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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Streifen Fisch zwischen die
Finger drückt. „Man kann sich an beinahe alles gewöhnen. ... Womöglich sehnst
du dich in den kommenden Tagen nach dieser Mahlzeit zurück.“ Er spuckt eine
Gräte aus.
    Da es ihm ernst mit seiner
Bemerkung zu sein scheint, sendet sie ihm zweifelnde Blicke. Dann zuckt sie die
Schultern. „Meinst du nicht, dass wir heute Nacht ein Feuer entzünden könnten?
Sie suchen bestimmt nicht mehr.“
    Malcom runzelt die Stirn.
„Gewiss suchen die noch“, erwidert er überrascht. „Glaube mir“, fährt er auf
ihre ungläubige Miene hin fort. „Wir verlassen heute Nacht den Wald und
schlagen uns weiter nach Süden durch.“
    „Aber deine Wunden brauchen
Ruhe! Wenigstens noch den morgigen Tag“, wendet sie besorgt ein. Doch er
schüttelt entschieden den Kopf.
    „Es ist zu gefährlich. Sie
werden sicher bald den Wald durchkämmen. ... Wir sind nicht die Einzigen,
welche zu Pferde flohen.“
    „Vielleicht haben sich ihre
Köpfe mittlerweile abgekühlt und ihnen steht der Sinn nicht mehr nach Morden.
Immerhin haben sie überlegen gesiegt.“
    Malcom betrachtet sie ernst.
„Verlass’ dich niemals auf die Gnade deines Feindes, Joan. ... Überdies geht es
hier nicht mehr ums ausschließliche Töten. Zumindest nicht, wenn sie uns und
andere Edelleute in die Hände kriegen sollten. Mal abgesehen vom ritterlichen
Ehrenkodex, der es gebietet, einem adligen Gegner eine faire Behandlung
zukommen zu lassen. Tot jedenfalls wären wir ihnen nichts mehr wert. Die sind
hinter Lösegeld her. ... Es würde mich wundern, wenn es sich anders verhielte.“
    Joan macht große Augen.
„Lösegeld? Und wer soll es zahlen?“
    Malcom lacht eine Spur
verbittert. „Der König gewiss nicht, dafür sind wir zu unbedeutend. ... Sie
werden sich an unsere Familien wenden.“
    Sie schüttelt verwirrt den
Kopf. „Aber es ist keiner mehr übrig!“
    „Wozu gibt es meinen Steward“,
entgegnet er Schultern zuckend. „Komm, lass uns nicht darüber nachsinnen. Es
bringt nur Unglück.“
    Joan ist beim Gedanken an ihre
Familie bleich geworden. Wie konnte sie nur seinen Wortwechsel mit Percy
vergessen! Wie konnte sie nur vergessen, ihn endlich nach ihrem Vater zu
fragen?!
    „Malcom?“
    Er blickt auf. Doch seine
Aufmerksamkeit gilt nicht ihr, sondern der Umgebung.
    „Du fragtest Percy, wo Thornsby
wäre. ... Was hat das zu bedeuten? Wieso hatte Percy versucht, mich zu töten?
Nun kannst du es mir doch sagen.“
    Malcom beachtet sie kaum.
„Später“, murmelt er zerstreut während er sich stöhnend erhebt, wobei er etwas
ins Straucheln kommt. Er stößt einen langgezogenen Pfiff aus.
    Joan runzelt die Stirn. Brix!
Der kleine Fresssack ist nirgends zu entdecken. Nun kommt auch sie auf die
Beine und sieht sich suchend um. „Er wird sich frisches Gras gesucht haben und
ist vermutlich nicht erfreut über deinen Pfiff.“
    Malcom lauscht konzentriert.
Doch außer dem Rauschen des Baches, dem sanften Rascheln des Windes in den
Blättern der Baumkronen und etlichen Vogelstimmen ist nichts zu vernehmen.
Besorgt wendet er sich ihr wieder zu. „Bestenfalls. ... Doch üblicherweise
spurt er.“
    „Was soll das bedeuten“, fragt
sie beunruhigt, während sie ihm zu seinen Sachen an ihrem Nachtlager hinterher
folgt und ihm dann ungeduldig dabei zusieht, wie er sich ankleidet.
    „Vielleicht haben sie ihn
entdeckt und eingefangen. ... Schlimmstenfalls führt er sie direkt zu uns“,
murmelt er schließlich und blickt beunruhigt auf, als plötzlich wie zur
Untermalung seiner Worte das laute, warnende Gekrächze eines Eichelhähers zu
vernehmen ist.
    Joan starrt ihn bestürzt an.
Sprachlos beobachtet sie, wie er sich hastig den Schwertgurt umschnallt. Dabei
zieht er sich die Waffenscheide auf die rechte Seite, da ihn sein verletzter
Schwertarm zwingt, mit links zu fechten. Eine Fertigkeit, die man bereits in
der Knappenzeit lernt und welche auch Joan beherrscht.
    Sie schluckt konsterniert,
wobei sie ekelerregenden Fischgeschmack aufstößt. Hastig kleidet nun auch sie
sich fertig an, schlüpft gerade noch in ihre Stiefel, als sie ein Geräusch
vernimmt. Es lässt sie erschrockene Blicke mit Malcom tauschen. Dumpfe Schläge
von Pferdehufen auf dem Waldboden sind zu vernehmen. Doch da war noch etwas
anderes. Da ist es wieder. Hundegekläff! Joan reißt entsetzt die Augen auf.
    „Joan!“ Er beugt sich ein wenig
zu ihr herab und fasst sie eindringlich bei den Schultern. „Du bist nun wieder
Jack, verstanden?“
    Sie nickt.
    „Hör

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