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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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was. Ich dachte mir, wir würden den Typen von der Straße drängen, aber da brüllt Jason: ›Die Scheinwerfer! Er kommt!‹, und es war zu spät, um wieder auf die Fahrbahn zu stoßen. Der Typ donnert mir glatt in den Wagen, und ich bin auf hundertachtzig. Ich hab schließlich jede Menge Zeit und Geld da reingesteckt.«
    Russ’ Kehle war wie zugeschnürt. Mit einem Nicken forderte er McKinley auf, fortzufahren.
    »Also haben wir ihm einen Denkzettel verpasst.« Er stockte. »Mann, kann ich ’ne Zigarette haben?«
    »Officer Entwhistle, holen Sie eine Packung und einen Aschenbecher.«
    Noble öffnete die Automatiktür und verschwand um die Ecke.
    »Wissen Sie«, sagte McKinley in vertraulichem Tonfall, »wahrscheinlich hätte ich das Ganze nie getan, wenn ich nicht high gewesen wäre. Chris hat den Shit verteilt wie Bonbons. Er war der Chef, ich selber nur so eine Art Mitläufer.«
    »Ja.«
    Noble kehrte zurück und gab Russ ein Päckchen Marlboro samt einem Wegwerfaschenbecher aus Aluminium. Der Chief schob McKinley beides über den Tisch zu und fischte in seiner Tasche nach dem Zippo seines Vaters, das ungefähr Baujahr 1945 war, aber immer noch funktionierte.
    »Rauchen Sie?« McKinley bot Russ die Packung an.
    »Heute nicht mehr. Aber dieses Feuerzeug hab ich immer noch. Ist ganz praktisch.« Er zündete McKinley die Zigarette an, schloss den Deckel des Feuerzeugs und fuhr mit dem Daumen über die eingravierten Initialen – eine winzige Verbindung zu einer Welt, als noch niemand zum Spaß Leute zusammenschlug. »Weiter. Sie sagten, Sie hätten dem Mann im Kabrio ›einen Denkzettel verpasst‹. Wussten Sie, wer er war?«
    »Nein. Aber Chris sagte, er wüsste, dass der Kerl schwul ist, weil sich diese Woche niemand außer Schwuchteln in dem Hotel aufhielte.«
    »Hat Chris Ihnen auch gesagt, dass Bill Ingraham immer in diesem Hotel wohnte?«
    McKinley zog an seiner Zigarette und runzelte wiederum die Stirn. »Nein, das nicht. Ingraham war also auch dort? Ohne Scheiß?«
    »Wussten Sie das nicht?«
    »Woher denn, zum Teufel? Er und ich waren nicht gerade die engsten Freunde.«
    »Okay. Wie ging es weiter?«
    »Chris meinte, mein Pick-up müsste von der Bildfläche verschwinden, bis der Schaden ausgebessert wäre. Ich hab einen Cousin draußen auf dem Weg nach Fort Henry, der repariert Autokarosserien in seiner Scheune. Dort hab ich den Wagen untergestellt. Bin noch nicht dazu gekommen, die Stoßstange auszubeulen.«
    »Wer hatte die Idee, den Videothek-Besitzer zu überfallen?«
    »Das war Jason«, antwortete er rasch. »Jason kannte ihn von der Schule und wusste, dass der Typ schwul ist. Hat gesagt, es wäre ganz leicht, weil wir rauskriegen könnten, wann er sich wo aufhält. Er selbst würde das übernehmen. Und an diesem Freitag dann haben wir uns alle getroffen, weil der Freund von Chris grünes Licht gab. Nur klauen dürften wir nichts. Und wir sollten Handschuhe anziehen, damit wir keine Fingerabdrücke hinterlassen.«
    Russ dachte an die Fingerabdrücke auf Emil Dvoraks Chrysler. »Und? Haben Sie das befolgt?«
    McKinley zog ein Gesicht. »Nein, verdammt! War doch schließlich ’ne Videothek. Da gibt’s tausend Fingerabdrücke überall. Wieso sollten wir da mit Gummihandschuhen reinspazieren? Da könnten wir uns ja auch gleich ein Schild umhängen, wo draufsteht: ›Überfall!‹ Daran hab ich zum ersten Mal gemerkt, dass dieser Freund mit der Kohle ein Amateur war.« McKinley sah Russ an. »Nicht dass ich Profi wäre oder was. Absolut nicht!«
    »Sie machen es nur als Hobby«, sagte Russ.
    »Hey, Mann, haben Sie vielleicht was für Schwule übrig? Finden Sie’s gut, dass die überall das Maul aufreißen und fordern, dass sie in Weiberklamotten rumlaufen dürfen und so? Das ist doch abartig. Total krank. Ich sage, wahrscheinlich hätte ich das alles gar nicht gemacht, wenn ich dabei nicht ständig stoned gewesen wär, aber ’n Haufen andere Leute hätte dasselbe getan, wenn sie sich trauten.«
    Russ sah auf den Tisch hinab. Seine Hände wirkten entspannt bis auf die kleinen weißen Druckstellen unter den Nägeln. Er ermahnte sich, dass es einfach nicht ging, McKinley die Fresse zu polieren. Ganz ruhig, beherrsch dich, sagte er zu sich selbst.
    »Sie haben also Todd MacPhersons Videothek überfallen.«
    »Ja. Aber wir haben sie nicht geplündert.«
    »Sondern MacPherson nur eine Lektion in nicht-schwulem Selbstbewusstsein erteilt.«
    McKinley wirkte verwirrt. »Hä?«
    »Schon gut. Was machten Sie

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