings nicht ganz so gut“, lenkt er grinsend ein
und lacht, als Joan das Gesicht verzieht.
    Während Malcom dann am Bach
sitzt und die Fische ausnimmt, stellt Joan eine neue Kräuterpackung für ihn auf
dem flachen Stein her. Nachdem sie dies bewerkstelligt hat, nimmt sie ihm die
Verbände ab. Mit freudiger Überraschung stellt sie fest, dass seine Wunden
rasch verheilen, sich bereits mit Grind überzogen haben. Zwar sind sie etwas
geschwollen und druckempfindlich, was aber ganz gewöhnlich ist. Die Wundränder
sind zum Glück nicht gerötet, sondern haben sich bereits zusammengezogen. Joan
legt ihm die Verbände mit den Kräuterauflagen neu an. „Ist der Wundschmerz noch
stark?“
    Kopfschüttelnd reicht er ihr
einen großen Streifen grob entgräteten und längs geschnittenen Fisches herüber.
„Er hat schnell abgenommen.“
    Mit zwischen Daumen und
Zeigefinger herabhängendem Fisch betrachtet sie Malcom abwägend. Es wird ihn
gewiss noch ziemlich schmerzen, doch hat er vermutlich schon Ärgeres erlebt.
Ihre Aufmerksamkeit wechselt zum Fisch zwischen ihren Fingern. Fragend blickt
sie zu Malcom, der soeben von seinem Streifen abbeißt. Sie schluckt trocken. Doch
überwiegt schmerzhafter Hunger ihren Ekel. So fasst sie sich ein Herz und beißt
ein großes Stück ab. Sofort spürt sie Gräten gegen ihr Zahnfleisch stechen. Der
intensive Fischgeschmack ist penetrant und im Grunde nichts für einen
nüchternen Magen. Sie spitzt die Gräten aus und würgt den Bissen herunter.
Dabei muss sie eine entsprechende Miene gemacht haben, da sich Malcom vor
Lachen kaum halten kann. Sie funkelt ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an,
was seinen Heiterkeitsausbruch jedoch nicht schmälert. So beschließt sie, ihn
einfach zu ignorieren und geht dazu über, eifrig einige Blätter des
Sauerampfers in ihrer Nähe abzurupfen, um sich diese hastig in den Mund zu stopfen.
Kauend genießt sie den sauren Geschmack, welcher das Fischaroma in ihrem Mund
gnädig ein wenig zu übertünchen vermag. Sie erblickt den flachen Stein vor
sich, auf welchem noch nasse Kräuterreste kleben, und zieht den Fischstreifen
kurzerhand darüber hinweg.
    Malcom stößt einen
anerkennenden Pfiff aus, lacht noch einmal verhalten auf und tut es ihr nach.
    Der Geschmack ist nun etwas
besser zu ertragen. Immerhin hat sie nicht mehr das Gefühl, würgen zu müssen.
Joan betrachtet Malcom etwas nachtragend, was ihr eine unschuldig fragende
Miene von ihm einbringt.
    „Ich sinne gerade darüber nach,
wie du wohl die Lady in Blau an meiner Stelle behandelt hättest“, erklärt sie
spitz, wobei sie ihn anblitzt. Mit angehaltenem Atem beißt sie von ihrem Fisch
ab, ohne den Blick von seiner grübelnden Miene abzuwenden.
    Er gibt sich plötzlich
überrascht. Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem Grinsen. „Soll das heißen,
dass du eifersüchtig bist?“
    „Pah“, entfährt es ihr
verächtlich mit vollem Mund. Sie schließt die Augen, schluckt und schüttelt
sich dabei. „Aber du könntest weniger roh zu mir sein!“ Ihre Stimme klingt
leicht vorwurfsvoll, wobei ihr Blick dem in nichts nachsteht.
    Malcom kann sich ein breites
Grinsen nicht verkneifen. Er legt die Rechte auf sein Herz und neigt
spielerisch den Kopf. „Sil vous plait. Bonjour Madame. ...
Mein Kompliment, dass Ihr diesen Fisch so wacker verspeist.“
    Nun ist es Joan, die lachen
muss. Sie verschluckt sich prustend und da sie den vollen Mund geschlossen
halten will, zerreißt es sie fast. Stöhnend schluckt sie und blickt ihn
belustigt an. Dann stellt sie fest, dass sie ihre Portion bereits vertilgt hat.
Unter gedehntem Seufzen streckt sie ihm fordernd die Hand entgegen. Dabei rollt
sie mit den Augen. „Ich kann nicht glauben, was ich da tue.“
    Lächelnd gibt er ihr einen
galanten Handkuss, während er ihr den nächsten

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