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Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Titel: Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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dass Sie extra hierherkommen«, begrüßte sie die drei Männer, sobald diese sie erreicht hatten.
    Mr Pendergast nickte ihr zu und stellte sich vor sie.
    »Sie sind Mrs Karolina Treban, geborene Salzmann?«, fragte er auf Englisch.
    »Ja.« Lina nickte. Sie musste sich noch immer an ihren neuen Nachnamen gewöhnen. Sagen Sie Lina, wollte sie dem Mann anbieten, aber dann ließ sie es. Schließlich wollte sie so erwachsen wie möglich wirken.
    »Wer ist das?«, erklang es in diesem Moment hinter ihr. Rieke stand in der geöffneten Haustür und starrte die Männer neugierig an. Gleich hinter ihr versuchte Julius, über ihre Schulter einen Blick zu erhaschen.
    »Zurück ins Haus, was habe ich euch gesagt?«, rief Lina und scheuchte sie zurück. »Bitte, meine Herren«, murmelte sie dann in Richtung der constables . »Die Kinder müssen nicht mitbekommen, was wir zu bereden haben.«
    Mr Pendergast verstand. Wortlos verschränkte er die Arme und wartete, bis Rieke und Julius sich schmollend wieder in die Stube zurückgezogen hatten.
    »Ich bin mir nicht sicher«, begann Lina dann in gedämpftem Ton, »was Alexander – ich meine, der junge Mr Treban – Ihnen schon erzählt hat, aber … es geht um Mr Seip. Hannes Seip, den Agenten der Neuseeland-Compagnie.«
    Die Männer sahen sich an. Überrascht, wie es Lina schien.
    »In der Tat«, sagte Mr Pendergast. »Dann wissen Sie es also schon?«
    »Ja natürlich. Ich war ja dabei.« Lina war erleichtert. Wenn Alexander den constables schon alles erzählt hatte, musste sie das womöglich nicht auch noch tun. Ihre Anschuldigungen gegen Seip auf Englisch zu formulieren, wäre ihr ziemlich schwergefallen.
    »Was geschieht nun mit ihm?«, fragte sie.
    »Mit wem?«
    »Mit Mr Seip natürlich, um den geht es doch hier!«
    »Nein, Madam, da muss ein Missverständnis vorliegen. Wir sind nicht wegen Mr Seip hier.«
    »Nicht?« Lina blickte verwirrt auf. »Aber – weswegen dann?«
    Die Männer sahen sich erneut an, einer trat verlegen von einem Fuß auf den anderen.
    Es war wieder Mr Pendergast, der schließlich das Wort ergriff. »Wir sind hier, Mrs Treban, um Sie zu verhaften. Sie stehen unter dringendem Verdacht, Ihren Ehemann ermordet zu haben.«

Kapitel 24
    ››Ermordet?‹‹ Lina glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. »Ich soll … Rudolf ermordet haben? Aber … wie … was? Das ist doch … vollkommen absurd!«
    Pendergast hob die Schultern. »Es tut mir leid, Mrs Treban, aber wir haben unsere Anweisungen. Wir müssen Sie festnehmen.«
    Lina wurde es schwindelig, in ihren Ohren rauschte es, als würde irgendwo ein Fluss fließen. Ein Zittern stieg in ihr auf. Sie atmete mehrmals hintereinander tief ein und aus, bis das Schwächegefühl in ihr nachließ und sie wieder klarer denken konnte.
    Sie würde sich nicht unterkriegen lassen. Das konnte ja alles nur ein schreckliches Missverständnis sein, schließlich war sie sich nicht der geringsten Schuld bewusst. Gewiss würde sich alles schnell aufklären lassen.
    Aber es war Samstag. Eine Aufklärung würde sich vermutlich bis nächste Woche hinziehen.
    Ihre Gedanken kreisten nur um den nächsten Schritt, versuchten, den plötzlichen Schrecken in kleine, lösbare Einzelteile zu zerlegen.
    Die Kinder. Das war das Wichtigste. Die beiden mussten nicht erfahren, worum es hier ging. Aber alleine lassen konnte sie sie auch nicht. Wen konnte sie bitten, sich um sie zu kümmern? Pastor Heine war bestimmt schon auf dem Weg nach Waimea, wo er die nächste Woche als Seelsorger und Lehrer beschäftigt war.
    Cordt Bensemann.
    Der Name fiel ihr plötzlich ein. Auf ihrer Hochzeitsfeier hatte sie doch gehört, dass Mr Bensemann während der Woche mit seiner Tochter Anna in Nelson wohnte. Wenn sie es richtig in Erinnerung hatte, dann liefen Cordt und seine Tochter jeden Samstagabend zurück nach Waimea, wo ihre Familie wohnte. Und auch die von Fedor Kelling, ihrem und Riekes Vormund.
    »Bitte, Sir«, wandte sie sich an den constable und versuchte , das Zittern zu unterdrücken. »Darf ich kurz mit meiner Schwester reden?«
    Pendergast erlaubte es.
    Lina ging zur geöffneten Haustür. Julius und Rieke saßen tatsächlich am Tisch, hatten ihre Bleistifte in der Hand und taten sehr beschäftigt.
    »Rieke, Julius«, begann sie etwas atemlos. »Es ist sehr wichtig, was ich euch jetzt sage: Wenn ihr mit eurem Aufsatz fertig seid, macht ihr die Tür gut zu, bringt die Hühner zurück in den Stall und geht dann schnurstracks zu Anna Bensemann. Rieke, du

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