Die Rote Spur Des Zorns
bisschen um die Häuser zu ziehen. Jedenfalls waren wir irgendwo vor dem – ich glaube, es hieß ›Blue Lagoon‹ oder ›Blue Parrot‹ – und sind auf die Rückseite, um ’nen kleinen Joint rauchen. Da kommt ein Typ raus, so mit Strahlemannlächeln, schicken Klamotten und so weiter. Der quatscht uns an, und ich merke sofort, dass er ’ne Schwuchtel ist.« McKinley zog die Brauen zusammen. »Er hat uns richtig angebaggert, wollte wissen, ob wir Lust auf eine Party mit ’n paar seiner Kumpels hätten, und gibt mächtig mit ihrem tollen Stoff an – ihren Drogen. Mann, ich sage Ihnen, da werd ich den ganzen Tag von einer reichen Schwuchtel rumkommandiert, und hier, in meiner Freizeit, muss ich genau so ’nen Scheißkerl erleben. Und Chris sieht gut aus, die Mädels liegen ihm reihenweise zu Füßen. Die schwule Sau ist scharf auf Chris!, denk ich und merke, dass Chris den gleichen Gedanken hat. Also sagen wir dem Typen, er soll sich verpissen, und geben ihm ’ne saftige Abreibung.«
»Hat Nathan auch mitgemacht?«
»Nein, der hat bloß rumgejammert, wir sollten verschwinden. Als würden am Ende die Kumpels von der Schwuchtel rauskommen und über uns herfallen! Jedenfalls hat das gut getan, wissen Sie – dieses Gefühl, dass wir für unser Recht kämpfen, dass wir uns von diesen Schwulen nicht alles bieten lassen. Darüber gesprochen haben wir eigentlich erst eine Woche später, als Chris fragte, ob wir so was noch mal machen wollten.«
»Jemand suchen, mit dem ihr Streit anfangen könnt?«
»Na ja, ›auf Tuntenjagd gehen‹, so hat er’s genannt. Und dass sogar ein paar Kröten für uns dabei rausspringen könnten.«
Russ blinzelte. »Wieso das? Wolltet ihr euch einen Betrunkenen suchen und ihn ausplündern?«
»Nein, Chris hatte da ’nen Freund. Jemand, der genauso dachte wie wir – dass die Schwulen zu frech werden und dass sie ’nen kleinen Dämpfer brauchen. Sein Freund, hat er gesagt, könnte nicht öffentlich was dagegen tun, aber er wollte uns engagieren. Um ein Signal zu setzen.«
Russ kam es vor, als wäre er Richtung Albany gefahren und stattdessen plötzlich in Kansas gelandet. Er atmete tief durch. »Dieser Freund von Chris – haben Sie den je kennen gelernt?«
»Nein. Bloß Chris, der kannte ihn persönlich. Aber der Typ hat sein Versprechen gehalten. Wir kriegten die Kohle und sogar noch was extra obendrauf.«
Die Worte »was extra« sprach er mit einem vielsagenden Unterton. »Drogen?«, fragte Russ.
»Ja. Ecstasy, Meth. Chris hat das Zeug verteilt.«
»War Chris ein Kollege von Ihnen? Hat er je Ihren Chef kennen gelernt?«
»Nein. Der arbeitet bei Shape, als Lagerist. Tippt die Bestände in so ’nen Taschenrechner ein.«
»Woher kennen Sie ihn?«
»Wir waren zusammen auf der Schule.«
Russ nickte. »In Ordnung. Chris hat also gesagt, Sie könnten sich ein kleines Taschengeld verdienen, wenn Sie Schwule zusammenschlagen. Und weiter?«
»Er sagte, wir bräuchten einen dritten Mann, als Helfer.«
»Ihr Freund Nathan war demnach aus dem Spiel.«
»O ja. Also, jedenfalls hab ich da so ’nen Typen aus der Zeit mit Arnie Ryder gekannt, Jason Colvin, und dachte mir, der wäre vielleicht zu gebrauchen. Ich hab ihn angesprochen, und er war auch sofort dabei.«
»Und dann?«
»Dann erzählte uns Chris von den Schwuchteln, denen das Hotel an der Route 131 gehört, meilenweit weg von meiner Arbeitsstelle. Er meinte, das wäre ein guter Platz, um ’nen Schwulen zu finden. Er würde uns noch Bescheid geben, wann’s losgeht. Wenn wir abends einen draufgemacht hatten, sind wir ein paarmal dran vorbeigefahren, nur um die Typen ein bisschen zu erschrecken. Und Mittwoch drauf hat Chris mich angerufen und gesagt, es wäre so weit.«
»Hat er diesen Abend ausgesucht?«
»Ja. Was ich irgendwie daneben fand, weil wir am nächsten Tag alle zur Arbeit mussten.«
»Was haben Sie gemacht?«
»Als Erstes sind wir in den Wald gefahren. Chris hat Meth verteilt, Jase und ich waren deshalb ziemlich schwer drauf. Dann sind wir an dem Hotel vorbei und haben ein Häufchen Typen draußen gesehen, von dem einer in dieses Chrysler-Kabrio gestiegen ist – der richtige Schlitten für so ’nen reichen alten Sack. Wir also weiter die Route 131 runter und an den Straßenrand gefahren, denn da musste er ja vorbeikommen und wir könnten ihn rechtzeitig sehen. Am Steuer hab ich gesessen, weil es mein Wagen war, der Pick-up, und Jase und Chris hielten Ausschau. Auch geraucht haben wir noch ’n bisschen
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