Die Rueckkehr
er seine Notizen durchgehen.
»Auf dem Video werden Sie sehen, dass ich ihn an dieser Stelle unterbrochen habe, weil ich fand, dass wir hier das Gebiet des … Justitiablen … berührten und ich einer folgenden Beweisaufnahme nicht vorgreifen wollte …«
»Sie sahen polizeiliche Ermittlungen vorher?«
»Nun, Euer Ehren, ich wollte …«
»Aber sicher doch. Nur hurtig weiter, Mr Smoles.«
»Gewiss. Ich fragte ihn, warum er glaube, dass sein Vormund ihn in eine psychiatrische Anstalt einweisen lassen wolle. Es fiel ihm nicht leicht, darauf eine Antwort zu formulieren, und ich wartete geduldig, dass es ihm gelang. Ich habe ihn keinesfalls in eine bestimmte Richtung gedrängt. Das kann ich dem Gericht versichern. Schließlich erzählte er mir, seine Familie sei sehr vermögend, und da seine Eltern nicht mehr lebten, wolle Mrs Kavanaugh möglicherweise das Geld an sich bringen.«
Duarte sprang auf.
»Euer Ehren, selbst in einer informellen Anhörung muss man hier von Verleumdung und übler Nachrede sprechen, sobald es in geschriebener Form …«
»Ich vermute, das ist erst der Anfang, Mr Duarte. Und ich möchte Sie daran erinnern, dass eine Behauptung noch keine Tatsache ist und im Verlauf einer informellen Anhörung erhobene Anschuldigungen oder Andeutungen keine Erklärungen in der Öffentlichkeit darstellen, ob nun mündlich oder schriftlich, und daher nicht als Verleumdung oder üble Nachrede verfolgt werden können. Ich verstehe Ihren Standpunkt, aber die Leitung dieser Anhörung überlassen Sie bitte mir, Herr Anwalt. Mr Smoles, ich glaube, wir können auf die Salamitaktik verzichten. Kommen Sie auf den Punkt. Was liegt auf dem Tisch?«
Duarte nahm wieder Platz, legte eine Hand auf die Tischplatte und berührte leicht die von Kate. Sie rührte sich nicht mehr. Ihr Gesicht war totenbleich. Neben ihr saß Nick mit maskenhaft erstarrter Miene.
Smoles senkte den Kopf und studierte die Unterlagen auf dem Tisch.
»Euer Ehren, was ich jetzt sagen werde, ist höchst … explosiv … und geht in seinen Konsequenzen möglicherweise weit über die hier verhandelten Vormundschaftsfragen und das Kuratel über das Familienvermögen von insgesamt über zehn Millionen Dollar hinaus.«
»Nur heraus damit, Mr Smoles. Ich fege dann schon hinter Ihnen auf.«
»Ja, Euer Ehren. Nachdem ich Rainey sorgfältig befragt und dann mit der gebotenen Sorgfalt Nachforschungen über gewisse Ereignisse in der Vergangenheit angestellt habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass wir ernsthaft in Betracht ziehen müssen, es hier mit einer Verschwörung zwischen einem bekannten Verbrecher namens Lemon Featherlight und Mrs Kavanaugh zu tun zu haben, das Erbe der Familie Teague unter ihre Kontrolle zu bringen, indem man Rainey in eine psychiatrische Anstalt einweisen lässt, mit der Begründung, er habe eine Sekretärin der Regiopolis-Schule namens Alice Bayer ermordet …«
Nick war aufgesprungen und stürzte auf Smoles zu.
Duarte bekam ihn rechtzeitig zu fassen. Smoles, der im Notfall sehr flink sein konnte, war schon halb aus dem Gerichtssaal.
Die Hammerschläge von Judge Monroe hallten von den Wänden wider. Brüllend stellte er die Ordnung wieder her, und danach sprach er leise und mit zitternder Stimme weiter.
»Bitte fahren Sie doch fort, Mr Smoles.«
Smoles wirkte verunsichert, als wäre er überrascht, dass man ihm wieder das Wort erteilte. Er fragte sich, ob er vielleicht etwas Wichtiges übersehen hatte.
»Nun, das ist natürlich nur eine mögliche Interpretation der bekannten Tatsachen. Aber es sieht so aus, als habe Lieutenant Tyree Sutter vom CID bereits mit Detective Kavanaugh Kontakt aufgenommen, um eine Zeugenaussage von Rainey in Bezug auf die Entdeckung der Leiche von Alice Bayer im Tulip River zu vereinbaren. Im unmittelbaren Umkreis des Tatorts waren Gegenstände aus dem Besitz von Rainey und seinem kleinen Freund Axel Deitz aufgefunden worden. Die Tatsache, dass Rainey die Schule schwänzte und Alice Bayer dort für die Anwesenheit zuständig war, bilden die Grundlage für Lieutenant Sutters Verdacht. Ich habe Rainey zu dieser Angelegenheit befragt und er behauptet steif und fest, nicht zu wissen, wie seine Bücher und Papiere in den Pattons Hard gelangt sind. Er hat nicht die leiseste Ahnung, was Alice Bayer zugestoßen ist. Er glaubt, Mrs Kavanaugh und ein Dritter – vermutlich Lemon Featherlight – könnten Gegenstände aus seinem Besitz dorthin verbracht und aufgebaut haben.
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