Die rote Halle
ansehen.«
Das erste Mal küsste er sie in dem lang gestreckten Raum,
in dem das Gepäck früher aus den Flugzeugen in die lamellenverhängten Schächte
geschickt worden war.
»Die Bedienung ist kinderleicht. Da, schau. An, aus, vorwärts,
rückwärts. Und oben wird alles ausgespuckt, oben in der Schalterhalle.«
Er hatte es nicht vorgehabt, es war einfach passiert, er hatte sie
am Arm gepackt, als sie stolperte, hatte sie an sich gezogen. Und dann hatte er
es einfach gemacht.
Das Gewebe in ihrem Mund war narbig und glatt zugleich, und das war
grausig und erregend, und Simon hatte das Gefühl, für immer mit DeeDee zusammen
sein zu wollen, von morgens bis abends und nachts und jeden Tag und jedes Jahr.
DeeDee stieà ihn nicht zurück. Sie schien nicht einmal überrascht.
»Das war gar nicht schlecht«, sagte sie ein wenig atemlos und lächelte.
»Zeig mir die Schalterhalle«, sagte sie auf einmal ganz dicht an
seinem Ohr, er spürte ihre Lippen, hörte die Feuchtigkeit in ihrem Mund, und
die Haare auf seinen Armen richteten sich auf.
Simon lief voraus, sie folgte ihm, und seine Hände zitterten mit
einem Mal so sehr, dass er kaum die Schlüssellöcher fand, die er öffnen musste.
Dann passierten sie den Transitgang, betraten die in Schatten getauchte
Schalterhalle, schmale Lichtstreifen, die durch die Fenster fielen, schnitten
durch die Luft.
»Als Kind hatte ich immer Angst vor dem Mond«, sagte DeeDee.
Simon antwortete nicht. Er drückte sie gegen die hintere Wand der
Halle, wühlte sich durch ihren Rock.
»Hast du schon mal mit einem Mädchen geschlafen, Simon?«
Er hielt inne.
»Also nicht.«
DeeDee lächelte, zog sich das T-Shirt über den Kopf, nahm seine
Hände und legte sie auf ihre Brüste.
»Die meisten Mädchen mögen es, wenn man sich etwas Zeit für sie
nimmt.«
Simon zitterte. Er spürte ihre harten Brustwarzen zwischen den
Fingern und wäre beinahe in die Hose gekommen.
Sie war sehr vorsichtig, als sie seine Hose öffnete, und sie schloss
die Augen, als sie ihn in sich hineinzog.
Es war nicht das, was er sich vorgestellt hatte. Ganz und gar nicht.
Es fühlte sich furchtbar nass und glitschig an, und er kam praktisch sofort,
kurz und schmerzhaft, sodass er keine Erleichterung, sondern Reue empfand, noch
während er mit ihr schlief.
Das war falsch, so hatte er das nicht haben wollen. Er wollte sich
zurückziehen, wollte weglaufen, doch DeeDee hielt ihn mit ihrem kranken Bein
fest, das sie um ihn geschlungen hatte, und mit den Händen, die seine Schultern
hielten.
Er machte sich von ihr los, zog sich zurück, blickte an sich hinab.
Seine Oberschenkel waren nass, und das Nasse war blassrot. Es war
Blut. Simon erstarrte.
»Alles gut, Lieber?«, fragte DeeDee mit sanfter Stimme.
»Ich ⦠glaube, ich habe dir wehgetan.«
DeeDee sah sich die Bescherung an und verzog den Mund.
»Ach je. Das ist nicht deine Schuld. Ich habe mich nur verletzt, das
muss wieder aufgerissen sein.« DeeDee strich ihren Rock glatt. »Nicht so
schlimm, wie es aussieht.«
Sie zog das Trikot aus ihrem Beutel und gab es ihm, damit er sich abwischen
konnte, es war kalt und feucht von ihrem SchweiÃ, doch das Blut ging damit gut
ab.
Irgendwie glaubte Simon DeeDee nicht, dass das von einer Verletzung
kam. Vielleicht hatte sie ihre Tage und wollte es nicht zugeben. Aber warum
hatte sie dann überhaupt mit ihm geschlafen?
»Bist du enttäuscht?«
Simon zuckte die Schultern. Seine Kehle zog sich eng zusammen. Er
fühlte sich schrecklich. Schmutzig. Leer. Wenn das wirklich das war, was man
Sex nannte, dann verstand er nicht, warum die ganze Welt so einen Wirbel darum
machte.
DeeDee strich ihm über die Wange.
»Mach dir nichts draus, beim nächsten Mal wird es schon viel besser.
Du wirst sehen, ich zeig es dir. Okay?«
Und dann traf ihn etwas im Genick wie ein Schlag: ein schrilles
Lachen. Aber es war nicht DeeDee, die lachte. Es war jemand hinter ihm. Simons
Hose hing ihm auf den Knöcheln, sein Hintern ragte nackt in die Welt hinaus, dieser
Stimme entgegen, und er wagte nicht, sich zu bewegen, sich umzudrehen, dem
Gelächter ins Gesicht zu blicken.
»Die Hinkebein und ein kleiner Junge«, lallte es hinter ihm.
Jetzt erkannte er die Stimme. Das war die Frau, die im Nebenzimmer
so laut gestritten hatte. Was tat sie hier, mitten in der Nacht in
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