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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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dem größten Gedenkgottesdienst für im Dienst getötete Polizisten aus, der je in den Südstaaten abgehalten worden war; ungefähr 10   000 Menschen wurden erwartet.
    Und das alles wegen dem Hundert-Kilo-Fleischklops, der hinter dieser Scheibe an seinen Stuhl gekettet war. Das war der Hauptgrund dafür, dass Coors unbewaffnet war – er traute sich nämlich selbst nicht ganz über den Weg.
    Er drückte auf einen Schalter an der Wand neben der Scheibe und in der SuperMax-Zelle blitzte eine Batterie Neonröhren auf. Deitz saß zusammengesunken auf dem Stuhl; er hatte geschlafen, und als die Lampen angingen, riss er den Kopf hoch.
    Byron Deitz war noch nie eine Augenweide gewesen. Er wandelte nicht in Schönheit durch die Sternennacht wie im Gedicht. Nein, er hockte da wie ein verkatertes Warzenschwein, und sein dicker kahler Schädel saß direkt auf einem halslosen Rumpf, der aussah wie der geschorene Kadaver eines Grizzlybären. Dass er von den Beamten bei seiner Verhaftung so gründlich und liebevoll »verschönert« – also fast bewusstlos geprügelt – worden war, stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Oder sagen wir: Es war ihm eintätowiert. Er richtete sich auf, blickte angestrengt auf die Scheibe und wusste, dass da jemand war. Aus dem Lautsprecher an der der Wand über dem Fenster ertönte sein heiseres Knurren.
    »Wo ist Warren Smoles? Ich will meinen Anwalt. Ohne Warren Smoles bekommt ihr von mir nicht den kleinsten Scheiß zu hören.«
    Coors drückte auf den SPRECHEN -Knopf.
    »Hier spricht Captain Coors …«
    »Marty, du Arsch.«
    »Wir haben Smoles angerufen. Er war unten in Cap City. Wir lassen ihn gerade einfliegen. Mit einem Polizeihubschrauber. In einer Stunde ist er hier. Brauchst du sonst noch was?«
    »Du könntest mir diese scheiß Ketten abnehmen, Marty. Ich sitze in deiner SuperMax-Zelle. Von meiner Firma entworfen und gebaut. Meine Handwerker haben die hier reingesetzt. Glaubst du etwa, ich habe mir eine Geheimtür eingebaut, falls ich mal selber hier landen sollte? Außerdem muss ich aufs Scheißhaus.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte Coors und schaltete den Lautsprecher aus. Das Licht ließ er brennen. Soweit er sehen konnte, redete Deitz immer noch. So wie ihm der Kopf rot anlief, gab er wahrscheinlich keine Nettigkeiten von sich. Coors Funkgerät piepste. Er ging ran.
    »Coors.«
    »Nick Kavanaugh ist hier, Captain. Er will zu Deitz. Was soll ich ihm sagen?«
    »Sag ihm, ich komme gleich rauf. Und schick ein Team runter, das Deitz aufs Scheißhaus bringt. Die Gurte könnt ihr ihm abnehmen. Die Fußketten und die Gürtelfesseln reichen. Der läuft uns nicht weg.«
    »Wird gemacht, Captain.«
    »Kein Waffengebrauch, wie gesagt. Nur Muskelkraft und der Taser, wenn es sein muss. Nur verlässliche Leute, verstanden?«
    »Hey, Captain, wir sind alle verlässlich.«
    »Du weißt, wie ich das meine, Luke.«
    »Verstanden. Sind unterwegs.«
    Als Coors in der Haupthalle aus dem Fahrstuhl kam, stand alles voller Uniformträger – klobige große Männer und robuste, tüchtig aussehende Frauen jeden Alters, mittendrin die Leute des Sheriffs in Schwarz und Hellbraun, die State Police in Dunkelgrau, sogar ein paar dunkelblaue Uniformen der Polizei von Niceville waren zu sehen.
    Sein Blick fiel auf Mickey Hancock und Jimmy Candles, die Schichtleiter der Einheiten aus Belfair und Cullen County, im Gespräch mit Coker und seinem Kumpel Charlie Danziger. Danziger war ein hochgewachsener älterer Cowboy-Typ mit einem weißen Schnauzer, und Coker war bei der County-Polizei ein dicker Maxe. Inoffiziell war Coker der bei allen Behörden in diesem Teil des Bundesstaates gefragteste Polizei-Scharfschütze. Er war drahtig, grauhaarig, mit hellen Augen und gebräunter ledriger Haut und hatte etwas von einem Revolverhelden an sich. Charlie Danziger und er waren in Zivil, Coker trug einen dunkelgrauen Anzug, Danziger ein weißes Hemd, Jeans und Cowboystiefel. Danziger hatte mit dem Fall zu tun, weil einer seiner Wells-Fargo-Wagen das Geld eine Stunde vor dem Überfall abgeliefert hatte.
    Als sich mit einem Bing die Fahrstuhltüren öffneten, drehten sich alle in der Halle nach Coors um, auch Coker, Hancock, Candles und Charlie Danziger. Als würde man in ein Gehege voller Wölfe treten: Alle witterten in höchster Anspannung. Die Gespräche, worum sie sich auch gedreht haben mochten, erstarben. Coors schritt durch die Menge, sah allen in die Augen und stellte klar, wer hier der Boss war.

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