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Die rote Halle

Die rote Halle

Titel: Die rote Halle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Schmidt
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sie an.«
    Â»Ach ja, sicher. Dave! Da an den Rand, du wirst aus der Seite in die
Bühne geworfen, du stürzt.«
    Â»Aber ich hab keine Arme, Josef, ich kann …«
    Rost überhörte den Einwand.
    Â»HahNi, und ihr andern, Justin, Annett, Ralf, Matthias, kommt her,
verteilt euch mal locker. Ihr seid jetzt wieder in der Tanzschule. Oder beim
Casting. Das ist besser. Beglotzt euch ruhig. Bietet mir was an, eure besten
Moves, wenig Ballett, viel Streetdance, richtig coole Scheiße. Zeigt mir, was
ihr könnt. Rose, bitte!«
    Rose fummelte nervös an den Notenblättern herum und griff dann in
die Tasten. Sie brauchte zwei Anläufe, beim fünften Takt verhaspelte sie sich
wieder. Es war klar, dass sie kaum wusste, was sie tat. DeeDee hatte ihre
Kamera voll auf sie gerichtet, und Janina konnte ihr die Schadenfreude, die
sich auf ihrem Gesicht zeigte, nicht verdenken.
    Â»Halt!«, rief Josef Rost. »Rose, etwas Konzentration, bitte! Von
vorn.«
    Es wurde nicht besser, und Rosts Gesichtsfarbe wechselte von Weiß
nach Dunkelrot.
    Â»Okay, was anderes. Janina, die Haut!«
    Â»Die hat Dave bereits an, Josef«, sagte Janina betont ruhig.
    Â»Ach ja. DeeDee, du spielst für uns.«
    Â»Mit Vergnügen.«
    DeeDee ließ sich von Matthias auf die Bühne helfen und schritt an
ihrem Gehstock würdevoll zum Klavier hinüber. Rose stand auf und machte ihr
Platz.
    Â»Gut, na schön. Also, wir stellen uns vor, die anderen Tänzer haben
Dave aufgehoben, haben ihn rumgeschubst. Wartet mal. Manfred!«
    Â»Ich heiße Matthias.«
    Â»Auch gut. Komm her, und Ralf, Dave, komm, ich will mal was
probieren. Annett, du schubst Dave von hinten. Dave, du fällst nach vorne um.
Wie ein Brett, mitten auf die Fresse. Ralf und Manfred fangen dich an den
Schultern auf, zwei Zentimeter vor dem Boden. Gut zupacken, ihr zwei!«
    Ralf und Matthias wirkten so angespannt, wie Janina sich fühlte. Sie
stand Ängste aus, während sie die Stelle probierten, aber alles ging gut, auch
wenn die Haut an einigen Stellen zu früh riss. Dafür würde sie eine Lösung
finden.
    Â»Phantastisch! Rose, nun du. Du hast die ganze Zeit grausam
aufgespielt zu der Schweinequälerei. Schlussakkord. Die Tänzer lassen Dave
fallen wie eine heiße Kartoffel. Nun kommst du. Stille. Du reibst dich an ihm,
auf so eine überlegene, geile Art. Los, lass mal sehen.«
    Roses Gesicht nahm eine gelbliche Tönung an.
    Â»Aber …«
    Â»Was aber! Geilheit zu schwierig für dich? Nicht ’übsch genug?«
    Rost imitierte ihren Akzent.
    Â»Warte, ich zeig’s dir. So!«
    Er presste sich an Daves eingezwängten Körper, atmete schwer. »Und
so!«
    Er drückte das Gesicht auf die Haut, rutschte darauf herum, glitt an
Dave auf und ab, stöhnte. Es war obszön, und Janina stellte sich vor, wie es
wirken würde, wenn Rose das tat. Es musste mit absoluter Hingabe geschehen,
wenn es nicht lächerlich wirken sollte. Sie glaubte nicht, dass Rose das packen
würde.
    Und dann ging Josef Rost auf alle viere, fing an zu zucken, und die
Tänzer auf der Bühne hielten den Atem an. Rost war ein Phänomen, er sah
tatsächlich so aus, als ob er vor Lust krepieren wollte.
    Dave sah von oben auf ihn herab, die Arme immer noch von der
Schweinehaut an den Körper gepresst. Er war der Erste, der reagierte und
versuchte, sich mit hektischen, zappelnden, aber weitgehend erfolglosen Bewegungen
aus seinem Fleischgefängnis herauszuwinden.
    Â»Hey! Josef! Was ist los?«
    Daves Panik war echt, und Janina schoss durch den Kopf, dass DeeDee
mit ihrer Kamera wahrscheinlich gerade ein paar der spektakulärsten Bilder der
ganzen Inszenierung einfing. Dann war Janina bei Rost, drehte ihn auf den
Rücken. Über sich hörte sie die Haut reißen. Rosts Augen quollen hervor. Aus
seinem Mund kam ein langgestrecktes Röhren.
    Â»Ein Krankenwagen!«, schrie Dave, während Janina bereits die
Notrufnummer wählte.
    Dann warteten sie, und Janina riss ein Stückchen Papier von ihrer
Partitur ab und kritzelte Simons Handynummer darauf.
    Â»Könntest du für mich nach Simon sehen?«, sagte sie zu DeeDee. »Ich
fange an, mir Sorgen zu machen. Kannst du ihn anrufen?«
    DeeDee nahm den Zettel entgegen und schaute missbilligend auf den
halben Takt ihrer Musik, den Janina mit abgerissen hatte.
    Â»Ich habe ihn den ganzen Tag noch nicht

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