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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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erinnern Sie sich doch?«
    Russ erinnerte sich sehr gut an ihn. Bougeron war einer von mehreren vielversprechenden jungen Beamten, die es während Russ’ fünfjähriger Dienstzeit als Polizeichef südwärts gezogen hatte, zu den State Troopers in Loudonville. Das hätte Russ an seinem Führungsstil zweifeln lassen, hätte nicht jeder von ihnen die gleichen Gründe genannt: bessere Bezahlung und bessere Aufstiegschancen.
    »Jedenfalls haben sie damals draußen vor dem Dew Drop Inn eine Schlägerei aufgelöst. McKinley und der Rest der Bande wurden wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt verhaftet. Aber jetzt kommt’s: McKinley war mit Arnie Rider dort; der hatte den Streit überhaupt erst angefangen.«
    »Augenblick. Doch nicht etwa der Arnie Rider, der –«
    »Momentan zwanzig Jahre in Comstock absitzt, weil er diesen kambodschanischen Einwanderer erstochen hat, so ist es. Und noch was: Die Schlägerei im Dew Drop Inn war eine Woche vorher. Laut Akte wurde McKinley deswegen vorgeladen, hat aber nichts Brauchbares ausgesagt.«
    »Habt ihr den Kerl inzwischen?«
    »Noch nicht. Eric und ich sind auf Reverend Fergussons Anruf hin sofort losgefahren. In Zivil. Er lebt in einem Wohnheim in der Causeway Street, unten, hinter den Fabriken. Kein Pick-up weit und breit, und Parkplatz gibt’s auch keinen; McKinley hätte den Wagen also auf der Straße abstellen müssen. Das Ding muss irgendwo versteckt sein. Er selber war nicht da, und der Vermieter wusste nicht, wann er zurückkommt. Eric liegt immer noch da unten auf der Lauer, um ihn abzufangen.«
    »Ich wette, derjenige, der den Pick-up jetzt in Verwahrung hat, steckt bis über beide Ohren mit drin in der Sache.«
    »Da würde ich mitwetten.«
    »Sind irgendwelche einschlägig bekannten Typen zu ermitteln, mit denen er sich rumtreibt?«
    »Wie gesagt: Der Rest der Bande, die vor zwei Jahren beim Dew Drop festgenommen wurde. Ich habe mal einen Blick in ihre Vorstrafenregister geworfen, aber besonders vielversprechend sieht das nicht aus. Und jemand mit Gewalt zur Vernehmung vorführen, damit wollte ich noch nicht anfangen, um McKinley nicht zu verschrecken. Es stecken ja bestimmt noch andere in der Sache mit drin.«
    »Sehr gut, Lyle. Genau so hätte ich es auch gemacht. Solange wir nicht allzu sehr auf den Busch klopfen, kommt er auch nach Hause. Und dann schnappen wir ihn. Ich möchte schnell zum Zuschlagen bereit sein, falls er uns irgendwelche Namen nennt. Wenn nötig, trommeln wir für den Streifendienst ein paar von den Teilzeitkräften zusammen.«
    »Sie wissen, das bedeutet –«
    »Überstunden, ja, ich weiß. Bestimmt macht mir der Stadtrat deshalb –« Russ warf einen Blick über die Schulter, und gerade noch rechtzeitig fiel ihm Clare wieder ein. Sie hatte in einem der beiden Ledersessel vor dem kalten Kamin Platz genommen. »… die Hölle heiß. Falls sich innerhalb der nächsten Minuten etwas tut, erreicht ihr mich in St. Alban’s. Aber ich komme vor dem Heimfahren noch mal vorbei.«
    »Wann legen Sie sich endlich ein Handy zu, so wie der Rest der Welt? Ärzte haben eines. Tierärzte haben eines. Sogar Litauer und Letten.«
    »Kümmern Sie sich um Ihren Job, Lyle. Wiederhören.«
    Er legte auf und wirbelte herum. »Hip, hip, hurra!« Er reckte seinen Arm wie ein Hockey-Fan in die Höhe. »Sieht aus, als könnte Elliott McKinley einer von unseren Gesuchten sein. Er hat sich vor ein paar Jahren mit ’nem üblen Burschen namens Arnie Rider rumgetrieben, der ein paar sehr eigenwillige Ansichten zum Thema Rassenreinheit vertrat, und zwar nicht nur mit Worten. Er brach Schlägereien mit kambodschanischen und vietnamesischen Flüchtlingen vom Zaun und hat zuletzt einen jungen Mann namens Chhouk erstochen.« Bei der Nennung des Namens fiel Russ die Mutter wieder ein, eine winzige Frau, die vielleicht zehn Wörter Englisch konnte und pausenlos geweint hatte, als sie ihren Sohn identifizieren musste – ein hohes, kaum hörbares Wimmern. Er schüttelte den Kopf. »Rider wurde wegen Totschlags verurteilt, aber wäre es nach mir gegangen, dann wär’s vorsätzlicher Mord gewesen. Wenn man ein Jagdmesser in der Tasche hat – wer fängt dann schon Krawall an, außer es juckt ihn wahnsinnig, das Ding auch zu benutzen?«
    Clare schlug ihre Beine übereinander. »Wollen Sie damit sagen, McKinley hat eine Schwäche für Extremisten und Gewalttäter?«
    »Na ja, vorläufig wäre diese Behauptung zu weit gegriffen. Aber irgendwie fügt sich doch ein Stein zum anderen.«

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