Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud

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Kino, wobei dem Helden nie etwas zustieß, und junge Menschen sind in ihrem eigenen Film immer der Held.
    Also wurde Lyle kiebig.
    »Wenn du ein Cop bist, dann raus mit der Marke. Ansonsten verpiss dich doch einfach mal, du alter Sack …«
    Der alte Sack zeigte keine Marke vor. Er verpisste sich auch nicht. Der alte Sack schoss Lyle ins Muskelfleisch des linken Oberschenkels. Der gedämpfte Knall des Schusses hallte im Zimmer wider, war aber in der Außenwelt kaum zu hören. Dort verlor sich das flüsterleise Puffen der abgefeuerten Kugel im allgemeinen Röhren des dichten Verkehrs auf der North Gwinnett und dem Heulen eines Flugzeuges, das auf dem nahe gelegenen Maular Field startete, und in der wummernden Musik aus dem Ghettoblaster von ein paar Teenagern, die am Pool abhingen.
    Ebenso verhielt es sich mit Lyles Schrei, der allerdings sowieso nur anhielt, bis er auf den Teppich fiel, und da kniete Mr Endicott schon neben ihm und rammte ihm eine Spritze in den Hals. Und damit hatte sich der denkende, fühlende und schreiende Teil des Lyle Preston endgültig abgemeldet.
    Auch Edgar Luckinbaugh, der auf der anderen Straßenseite auf dem Parkplatz des Wendys-Restaurants im mottenzerfressenen Windstar seiner Tante Vi saß, hörte nichts. Er hatte vor einer Stunde zugesehen, wie Mr Endicott seinen Cadillac abgestellt, einen kleinen Lederkoffer aus dem Kofferraum geholt und damit die North Gwinnett überquert hatte, zum Motel 6, wo er eine Außentreppe zum Außenflur im ersten Stock erklommen hatte, zum Zimmer 229, zu dem er sich offenbar mit einem Schlüssel Zugang verschaffte.
    Dann war lange nichts passiert, und Edgar, froh über die Pause, weil eine Ein-Mann-Überwachung wirklich ein Schlauch war, hatte sich ins Wendys absentiert, um die Toiletten aufzusuchen und sich einen Burger mit Pommes zu besorgen, und war rechtzeitig wieder im Windstar gewesen, um zu sehen, wie eine gigantische rote Kenworth-Zugmaschine donnernd auf den Parkplatz des Motel 6 fuhr und sauber in einer Lücke einparkte.
    Ein junger Mann mit einem MARGARITAVILLE -T-Shirt kletterte aus dem Führerhaus, einen großen Einkaufsbeutel im Arm. Er schloss den Truck ab, tätschelte ihm den Kühler wie ein Cowboy sein Pferd, ging dann die Treppe hinauf über den Außenflur zum Zimmer 229, zu dem er sich offenbar mit einem Schlüssel Zugang verschaffte, und verschwand.
    Die Tür schloss sich, und das schien alles gewesen zu sein.
    Edgar wusste nicht genau, was er tun sollte.
    Er beschloss, Staff Sergeant Coker zu texten.

    BERICHT
    ENDICOTT TRIFFT SICH MIT UNBEKANNTER PERSON IM AIRPORT DRIVE MOTEL 6, NORTH GWINNETT.
    ANWEISUNGEN?
    Ein paar Minuten verstrichen und rundherum war nicht viel los, drüben im Motel 6 schon gar nicht. Dann kam die Antwort- SMS .

    BITTE BESCHREIBUNG UNBEKANNTE PERSON
    Edgar überlegte.

    JUNG WEISS CA 25 JAHRE 1 M 70 90 KG KINNBART
FÄHRT KENWORTH ZUGMASCHINE MIT AUFSCHRIFT STEIGER FREIGHTWAYS OHNE ANHÄNGER
    Dieser Text zischte hinaus in den Äther.
    Nach wenigen Augenblicken war die Antwort da.

    BITTE IDENTITÄT UNBEK PERS UMGEHEND FESTSTELLEN WDH UMGEHEND
    Edgar blickte angestrengt auf die SMS herab, seufzte theatralisch und antwortete.

    WIRD FESTGESTELLT BRAUCHE 5 MIN
    Edgar stieg aus dem Kleinbus, ganz langsam, weil er lange stillgesessen hatte. Er ging zurück ins Wendys, bestellte einen doppelten Cheeseburger und einen Milchshake, nahm Tüte und Quittung und lief durch den Verkehr über die North Gwinnett.
    Er ging an die Rezeption des Motel 6 und stellte die Tüte vor einem jungen Mann mit roten Haaren ab, der sich mit Kopfhörern etwas Quietschiges aus seinem iPhone anhörte.
    Der Mann zog einen der beiden Ohrenstöpsel heraus. Edgar Luckinbaugh wirkte offenbar wie jemand, dem man nur seine halbe Aufmerksamkeit schenken musste.
    »Ja bitte?«
    »Hat hier einer bei uns bestellt. Ich hab die Zimmernummer, aber ich kann den Namen nicht lesen.«
    »Welche Zimmernummer?«
    Edgar tat, als würde er von der Quittung ablesen.
    »Zwo zwo neun.«
    »Das ist Lyle. Steht da ›Lyle‹?«
    Edgar ließ ihn nicht auf die Quittung schielen.
    Die Musik aus dem freien Ohrenstöpsel des Mannes klang, als würde man ein Schwein mit dem Hintern voran in eine Borkenhackmaschine stopfen. Edgar nahm an, dass der Junge in einem Jahr taub sein musste, die Ruhe dann aber zu schätzen wissen würde.
    »Voller Name?«
    »Lyle Crowder. Fährt für Steiger. Das ist seine Zugmaschine auf dem Parkplatz. Er hat sie The Big