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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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beobachtet vor. Doch bleibt sie reglos
liegen, während sie unter ihren langen Wimpern hervor blinzelt, da sie nicht
wagt, die Augen ganz zu öffnen. Im hellen Mondschein würde man es sofort
bemerken. Dann vernimmt sie ein nur ganz leises Rascheln neben sich und rollt
sich blitzschnell zur Seite weg. Entsetzt bemerkt sie eine gekrümmte Gestalt,
die mit einem im Mondlicht aufblitzenden Dolch vorschnellt. Sie hechtet sich in
die entgegengesetzte Richtung, wird jedoch am Arm gestreift, wie ihr ein dort
herrührender, stechender Schmerz besagt. Der Mann hat äußerst schnelle
Reaktionen. In ihr keimt ehrfürchtige Angst auf, welche sie zu lähmen droht.
Sie springt auf und rennt einfach drauf los. Doch die Gestalt bleibt ihr dicht
auf den Fersen. Plötzlich fühlt sie sich im Genick gepackt. Augenblicklich
lässt sie sich fallen und kauert sich geschwind vor seinen Füßen ganz klein
zusammen. Es lässt ihn sogleich unter vernehmlichem Fluchen über sie stolpern.
Mit wütendem Gebrüll stürzt ihr Verfolger polternd ins Gras. Sie verliert keine
Zeit. Schnell kommt sie wieder auf die Beine und rennt hastig weg von ihm, den
Blick nach Brix umher schweifen lassend. Sie pfeift nach ihm, vernimmt sein
Wiehern und schlägt einen Haken in seine Richtung. Doch sie wird hartnäckig
verfolgt. Schwere, schnelle Schritte hinter ihr lassen keinen Zweifel daran.
Joan zieht das Schwert aus der Scheide, während sie sich kurz nach ihrem
Verfolger umblickt. Im selben Moment prallt sie schmerzhaft mit jemandem
zusammen und schreit überrascht auf. Nur mit knapper Not kann sie sich vor
einem Sturz bewahren. Mit fest umklammertem Schwertgriff weicht sie strauchelnd
zur Seite aus, um nicht genau zwischen beiden Männern eingekeilt zu werden.
    „Gib auf, Junge!“ Die Stimme
kommt von ihrem Verfolger. Sie ist tief und betont die Worte eigenartig.
    „Niemals!“ Joan wird wütend und
das verleiht ihr Kraft.
    „Wir verschonen dich“, bekundet
er, wobei er langsam näher kommt. „Wir wollen dein Pferd!“
    „Dann müsst ihr mich schon
töten“, entgegnet sie mit gerecktem Kinn und nimmt ihn genauer ins Visier. Er
kommt ihr vertraut vor.
    „Du halbe Portion hast uns
schon viel zu lange aufgehalten!“
    Sie ist verblüfft. Es bedeutet,
dass sie die beiden von gestern Nacht vor sich hat. Abrupt wird sie aus ihren
Gedanken gerissen, als ein Schwert in Richtung ihres Kopfes niedersaust. Sie
tritt zur Seite, so dass der gewaltige Hieb neben ihr ins Gras geht. Im Grunde
ein Anfängerfehler, wie sie feststellt. Ihr Gegenüber muss wirklich wütend
sein. Dem Schwung seines gnadenlosen Hiebes nach wollte er sie wohl spalten.
Sie nutzt den günstigen Moment für einen kraftvollen Stich in dessen Oberarm.
Sie hätte ihm das Schwert auch in den Bauch rammen können, doch sie will ihn
nicht töten.
    Unter Stöhnen jappst er nach
Luft.
    „Lasst mich ziehen. Beim
nächsten Mal ist mein Stich tödlich“, warnt sie ihn, worauf er herablassend
lacht. Doch er greift daraufhin bedachter an. Noch einmal würde er sie wohl
nicht unterschätzen. Sie kann seine Attacken parieren, doch werden diese
kraftvoller und es fällt ihr zunehmend schwerer. Offenbar gehört er zu jenen
einfallslosen Fechtern, die einfach drauf los hauen, auf die gewaltige
Durchschlagskraft ihrer Hiebe vertrauend, die bis ins Mark erschüttern. Nach
Kurzem schmerzt ihr bereits das Handgelenk vom Parieren. Nun bereut sie, ihn
nicht zur Strecke gebracht zu haben, als sie es noch konnte. Doch lässt sie
sich zu keinen unbedachten Ausfällen verleiten, um sich seiner zu entledigen.
Allerdings können ihm ihre zögerlichen Angriffe nichts anhaben und sie bemerkt,
dass sie schnell handeln muss, wenn sie ihre Haut retten will. Sie weicht vor
ihm zurück und pfeift wieder nach Brix.
    Der Schotte lacht gehässig.
„Dein Pferd ist gut vertäut.“
    Ächzend pariert sie einen
kraftvollen Schlag, dessen Wucht sie in die Knie zwingt. Lange wird sie ihm
nicht mehr Stand halten. Als er wieder zuschlägt, lässt sie den Hieb an ihrer
Klinge nach unten abgleiten, so dass ihm die Schwertspitze in die Erde fährt.
Blitzschnell rollt sie sich unter ihn für einen mit roher Gewalt ausgeführten
Tritt ins Gemächt. Es wirkt sofort. Mit einem überraschten, schmerzerfüllten
Aufschrei geht ihr Gegner keuchend in die Knie, lässt achtlos sein Schwert
fallen. Joan rollt sich von ihm weg, springt auf und läuft zu Brix hinüber.
Dabei kann sie seinen Kumpan nirgends entdecken. Mit einem Hieb ihres

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