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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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anschließend?«
    »Anschließend sind wir wieder heim zu Chris gefahren. Er hat Jase und mir ein paar Flaschen Bier und je fünfhundert Kröten gegeben.«
    »Sprachen Sie schon über den nächsten Coup?«
    »So’n bisschen. Jase fand, wir sollten runter nach Saratoga. Aber Chris hat gesagt ›Bleib cool‹, er würde uns benachrichtigen. Warum was machen, wenn man anderswo Geld dafür kriegen könnte?«
    »Waren Sie nicht neugierig auf seinen Auftraggeber?«
    »Verdammt neugierig sogar! Aber Chris verriet keinen Ton. Der fährt total ab auf diesen militärischen Kram, ›Strengste Geheimhaltung‹ und so, als wär er der General und wir nur für die Drecksarbeit zuständig. Aber was soll’s! Ich hab mir zwar gedacht, dass er den Löwenanteil kassiert, aber ich konnte mich nicht beschweren.«
    »Hat Chris über ein bestimmtes Opfer je Andeutungen gemacht? Etwas, das Sie auf den Gedanken brachte, er wüsste mehr als Sie?«
    »Nein. Meistens hat er geschwafelt, dass er sich von seinem Geld eine neue Camping-Ausrüstung kaufen wollte. Darauf steht er nämlich, und genauso auf diesen Gesundheitsscheiß. Vitamine und dergleichen.«
    »Aber er verkauft doch Drogen?«
    »Normalerweise nicht. Chris kifft, aber kiffen tut schließlich jeder. Und von allem andern lässt er die Finger. Gut, manchmal Anabolika, weil er Krafttraining macht.«
    »Na schön. Was haben Sie nach dem Treffen bei Chris getan?«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Es war Wochenende, und ich hatte fünfhundert Mäuse. Ich bin abgedüst und erst heute früh wieder zurückgekommen.«
    »Haben Sie die beiden andern seit Freitag noch einmal gesehen?«
    »Nein. Chris hatte Pläne fürs Wochenende, und Jase wollte sich’s mit seiner neuen Freundin gemütlich machen.«
    »Wo sind Sie hingefahren?«
    »An den Lake George. Bin in der Gegend rumgegondelt. Meistens hab ich mich mit Freunden getroffen.«
    »Ist von Ihrem Geld noch etwas übrig?«
    McKinley lachte.
    Mit einem Klick ging die Tür auf, und Lyle MacAuley streckte den Kopf herein. »Burns ist da. Er will seinen Mandanten sprechen.«
    Russ rutschte auf dem festgenieteten Stuhl zur Seite. »Elliott, ich will, dass Sie Officer Entwhistle eine genaue Zeitaufstellung geben, wann Sie an diesem Wochenende wo gewesen sind und mit wem Sie zusammen waren. Und zwar auf die Minute genau. Ihr Anwalt wird wohl nichts dagegen haben, denn davon hängt Ihr Alibi ab.«
    In Wahrheit würde Burns in fünf Minuten vermutlich Zeter und Mordio schreien. Nur hatte Russ nicht die Absicht, dies mitzuerleben.
    Geduckt ging er durch die schmale Hintertür, die in eine Art Vorratskämmerchen führte, und tauchte im Mannschaftsraum wieder auf. Er streckte seine Nase nach draußen. Vom Empfangsschalter waren laute Stimmen zu hören. Lyle sah er nirgendwo. Vorsichtig schlich Russ zur Einsatzzentrale und streckte auch dort den Kopf hinein. »Lyle?«
    Der Deputy Chief erschien in der Tür. »Was machen Sie denn da? Warum flüstern Sie?«
    Russ deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung der Schritte, die zum Vernehmungsraum marschierten. Der Verursacher des Geräusches steckte wahrscheinlich in teuren Schuhen. Lyles buschige Augenbrauen hoben sich, als er begriff. Er drückte Russ einen Aktendeckel in die Hand.
    »Chris Dessaint. Fünfundzwanzig Jahre. Anzeigen wegen Trunkenheit am Steuer, Ruhestörung, Körperverletzung – ein paar Schlägereien. Bagatellkram. Er hatte eine Jugendstrafe, aber da Einblick zu bekommen dauert seine Zeit. Keinerlei Hinweis, warum er plötzlich zu einem Schwerverbrecher werden sollte.«
    »Hat er eine aktuelle Adresse?«
    »Steht alles da drin. Als seine nächste Verwandte wird Alvine Harpswell angegeben; an die erinnern Sie sich doch?«
    Und ob er sich erinnerte. Alvine war in zahlreiche Fälle von häuslicher Gewalt verstrickt gewesen, sowohl als Täter wie als Opfer, und dass sie ihre Partner wie die Hemden wechselte, schien umso erstaunlicher, da sie nicht gerade eine Schönheit war. Lyle fuhr fort. »Es gibt ’n ganzes Nest von Dessaints drüben in Cossayuharie und Warren County. Schätze, mit denen ist er verwandt.«
    Aus dem Vernehmungsraum erhob sich stärker werdender Lärm. Lyle deutete mit dem Daumen Richtung Ausgang. »Paul wartet im Streifenwagen, und Dave ist auf Patrouille. Besser, Sie verduften, bevor Geoff Burns Sie in die Finger kriegt.«
    Russ nickte und klemmte sich die Akte unter den Arm, um, so schnell es seine geschwollenen Knie erlaubten, zur Vortreppe hinauszuhumpeln.
    Chris

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