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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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Edgar ist. So eine schöne Überraschung.«
    Edgar richtete weiter die Pistole auf ihn, warf einen schnellen Blick auf den nackten Jungen auf dem Bett und fixierte dann wieder Endicott, betrachtete die blutige Schürze und die Malermaske, die ihm um den Hals hing.
    Sein fahles Gesicht lief tiefrot an.
    »Du krankes Stück Dreck«, knurrte er leise, heiser und völlig überzeugend. »Zurück! Weg vom Bett. An die Wand mit deinem scheiß Tuntenarsch.«
    Edgar klang in Endicotts Ohren nicht wie ein Hotelpage. Er klang wie ein Cop. Ein wütender Cop. Ein gefährlich wütender Cop, der eine höchst ernstzunehmende Pistole auf ihn richtete. Jetzt tat es Endicott leid, dass er sich diesen Pagen, der sein Zimmer auch dann nicht verlassen wollte, nachdem er zwei Mal Trinkgeld bekommen hatte, nicht genauer angesehen hatte. In Zukunft würde er auf solche Dinge mehr achtgeben müssen.
    Endicott tat, wie ihm geheißen, trat zurück und hob dabei die Hände. Wie ein erfahrener Streifenpolizist hielt Edgar Distanz, aber die Geräusche, die von Lyle Preston Crowder ausgingen, lenkten stark ab, und sein Blick flog zwischen Endicott und dem, was von Lyle noch übrig war, hin und her.
    Endicott hielt die Hände weiter erhoben, hatte dabei aber immer Edgars Zeigefinger im Auge, der auf dem Abzugsbügel der Pistole ruhte. Die Haut auf dem Knöchel war rosa, nicht weiß, was der Fall gewesen wäre, wenn Edgar Druck ausgeübt hätte. Wenn, was Edgar in der Hand hielt, das war, wonach es aus diesem Winkel aussah, nämlich ein 45er Colt Government Model 1911, inzwischen geradezu antik, war der Hahn wahrscheinlich ganz gespannt, aber die Waffe war wohl noch nicht entsichert. Zu riskant, sie so zu tragen. Meistens ziehen die Menschen den Schlitten heraus, legen eine Patrone in die Kammer und schnipsen dann den Sicherungsflügel nach oben, um zu verhindern, dass sich unbeabsichtigt ein Schuss löst. Edgar würde also zweierlei tun müssen, bevor er auf Endicott schießen konnte: Er würde die Waffe mit dem Daumen entsichern und dann den Abzug ziehen müssen. Bei einem alten Colt wie diesem, selbst wenn er gut gepflegt war, konnte das Abzugsgewicht an die dreieinhalb Kilo betragen. Aber Edgars Colt sah abgenutzt und schmutzig aus. Also konnte das Abzugsgewicht sogar über dreieinhalb Kilo betragen.
    Vielleicht benutzte er ihn nicht oft.
    Und vielleicht ließ er das volle Magazin ständig in der Waffe, mit einer Patrone im Lauf, selbst wenn die Waffe in der Schublade lag, was oft die Magazinfeder beschädigte, mit der die Patrone nach oben geschoben wurde, damit der Schlitten die nächste Patrone aus dem Magazin heben konnte.
    Das würde Endicott nicht viel helfen, falls sich schon eine Patrone in der Kammer befand – was sehr wahrscheinlich war –, könnte aber bedeuten, dass, wenn Edgars erste Kugel nicht traf – was wenig wahrscheinlich war –, die zweite Kugel nicht hoch genug geschoben werden würde, um vom Schlitten erfasst zu werden. Dann würde die Waffe Ladehemmung haben.
    Das waren wichtige Fragen, und er ging sie alle in ein paar Sekunden durch.
    Die eigentliche Frage war dabei, wie entschlossen Edgar war, auf Mr   Endicott zu schießen. Von Mr   Endicotts Warte aus wirkte Edgar wie ein wahrhaft entschlossener Mann. Endicott musste sich eingestehen, dass er sich in einer schwierigen Lage mit unbestimmtem Ausgang befand.
    Edgar suchte mit der freien Hand in seiner Jacke herum und hielt den Pistolenlauf dabei fest auf Endicotts Körpermitte gerichtet. Er zog schwarze Stahl-Handschellen heraus und warf sie Endicott zu.
    Endicott fing sie brav auf.
    Er wog die Handschellen ab.
    Sie waren alt und schwer. Die Kette zwischen den Schellen war mehr als zehn Zentimeter lang. Sie sahen antiquarisch aus, nicht wie reguläre Polizei-Handschellen, mehr wie Fußeisen.
    Und sie wogen eine Tonne.
    Dass die Handschellen so bleischwer waren, sollte sich als wichtiges Detail erweisen, vor allem in Bezug darauf, was ein paar Sekunden später geschah.
    Danziger saß am Lenkrad, mit Coker auf dem Beifahrersitz. Sie saßen in Danzigers Ford F-150-Pick-up und kämpften sich von Danzigers Ranch aus durch den dichten Verkehr, rasten den Arrow Creek hinunter in Richtung Landstraße 40, die sie ans Nordende der North Gwinnett führen würde. Bis zum Motel 6 waren es ungefähr noch zehn Minuten, und sie fuhren, so schnell es ging, ohne die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich zu lenken. Die Männer waren eher wortkarg.
    Beide waren bewaffnet, Danziger mit

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