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Die rote Halle

Die rote Halle

Titel: Die rote Halle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Schmidt
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neununddreißig. Die Schuhe wurden speziell
für DeeDee angefertigt. Die Umbesetzung konnten wir bei der Bestellung nicht
berücksichtigen.«
    Josef Rost schien darüber nachdenken zu müssen.
    Â»Jaaaa«, sagte er. »Ich dachte, dass …«
    Dann stand er eine Weile da, glotzte vor sich hin, er sah aus, als
ob er gar nicht mehr zu Hause wäre.
    Janina wartete darauf, dass ihm die Schweinehaut von allein einfiel,
denn sie wollte ihm nicht das Gefühl geben, ihn zu bevormunden. Sie wünschte
sich ohnehin, er würde die Sache mit den Häuten einfach vergessen. Aber das würde
er nicht. Also konnte sie es auch hinter sich bringen.
    Â»Josef, ich habe auch eine Schweinehaut vorbereitet.«
    Rost nickte. »Jaaaa.«
    Es dauerte noch einige Sekunden, dann hatte er sich gesammelt und
klatschte in die Hände.
    Â»Okay, Mädels. Janina bestellt neue Schuhe, und jetzt machen wir die
Sache mit der Schweinehaut. Dave? Du und Janina, ihr geht dort nach rechts, da
wird es später noch eine Gasse geben. Janina, du hast siebeneinhalb Minuten,
ihn da reinzukriegen. Klappt das?«
    Â»Ich schaffe es in dreieinhalb.«
    Â»Perfekt! Und ihr anderen, macht euch warm! Und ihr zwei da oben«,
sagte er zu den Jungs auf den Stahlträgern: »Maul halten!«
    Janina schleppte die Haut in die Ecke, die Rost ihnen angewiesen
hatte, ohne sich nach Dave umzusehen, und begann damit, sie aus ihrer
Verpackung zu schälen. Sie ekelte sich immer noch vor der rosa Oberfläche mit
den weißlichen Borsten, noch mehr als vor der glatten, fettigen Innenseite, und
sie hoffte, das würde mit zunehmender Routine nachlassen.
    Sie spürte Daves Atem auf ihrem Arm, als er sich neben sie hockte,
um die Haut zu berühren.
    Â»Ich bin mir nicht sicher, ob ich das so gut finde«, sagte er
zweifelnd.
    Mehr als ein flaches »wird schon« brachte Janina nicht heraus.
    Dann hob sie die Schweinehaut auf und hielt sie Dave so hin, dass
er, auf ihre Schulter gestützt, von oben einsteigen konnte. Sie zog die Haut an
seinem Körper hoch, doch sie glitt nicht gut, und sie musste mehrmals
nachfassen.
    Dave stand da, die Arme erhoben, mit einem stoischen
Gesichtsausdruck. Janina kannte ihn, kannte ihn so gut, sie wusste, dass er
innerlich um Fassung rang. Plötzlich spürte sie etwas von der alten
Vertrautheit, und ihre Nervosität löste sich auf.
    Â»Die Arme müssen rein«, sagte sie sanft.
    Dave sah ihr ungläubig in die Augen.
    Â»Rein?«
    Â»Ja, zuerst bist du armlos. Du musst dich befreien. Oder auch nicht,
je nachdem, was Josef noch so einfällt.«
    Janina konnte ein Grinsen nicht vermeiden, ein wenig Schadenfreude
hatte er, fand sie, durchaus verdient.
    Â»Oh je«, sagte er unbehaglich, aber er senkte gehorsam die Arme und
steckte sie vor und hinter dem Körper in die Schweinehaut hinein.
    Es war gar nicht einfach, die Haut in Position zu halten, während
Janina die Zwirnsfäden anzog und die Haut sich immer enger um Daves Körper
schmiegte.
    Â»Das ist beängstigend«, sagte er.
    Ja. Er war ihr ausgeliefert, hilflos. Sie würde mit ihm machen
können, was sie wollte. Janina beeilte sich und schaffte es in fünf Minuten.
    Â»Beim nächsten Mal sind wir schneller«, versprach sie.
    Â»Na ja«, sagte er mit einem zweifelnden Lächeln.
    Er sah sie tatsächlich an, sah ihr ins Gesicht. Sah sie, ohne sie zu
sehen.
    Dann wandte er sich ab, humpelte auf seinen ungleichen Schuhen in
die Mitte der Bühne. Er hatte sich in ein Monster verwandelt, ein unförmiges,
hinkendes, armloses Monster aus toter Haut. Janina schüttelte fassungslos den
Kopf.
    Rost schlug die Hände vors Gesicht, ließ sie langsam sinken, starrte
Dave ungläubig an.
    Â»Mein Gott«, sagte er. »Wie wundervoll. Wie unglaublich wundervoll!«
    Er ging um Dave herum, berührte ihn ehrfürchtig wie eine wertvolle
Statue, streichelte die Schweinehaut. Dann kam er zu Janina rüber und umarmte
sie.
    Â»Was wäre ich ohne dich, Janina!«
    Dann war der Moment der Andacht vorbei.
    Â»Rose, komm mal her, ma chère.«
    Josef Rost legte ihr wie schützend einen Arm um die schmalen
Schultern.
    Â»Du sitzt da hinten am Klavier, du machst das hier, während die
anderen mit ihm spielen.« Er reichte ihr einen Stoß Noten.
    Rose wirkte angespannt, aber sie nickte und setzte sich ans Klavier.
    Â»Janina, wo ist die Haut!?«
    Â»Ã„hm. Dave hat

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