Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
Vom Netzwerk:
meint seinen Geschäftspartner.«
    »Ach so. Wir dachten, Sie sprechen von der Schlampenkönigin«, sagte Handler.
    »Seiner Freundin?«
    »Seinem Freund.«
    Russ zuckte zusammen. »Ingraham ist schwul?«
    Handler grinste, dass seine scharfen Zähne zum Vorschein kamen. »Wir sind überall. Unheimlich, was?«
    »Halt die Klappe, Ron«, sagte Obrowski.
    Russ’ Wangen röteten sich unter seiner Sonnenbräune. »Hat Ingraham Emil gekannt?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste. Er war nie von der kontaktfreudigen Sorte«, sagte Obrowski. »Wenn er bei uns wohnt, dann trifft er sich meistens nur mit Subunternehmern, stiefelt durch die Wälder, tüftelt die Anlage aus und überwacht die bisherigen Baumaßnahmen – Bäume abholzen, Wege planieren, all so was. Opperman, sein Geschäftspartner« – er neigte den Kopf in Clares Richtung – »der erledigt den Papierkram. Er ist jetzt ebenfalls oft hier, aber er wohnt in einem dieser Betonklötze am Northway.«
    »Ich sage dir ja, Steve: Wenn wir ein paar miese Ölgemälde aufhängen und alles mit Textilboden auslegen, dann bekommen wir auch solche Kunden.«
    »Ron …«
    »Wie wär’s mit einem Getränkeautomaten draußen auf dem Gang?«, schlug Clare vor. Handler schien begeistert.
    »Okay.« Russ räusperte sich. »Wahrscheinlich wusste also niemand, dass Emil gestern Abend hier sein würde. Wodurch die vorhin besprochene Möglichkeit bleibt.«
    Obrowski sah in seine Kaffeetasse. Handlers strahlendes Lächeln wich einem ängstlich-besorgten Gesichtsausdruck.
    »Und die wäre?«, fragte Clare. »Was meinen Sie?«
    »Als wir Emil gestern Abend nach draußen begleitet haben, fuhr jemand vorbei.« Stephen Obrowskis freundliche Stimme nahm einen harten Ton an. »Ein Pick-up mit einer Bande Halbstarker, die lauter schwulenfeindlichen Mist gebrüllt haben. Sie waren schon ein paar Mal hier, aber bisher sind höchstens ein paar Bierdosen auf den Rasen geflogen.«
    »Und diese Bande fuhr auf der Route 21 weiter Richtung Osten?«, fragte Russ.
    »Wir sagten Emil, er sollte noch warten. Ich machte mir Sorgen, weil er die gleiche Strecke hatte wie dieser Pick-up.« Obrowski schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, weiß Gott, ich hätte nicht nachgegeben. Wenn wir die Ankunft der Polizei abgewartet hätten, dann würden wir jetzt nicht dieses Gespräch führen.«
    Clare sah zu Russ.
    »Sie haben den Vorfall direkt danach gemeldet«, sagte er. »Ein Mann von uns war oben in Cossayuharie und sah dann hier nach dem Rechten. Auf dem Rückweg in die Stadt entdeckte er Emils Wagen.«
    »Glauben Sie, es war ein Hassdelikt?« Clare stellte ihre Tasse hin. »Dass jemand ihn halb tot geprügelt hat, weil Emil schwul ist?«
    »Es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas geschieht«, sagte Handler.
    »Vielleicht wussten die Typen ja auch gar nicht, dass Emil schwul ist«, sagte Obrowski, an seinen Partner gewandt. »Vielleicht wurde er überfallen, weil er aus unserem Hotel kam. Hast du dir das schon mal überlegt?«
    Russ hob seine Hände. »Hüten wir uns vor allzu wilden Spekulationen. Wir – und damit meine ich Polizei und Geschäftsinhaber der Gemeinde – sollten keine Gerüchte über eine Bande von Rowdys in die Welt setzen, die es auf schwule Unternehmer abgesehen haben. Und ich möchte auch nicht behaupten, bei der Sache gehe es auf jeden Fall um so genanntes Schwulenklatschen.«
    Ron Handler schien hellauf empört. »Sollen wir etwa die Augen vor der Tatsache verschließen, dass wir getötet werden könnten, weil wir so sind, wie wir sind? Dass sich unsere Freunde und Gäste möglicherweise in Gefahr befinden? Das ist –«
    »Das habe ich nicht gesagt.« Russ nahm seine Brille ab und putzte sie an seiner Hemdbrust, wobei das Stahlgestell gegen die Polizeimarke klickte. »Wenn man etwas als Hassdelikt bezeichnet, dann wird es dadurch regelrecht geadelt. Überfall und Vandalismus klingen dann wie ein politisches Statement, und politische Statements rufen nun mal Nachahmer auf den Plan. Ich habe das selbst schon erlebt. Da bringt die Presse es riesig raus, dass jemand ein Hakenkreuz in eine Unterführung geschmiert hat, und schon macht jedes geltungssüchtige Arschloch, das nur eine Dose Sprühfarbe besitzt, es nach. ’tschuldigen Sie den Kraftausdruck.«
    »Aber was Emil passiert ist, steht doch auf einem ganz anderen Blatt«, wandte Clare ein. »Hakenkreuze zu sprühen ist sicherlich eine Schande, aber Hackfleisch aus jemandem machen, ist wesentlich schlimmer.«
    »Bislang sind unsere

Weitere Kostenlose Bücher