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Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Titel: Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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ich kann dir auch nich’ widersprechen.«
    Also doch! Für einen Moment schnürte ihr die Wut auf Seip die Kehle zu. Sie ballte die Fäuste.
    »Haste wirklich dein’ Mann umgebracht?«
    »Nein!«, fuhr Lina auf. »Das ist gelogen. Ich habe natürlich niemanden umgebracht, auch nicht meinen Mann! Wie hätte ich das denn auch machen sollen? Dieser … dieser Unmensch von Seip … will mich reinlegen. Bitte, Sir, Mr Mills, Sie müssen mir glauben!« Sie trat ganz nah an die vergitterte Öffnung.
    Der Gefängniswärter sah sie an, in seinen Augen glaubte sie so etwas wie Mitleid zu sehen. »Ich glaub dir das gern, aber das bringt dich auch nich weiter. Wenn ich dich rauslass, käm ich in Teufels Küche. Würd mich mein Job kosten, weißte? Und dann könnt ich Mrs Mills und die Kleinen nich mehr ernähren.«
    »Aber … was soll ich denn jetzt tun?«
    Er strich sich über seine stoppeligen Wangen. »Keine Ahnung. Erst mal abwarten, denk ich. Wird sich schon alles regeln.«
    Lina nickte tapfer und versuchte, ihre Angst und ihre Verzweiflung zu unterdrücken. »Wissen Sie, was ich heute Morgen tun wollte, bevor man mich verhaftet hat? Ich wollte diesen … diesen …« Das Wort blieb ihr in der Kehle stecken. »Diesen Mr Seip anzeigen. Weil er mich bedroht hat.« Rasch, fast atemlos, erzählte sie von dem, was in der Wildnis vorgefallen war; so gut es eben auf Englisch ging und natürlich ohne das Gold zu erwähnen. Mills hörte ihr zu, den Kopf schräg auf die Seite gelegt. Es tat gut, jemandem das Herz auszuschütten, auch wenn er ihr nicht helfen konnte.
    »Haste ’nen witness dafür, dass dieser Kerl dich da draußen in der Wildnis mit ’ner Waffe bedroht hat?«, wollte er wissen.
    » Witness ?« Was hieß das nun wieder? »Ich verstehe nicht …«
    »Na ja, halt jemanden, der das alles gesehen hat.«
    »Ach so, Sie meinen einen Zeugen.« Ihre Schultern sanken zurück. »Nein, niemanden. Es war ja keiner dabei. Nur Seip und ich.«
    Mills schüttelte den Kopf. »Dann, fürcht ich, wird’s ’n Problem werden. Ich hab nich viel Ahnung von diesen Dingen, aber ich glaub, ’n Richter fragt danach.«
    »Ein Richter? Heißt das, es wird eine Verhandlung geben?«
    »Darauf kannste einen lassen«, nickte er. »Ich kenn diesen Seip nich’, hab aber schon ’ne Menge von ihm gehört. Muss schon sagen, er macht sich hier keine Freunde. Bist nicht die Erste, die er anzeigt. Hab von Leuten gehört, die ihm angeblich Werkzeug geklaut hätten. Die saßen auch hier ein. Hat sich aber auch alles geklärt. Hast übrigens noch Glück, dassde heut hier gelandet bist und nich’ gestern.«
    »Ach ja?«, machte Lina schwach. Die Aussicht, dass es womöglich erst eine Verhandlung brauchte, um hier herauszukommen, lähmte sie. »Wieso?«
    »Weil bis gestern hatten wir hier nämlich sechs Kerle eingesperrt. In vier Zellen, wohlgemerkt. Kannst dir ja denken, wie eng’s hier drinne war.«
    Lina schauderte. Mit noch jemandem wollte sie diesen engen Verschlag sicher nicht teilen. Schon gar nicht mit einem möglichen Verbrecher.
    »Ich erzähl ja schon jedem, der’s hören will, dass wir dringend ’n richtiges Gefängnis brauchen. Keins, das zusammenfällt, wenn man nur mal stärker hustet.«
    Lina rang sich ein halbherziges Lächeln ab. Ganz so instabil war das Gebäude nun auch wieder nicht. »Und wo sind die sechs jetzt?«
    »Sind alle freigesprochen worden. Waren ja auch keine schweren Vergehen. Einer hatte ’n Schwein gestohlen, ’n anderer hat betrunken Unfug gemacht.« Mr Mills sah sie freundlich an. »Haste jemanden, der wissen sollte, dassde hier bist? Eltern oder ’nen Bruder?«
    Siedend heiß durchschoss es sie. Alexander! Er musste unbedingt erfahren, was man ihr hier anlastete. Er würde sich darum kümmern, dass sie wieder freikam, dass man sie …
    Aber nein. Wenn Alexander erfuhr, dass sie hier unschuldig im Gefängnis saß, würde er wahrscheinlich sofort alles stehen und liegen lassen, um zu ihr zu kommen. Das konnte sie nicht riskieren. Hatte sie ihn nicht selbst nur mühsam davon überzeugen können, den Wehrdienst anzutreten, damit sie nicht die hohe Strafgebühr zahlen mussten? Auch unerlaubtes Entfernen stand unter Strafe.
    Wer kam sonst noch infrage? Pastor Heine? Nein, der war längst in Waimea. Die Tucketts wussten inzwischen hoffentlich Bescheid und würden sich noch etwas länger um Sophie und die Tiere kümmern. Und die Kellings und die Bensemanns wohnten ebenfalls in Waimea. Viel zu weit weg. Außerdem

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