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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Meinung nach ist Mord immer ein Hassdelikt, und ich werde keinem Fall eine Sonderbehandlung zukommen lassen, weil es ein bestimmtes Opfer war.«
    »Das Mordopfer von heute Abend war also schwul?«
    Er hätte diese Frau erwürgen können. Nein, besser Clare. Der Kamerascheinwerfer nagelte ihn fest wie eine Verhörlampe.
    »Ich kann mich zu dem Ermordeten nicht äußern, bevor wir die nächsten Verwandten benachrichtigt haben.«
    »Und zu den Opfern der Überfälle?«
    »Hören Sie, ich gebe dazu keinen Kommentar ab. Ich werde niemanden in den Dreiundzwanzig-Uhr-Nachrichten outen.«
    »Würden Sie den Homosexuellen dieses Gebiets zu gesteigerter Vorsicht raten?«
    »Wer diesen Mord begangen hat, läuft frei herum. Deshalb würde ich allen Anwohnern zur Vorsicht raten. So, und jetzt muss ich weiter absichern und dafür sorgen, dass Reverend Fergusson nach Hause kommt.« Er bedachte Clare mit einem Lächeln, das besagte, sie werde vielleicht gevierteilt daheim ankommen. »Lassen wir es also dabei bewenden.«
    Sheena fuhr sich mit der Handkante über die Kehle, so wie die Schlinge Ingraham den Hals durchtrennt hatte, und zack, schaltete der Kameramann das Licht aus. »Wir wissen, dass der Tote der Chef von BWI war«, sagte die Reporterin. »Heute Abend schweigen wir noch über seine Identität. Aber zu Ihrer Warnung: Morgen um siebzehn Uhr dreißig machen wir das Ganze publik. Das wird eine Riesenstory.«
    Russ wartete, bis Sheena und ihr Gorilla verschwunden waren. Dann packte er Clare am Ellbogen. »Sie«, sagte er mit kaum hörbarer Stimme, »ab ins Auto. Sofort.«
    »Und die Hunde?«
    »Die kommen auf den Rücksitz.« Er bugsierte sie zum Streifenwagen. »Ich melde mich noch bei MacAuley und Durkee ab.« Er griff durchs Fahrerfenster, um die Hecktüren zu entriegeln. »Und dann reden wir zwei ein Wörtchen.«
    Auch alle anderen brachen auf. Dr. Scheeler war bereits weg, der Transporter vom Leichenschauhaus fuhr eben los, und das Duo von Channel 6 lud seine Ausrüstung ein. Durkee hockte da und beugte sich über die Stromkabel, die von seinem Wagen zu den Scheinwerfern am Tatort führten. Nur noch ein paar hart gesottene Gaffer hielten die Stellung.
    »Schau, dass du auch die Letzten dort verjagst«, sagte Russ zu Lyle. Einer der Scheinwerfer erlosch, und plötzlich war das Gebüsch tief von Dunst und Schatten verhangen. Durkee schob klappernd das Stativ zusammen. »Ich bringe Reverend Fergusson nach Hause.«
    »Hey, Sie hatten einen langen Tag«, sagte Lyle und verschränkte die Arme vor der Brust. »Warum fahren Sie nicht direkt heim und überlassen mir die Sache? Ich will sowieso noch mal aufs Revier, meinen Bericht schreiben.«
    »Wissen Sie, was diese Frau dort getan hat?«, fragte Russ. »Sie hat der Reporterin erzählt, dass es Ingraham ist. Und dass er schwul war. Und dass die anderen Typen ebenfalls schwul sind. Das alles hat sie gesagt. Sämtliche Nachrichtensendungen werden melden, dass in Millers Kill Hassdelikte grassieren. Gott! Ich könnte …« Er wusste nicht recht, was er könnte.
    »Dann lassen Sie mich das erledigen. Kühlen Sie sich erst mal ab.«
    »O nein, im Gegenteil: Ich möchte ihr haargenau sagen, wie schwer sie uns ins Handwerk gepfuscht hat. Und wenn ich mit ihr fertig bin, wird sie nicht mal mehr die Zeitung vor der Haustür reinholen, ohne sich mit mir abzusprechen.« Er schnaubte.
    Lyle setzte schon zum Sprechen an, schloss seinen Mund aber wieder. »Ist gut. Also bis morgen.«
    »Ja. Gute Nacht.« Russ stolzierte zu seinem Streifenwagen zurück, stieg wortlos ein, steckte den Zündschlüssel ins Schloss und schaltete in den Rückwärtsgang. Als er über die Schulter sah, beachtete er die Frau auf dem Beifahrersitz nicht. Dann entdeckte er zwei zottige Köpfe vor der Heckscheibe, die ihm die Sicht versperrten. »Platz!«, sagte er, und mit einem kurzen Winseln gingen die Hunde auf Tauchstation. Krallen scharrten auf dem Vinylpolster, während es sich die Tiere bequem machten. Russ stieß zwischen zwei Bäumen zurück, wendete und fuhr über den Rasen langsam zum Parkeingang. Als er das Flügeltor passiert hatte, schaute er in beide Richtungen und ließ den Wagen dann über den Bordstein auf die Mill Street holpern.
    »Na und?«, fragte Clare. »Sagen Sie doch was!«
    »Sie haben Ihr Versprechen gebrochen.«
    »Hab ich nicht!«
    »Doch, haben Sie. Sie haben mir ins Gesicht versprochen, darüber nicht mit der Presse zu reden.«
    »Damals gab es ja auch nur die zwei Überfälle. Russ, um

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