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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Angriffsfläche zu bieten. »Die anderen Ausgänge sind von Streifenwagen blockiert, und auf dem Wasser wartet ein Patrouillenboot. Verstehen Sie? Sie können hier nicht raus. Los, machen wir Schluss mit dem Spielchen, damit niemand zu Schaden kommt.«
    Keine Reaktion. Russ stand auf, und ein metallisches Klirren und Rasseln ertönte. Er drehte sich gerade noch rechtzeitig um, dass er eine Kette mit einem eisernen Haken auf sich zuschwingen sah. Die Kette war so dick wie sein Handgelenk, und das Geräusch, mit dem sie durch den Flaschenzug glitt, hörte sich an wie das Knarren des Höllentors. Russ sprang zur Seite. Der Haken sauste vorbei, aber die Kette, die ihm über Arm und Schulter drosch, entriss ihm den Revolver, und er verlor das Gleichgewicht. Taumelnd prallte er gegen einen Webstuhl, stolperte nach hinten und entging dem letzten Stück Kette, das mit einem ohrenbetäubenden Krachen auf die eisernen Maschinen und den Holzboden fiel. Russ suchte seine Waffe, hielt nach McKinley Ausschau, nach irgendeinem Lebenszeichen zwischen den Seilen und Ketten, die wie höllischer Seetang vom Deckengebälk herabhingen. Er erhaschte aus dem Augenwinkel eine blitzschnelle Bewegung. McKinley brach aus seinem Versteck hervor und rannte zu der Tür am anderen Ende der Halle, wobei sein Kopf bizarr, wie vom Körper losgetrennt, die Oberkante der Maschinen entlanghüpfte.
    Russ jagte ihm hinterher. All sein Schmerz wurde von Wut und Adrenalin betäubt. Er lief wie ein Stürmer durch das feindliche Mittelfeld, wich mit eingezogenem Kopf hierhin und dahin aus, möglichst weit weg von den Maschinen. Er konnte die Tür auffliegen sehen und stürzte McKinley nach – warf sich mit einem Hechtsprung auf ihn und traf ihn genau in der Körpermitte, sodass sie beide ineinander verschlungen zu Boden fielen. McKinley wehrte sich mit Händen und Füßen, aber wenn er auch jünger war, so war Russ ihm um mindestens dreißig Pfund Gewicht und mehrere Zentimeter Größe überlegen. Er drehte ihn auf den Bauch und warf sich über ihn, sodass sein Ellbogen ihm ins Genick drückte, seine Beine ihn fest umklammert hielten, während er das Paar Handschellen von seinem Gürtel riss.
    McKinley bäumte sich auf. »Halt still, oder ich knall deinen Kopf auf den Bretterboden, du kleiner Mistkerl«, schrie Russ. Er bog McKinleys Arme nach oben und legte ihm Handschellen an. Dann setzte er sich auf die immer noch zappelnden Beine. Bei einem Griff nach seinem Gürtel stellte er mit Zufriedenheit fest, dass das Funksprechgerät hing, wo es hingehörte. Die Vorstellung, den Burschen aus diesem Gebäude zu bugsieren, war nicht sehr verlockend. Russ drückte die Sprechtaste. »Eric? Noble?«
    »Chief? Was ist los? Wo stecken Sie?«
    »Im Innern der Fabrik. Erdgeschoss. Ich habe McKinley, aber ich könnte ein bisschen Hilfe gebrauchen, um ihn hier rauszuschaffen.«
    »Mark ist unterwegs, um die Schlüssel zu holen.« Russ wusste, dass die Gemeinde Duplikate sämtlicher Schlüssel für die leer stehenden Fabriken aufbewahrte, falls Polizei oder Feuerwehr sie einmal brauchten. »Da, er kommt gerade. Sind sofort bei Ihnen.«
    »Und bringt auch Mark mit. Ein Mann allein wird mit dem Kerl nicht fertig, und ich« – er schob sein Brillengestell nach oben – »ich glaube, ich brauch selbst ’n bisschen Hilfe, um meine Kanone zu suchen.«

18
    E r verlangt einen Anwalt.« Lyle MacAuley griff über das Durcheinander von Tassen und zerknüllten Servietten nach der Kaffeekanne.
    »Natürlich verlangt er einen Anwalt. Tun sie doch alle. Das kommt vom Fernsehen.« Russ griff ebenfalls nach einer Tasse, verzog aber schmerzlich das Gesicht und nahm die andere Hand.
    »Sie sollten das mal von ’nem Arzt anschauen lassen.«
    »Sind nur ein paar Schrammen. Ich werde demnächst zwar aussehen wie ein Fleckenteppich, aber ich überleb’s. Hat er schon jemanden angerufen?«
    Der Deputy Chief grinste. »Geoffrey Burns.«
    Russ verschluckte sich an seinem Kaffee. »Dieses Arschloch? Seit wann nimmt der denn Mandate von so ’nem Hungerleider wie McKinley an?«
    »Vermutlich ist er im Sommer nicht ausgelastet; zu wenig Autounfälle.«
    Russ stellte seine Tasse auf das Pult der Einsatzleitung und schenkte sich mit seiner Linken vorsichtig Kaffee nach.
    »Achtung!«, warnte Lyle. »Wenn Sie was auf Harlenes Zeug schütten, macht sie Hackfleisch aus Ihnen.« Ihre dienstälteste Mitarbeiterin in der Leitstelle hatte nach dem vierten Juli zwei Tage frei.
    Russ sammelte McKinleys

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