Die rote Halle
ist.«
»Wenn da dicke Koffer durchgehen, dann auch eine schmale Tänzerin.
Und sie wollte doch schlieÃlich verreisen, oder?«
»Trotzdem. Vielleicht kann man sich da drin verletzen.«
»Unsinn, dann hätten die doch dauernd kaputte Taschen und Koffer
hier gehabt. Es ist nur ein SpaÃ. Okay?«
Simon schwieg, und gemeinsam warteten sie, DeeDee immer noch mit dem
Daumen auf dem Schalter und den Blick gespannt auf den Lamellenvorhang
gerichtet, aus dem jeden Moment Roses mit aufgesperrtem Mund laut schnarchendes
Gesicht auftauchen musste.
»DeeDee, ich weià nicht â¦Â«
Sie fuhr zu ihm herum, und sie klang unerwartet wütend.
» Was weiÃt du denn nicht? Dass sie mir
meine Rolle weggenommen hat? Dass Dave wegen ihr sein Versprechen gebrochen
hat?« Sie hielt inne. »Simon, ich habe sechzehn lange Jahre auf diese
Inszenierung hingearbeitet. Es ist mein Lebenstraum.«
Simon nickte. Sechzehn Jahre. Natürlich hatte er keine Ahnung, was
das bedeutete. Er war kaum so lange auf der Welt. Trotzdem.
»Na gut, aber wenn sie hier ankommt, dann â¦Â«
Und dann stand das Band mit einem ReiÃen und Kreischen plötzlich
still. Die Motoren arbeiteten ratternd weiter, aber nichts bewegte sich. DeeDee
kippte den Schalter mehrmals hin und her, ohne Erfolg.
»Wahrscheinlich doch schon zu lange auÃer Betrieb«, sagte sie.
Simons Herz hämmerte bis zum Hals, seine Stimme überschlug sich.
»Und wenn sie noch da drin ist?«
DeeDee sah Simon an und seufzte.
»Na schön, wir sehen nach.«
Simon beeilte sich auf dem Rückweg in die Schalterhalle. Er hoffte,
dass Rose noch da lag, wo sie sie abgelegt hatten, dass sie das Band in der
Halle gar nicht bewegt hatten, dass man das vielleicht von einem ganz anderen
Punkt aus steuern musste.
Doch die Schalterhalle war verlassen, und wäre dort nicht diese verspritzte
Pfütze von Erbrochenem gewesen, hätte es überhaupt keinen Hinweis gegeben, dass
Rose jemals hier gewesen war.
Vielleicht stimmte das sogar, vielleicht hatte Simon sich die ganze
Sache nur eingebildet.
»ScheiÃe«, murmelte er und stieg auf das Gepäckförderband.
»Simon.«
Er ging hinunter zum Eingang des Leitsystems, schob die
Gummilamellen auseinander, hockte sich hin, spähte hinein, konnte aber nichts
erkennen.
»Ich höre sie nicht. Absolut nichts«, sagte er verzweifelt.
»Simon?«
Er musste sich endlich mal eine Taschenlampe besorgen.
»Simon!«
»Was denn?«
»Sie ist einfach aufgewacht und abgehauen.«
»Woher weiÃt du das?«
»Ihre Schuhe.«
DeeDee hielt in jeder Hand einen roten Schuh und lieà grinsend die
hohen Absätze aneinanderklacken.
»Und? Die kann sie doch auch so verloren haben. Die sind einfach da
hängen geblieben.«
DeeDee schüttelte den Kopf. »Falsch. Sie hat sie ausgezogen. Weil
man in so Dingern nämlich nicht laufen kann. Besonders dann nicht, wenn man
betrunken ist.«
Vielleicht hatte sie recht. Simon hoffte es.
»Und wenn nicht?«
»Und wenn nicht, dann kommt sie schlimmstenfalls morgen wieder
raus.«
»Lass uns doch lieber Hilfe holen, ja?«
DeeDee seufzte erneut und setzte sich aufs Gepäckförderband.
»Normalerweise würde ich das auch so machen. Aber überleg mal. Was
willst du denn erzählen? Entschuldigung, wir haben da jemanden wie einen Koffer
reingeschoben, könnten Sie den bitte wieder rausholen? Wir würden ziemlichen
Ãrger bekommen. Für nichts und wieder nichts.«
»Aber wenn sie aufwacht und rauskommt, kriegen wir den doch sowieso,
sie wird ja wohl kaum den Mund halten, oder?«
DeeDee legte den Kopf schief, als sie antwortete.
»Du bist nicht blöd, Simon. Sie war volltrunken! Wie man hier gut
sehen kann.« DeeDee wies auf das Erbrochene. »Niemand wird ihr das glauben.«
DeeDee sah ihn eindringlich an. »Und wir beide lagen in unseren Betten. Verstehst
du?«
Simon schüttelte den Kopf. Nein, verstand er nicht.
»Na schön. Weil, wenn wir nicht in unseren Betten lagen und zwischen
uns passiert ist, was passiert ist ⦠Simon, du weiÃt schon, dass Sex mit
Minderjährigen verboten ist, oder? Ich würde richtig Ãrger bekommen. Weit mehr
als dafür, mit dem Gepäckleitsystem rumgespielt zu haben. Und es wird niemanden
interessieren, dass du die treibende Kraft dabei warst. Du bist in jedem Fall
das Opfer, ich die
Weitere Kostenlose Bücher