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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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einzigen Anhaltspunkte rote Lackrückstände an Emils Wagen und die Tatsache, dass etwa eine halbe Stunde vor dem Überfall dieser Pick-up hier vorbeifuhr. Wir können die Angelegenheit nicht so mir nichts, dir nichts als Hassdelikt abstempeln.«
    »Sie sollen ja auch nicht felsenfest behaupten, was Emil passiert ist, sei ein Hassdelikt«, sagte Clare. »Aber wir müssen die Gemeinde vor einer Wiederholung warnen. Wir müssen sie davor warnen, dass möglicherweise noch mehr Homosexuelle überfallen werden könnten. Und wenn die Leute erst wissen, dass ihre Freunde und Nachbarn gegebenenfalls in Gefahr sind, stehen die Chancen viel besser, dass Nachahmer von vornherein abgeschreckt werden.«
    »Sie haben wirklich ein erhebendes Menschenbild, Clare, aber machen wir uns nichts vor: Wenn sich herumspricht, dass jemand in Millers Kill vielleicht Jagd auf Homosexuelle macht, dann wird höchstwahrscheinlich alle Welt von den potentiellen Opfern abgeschreckt. Lassen Sie die Polizei in Ruhe ihre Arbeit tun, und ich verspreche Ihnen: Wir werden diese Mistkerle schnappen.«
    »Der Chief hat Recht«, meinte Obrowski. »Schlechte Publicity, selbst zu einem guten Zweck, kann tödlich für ein Geschäft sein, besonders wenn es von Mundpropaganda lebt wie unseres.«
    »Das heißt, wir verkriechen uns wieder in unser Mauseloch und warten, dass die große starke Polizei uns rettet? Bis zum nächsten Mal?« Handler machte eine verzweifelte Geste und sah zu Clare.
    »Sie haben Recht, Ron«, erwiderte sie. »Ich bin ein Südstaatenkind, und ich kann allen Anwesenden versichern: Mit Duckmäuserei ist nichts zu gewinnen. Die Schwarzen wurden trotzdem terrorisiert, überfallen oder sogar getötet. Geändert hat sich das erst, als man solche Verbrechen ans Licht der Öffentlichkeit brachte.«
    »Oh, ich bitte Sie!«, entgegnete Russ. »Es geht hier doch nicht um Lynchjustiz. Es geht um einen Überfall mit schwerer Körperverletzung, kein Bürgerrechtsproblem.«
    »So?«, sagte Handler.
    »Gibt es ein höheres Grundrecht als das, dass niemand einem etwas zu Leide tut, weil man so ist, wie man ist?«, fragte Clare.
    »Danke, Reverend King«, erwiderte Russ und sah zu Stephen. »Gut, wir hätten es dann so weit –« Ein Ausbruch hohen und tiefen Hundegebells ertönte draußen vor der Hintertür und schnitt ihm das Wort ab. »Was, zum Teufel …?«

5
    D ie Ratten sind wieder da«, sagte Ron. Er streckte eine Hand nach Russ’ leerer Tasse aus, stellte sie in die Spüle und drehte den Wasserhahn voll auf.
    »Wir haben fünf Pekinesen«, erklärte Stephen über den Lärm von Hunden und fließendem Wasser hinweg. »Sie drehen morgens gern draußen ihre Runde. Jetzt ist es Zeit für das zweite Frühstück, danach verkriechen sie sich alle in ein und dasselbe Körbchen im Musikzimmer, um zu schlafen.« Er ging zu der Tür.
    Stephens aufgesetzte Fröhlichkeit war die Erwachsenenversion davon, die Ohren zuzuhalten und zu summen wie ein Kind, das nichts hören will. Clare verschränkte ihre Arme auf der Brust und atmete tief durch, während Ron die Augen verdrehte und mit viel Geklapper die drei übrigen Tassen einsammelte. Russ wollte schon den Mund aufmachen, da fiel sein Blick auf Clare, und er schloss ihn wieder. Stattdessen sagte er wenig später: »Ich sollte jetzt langsam los. Vielen Dank Ihnen beiden für Ihre Hilfsbereitschaft. Ich, äh, werde Sie auf dem Laufenden halten.«
    Clare atmete noch einmal tief durch, um sich zu beruhigen. »Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, Ihnen den Grund meines Besuchs zu verraten«, sagte sie zu Stephen, der den beiden mächtigen Bernhardinern die Tür versperrte, während etwas, das wie ein Flauschteppich aussah, in die Küche hereinwuselte. »Ich habe nämlich gehofft, Sie beide könnten Gal und Bob in Pension nehmen, solange Paul in Albany ist.« Es schien merkwürdig, so zu tun, als wäre er auf einer kleinen Geschäftsreise, aber sie hatte das deutliche Gefühl, Stephen wolle nicht daran erinnert werden, warum die Hunde zeitweilig ohne Herrchen waren. »Der Zwinger ist ausgebucht, und die Besitzerin hat gemeint, ich dürfte kaum –«
    »Ich wünschte, es ließe sich machen«, antwortete Stephen. »Diese Bernhardiner sind wunderbare Hunde. Aber die und unsere fünf, das wäre wirklich zu viel.«
    »Zu viele Haare, zu viel Gebell und zu viele Mäuler, die wir nicht stopfen können«, fügte Ron hinzu, während er eine Schachtel Trockenfutter aus dem Regal nahm und es in fünf winzige Edelstahlnäpfe

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