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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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gemacht.«
    »Den Teufel?«
    »Abel Teague war ein Teufel, das schon, aber ich glaube nicht, dass der Satan unserer Lesart hier mit im Spiel ist. Gott ebenso wenig. Ich bin ganz und gar überzeugt, dass Gott sich für Seine Schöpfung so sehr interessiert wie ein nachlässiges Kind für die Ameisenfarm, die es vor langer Zeit hinten im Garten liegenlassen hat. Ich habe versucht, die Gestalt dieser Kraft aus dem abzuleiten, was sie offenbar bewirkt, in Menschen wie Abel Teague, an Orten wie Crater Sink. So als würde man einen neuen Planeten nur aus den Veränderungen an den Sternen und Planeten in seiner Umgebung bestimmen wollen. In dieser Gegend wird die Wirklichkeit durch eine Art Gravitationskraft gekrümmt . Das glaube ich wirklich. Abel hat diese Kraft dazu benutzt, lange über die natürliche Lebensspanne eines Menschen hinaus zu überleben, und zweifellos hat sie – was immer sie auch ist – im Gegenzug Abel benutzt. Ich weiß, dass Abel Teague ein Lüstling war, degeneriert, abhängig von Opiaten. Ich frage mich, ob diese Kraft , was immer sie ist, Menschen wie Abel Teague benutzt, um sich die in der Welt der Lebenden möglichen sinnlichen Erfahrungen zu verschaffen. Eine Grille, aber ich glaube, es ist etwas daran.«
    Sie lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Ich bin alt, Reed, und Leah Searle war die letzte Liebe meines Lebens. Wahrscheinlich bist du jetzt schockiert und ringst um Fassung. Aber ich habe all die Jahre über mit Walter eine Lüge gelebt, und als er starb, habe ich beschlossen: keine Falschheiten mehr! Leah ist nicht mehr und ich schwinde dahin. Es ist schön, dass du gekommen bist. Ich glaube, die Antwort auf deine Frage wirst du nicht in Sallytown finden.«
    »Wo dann?«
    Sie erhob sich. Er tat es ihr nach.
    Er wurde verabschiedet. Aber mit Stil.
    »In Gracie gibt es einen Ort. Candleford House. Hast du je davon gehört?«
    »Ja. Ein Irrenhaus, nicht wahr? In den Zwanzigerjahren. Hatte keinen sehr guten Ruf.«
    Miss Beryl schüttelte den Kopf.
    »Es hatte den Ruf, den es auch verdiente. Candleford House war ein barbarisches Gefängnis, geführt von sadistischen Wärtern, Quacksalbern und Scharlatanen aller Art, wo die Insassen gewohnheitsmäßig gequält, vergewaltigt und am Ende vergiftet wurden, um ihres Geldes willen. Candleford House war ein Tor zur Hölle, Reed, und der letzte Ort, den Leah vor ihrem Tode besucht hat. Sie wollte mir nicht verraten, was sie dort entdeckt hat, aber wie schon gesagt, Leah konnte bestätigen, dass Clara Mercer im Jahr 1924 mit Gewalt aus der Obhut von Glynis Ruelle entfernt und im Candleford House eingesperrt wurde. Und dort verblieb sie bis 1931, als sie aus Candleford House nach Niceville ins Lady-Grace-Krankenhaus kam. Einer Abtreibung wegen, wie wir vermuten, vermutlich nach einer Vergewaltigung. Clara floh aus dem Lady Grace und stürzte sich in den Crater Sink. Leah hat im Candleford House etwas entdeckt, und Miles Teague hat sie ermordet, damit es nicht ans Licht kam. Ich wollte selbst hinfahren, aber ich bin wirklich zu alt. Gracie ist nicht weit. Du musst für mich hinfahren, Reed. Heute noch. Jetzt gleich.«
    »Aber es ist verlassen. Eine Ruine, nicht wahr?«
    Sie ging um den Tisch herum und nahm seine Hand. Ihre Finger waren knochig, aber ihre Haut war trocken und kühl. Der Mimosenduft umfing ihn.
    »Es ist eine Ruine. Aber verlassen ist sie nicht.«

Was von Tage übrigblieb
    Nick war unterwegs zu einem Tatort im Motel 6 an der North Gwinnett, mit blinkendem Lichtbalken und Sirene, als Kate ihn auf dem Handy erwischte.
    »Ich versuche schon ewig, dich zu erreichen, Nick.«
    Ihre Stimme klang sehr seltsam. Nick schaltete die Sirene aus, der Lichtbalken blinkte weiter.
    »Sag jetzt nicht, dass etwas mit Rainey ist!«
    »Mit wem sonst? Er ist in der WellPoint-Neurologie verloren gegangen.«
    »Verloren gegangen? Einfach so?«
    »Frau Dr.   Lakshmi hat gesagt, sie würde Rainey sofort drannehmen, also habe ich ihn ins WellPoint gefahren. Er hat gesagt, er müsse auf die Toilette. Ich habe ihnen gesagt, dass Fluchtgefahr bestehe, das habe ich ihnen gesagt, also haben sie ihm zur Begleitung einen Pfleger mitgegeben. Aber der Pfleger ist nicht mit ihm auf die Toilette gegangen, weil das gegen die Regeln ist – zur Absicherung gegen sexuellen Missbrauch –, also hat er hinten im Flur mit den anderen Pflegern geplaudert, und puff!«
    »Wann war das?«
    »Gerade eben. Vor einer Viertelstunde vielleicht.«
    »Du warst nicht bei ihm?«
    »Nein«,

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