Die Rueckkehr
Allzu viel juristisches Fachchinesisch werde ich nicht erlauben, damit das klar ist. Ich erwarte, dass Mr Smoles seinen Standpunkt in Sachen Rainey Teague klar und deutlich darlegt und alle Beweise präsentiert, die er zur Unterstützung anführen möchte, und wenn nötig werde ich verlangen, dass der Junge persönlich auftritt und sein Sprüchlein aufsagt. Nach Mr Smoles werde ich Mr Duarte das Wort erteilen – guten Morgen, Mr Duarte.«
Duarte sprang auf.
»Guten Morgen, Euer Ehren.«
»So toll ist er ja nun nicht. Es wird an Mr Duarte sein, seine Erwiderung auf die Darlegungen von Mr Smoles ins Feld zu führen und Gegenbeweise zu präsentieren, so er über solche verfügt, und falls Rainey hinzugezogen werden sollte – eine Entscheidung, die allein mir überlassen bleibt – ich werde nicht zulassen, dass der Junge in ein schmutziges Gezänk hineingezogen wird –, werde ich Rainey selbst befragen und …«
Smoles konnte sich nicht zurückhalten, er stand auf, um Einspruch zu erheben, und wurde prompt wieder niedergehämmert.
»Darf ich Sie daran erinnern, Mr Smoles, dass es sich hier um eine informelle Anhörung handelt und ich Ihre üblichen dramatischen Auftritte nicht tolerieren werde. Ich sitze hier einem Gericht vor und keiner gottverdammten Karnevalssitzung. Haben wir uns verstanden?«
Das schien der Fall zu sein, denn Smoles schien unter Judge Monroes zornglühendem Blick in sich zusammenzuschnurren.
»Schön. Dann sind wir uns ja einig. Sind Sie so weit, Ruth? Alles bereit?«
»Ja, Euer Ehren«, sagte die Schreiberin.
»Gut. Also dann, Mr Smoles. Werfen Sie Ihre Dampforgel an und spielen Sie uns auf. Wie wärs?«
Smoles stand auf, sagte eine Weile nichts, den Blick auf die Unterlagen vor sich gesenkt. Das Gericht wartete schweigend. Der Sekundenzeiger an der Uhr an der Rückwand schritt fünfzehn Sekunden ab.
»Euer Ehren, geschätzte Kollegen hier im Saal …«
»Mr Smoles. Sparen Sie sich die dummen Floskeln.«
Bei diesen Worten versteifte Mr Smoles sich und schrieb sich betont auffällig etwas auf seinen Notizblock.
»Danke, Herr Richter. Nun, es fällt mir genauso schwer, dies vorzubringen, wie es Miss Walker …«
»Mrs Kavanaugh«, sagte der Richter.
»Mrs Kavanaugh und ihrem Mann fallen wird, es anzuhören. Und ich möchte zu Protokoll geben, dass ich darum gebeten hatte, sie dieser Tortur nicht persönlich auszusetzen, da hier auf gewisse Weise über sie geurteilt wird.«
»Meine Mandanten werden bleiben«, sagte Duarte. »Sie sind keine Zeugen. Sie sind Beklagte.«
»Damit sind wir durch, Mr Smoles.«
Smoles strich sich die Haare zurück und klopfte sich das Revers seines schiefergrauen Brioni-Anzugs ab.
»Sehr schön. Im Wesentlichen geht es um Folgendes. Am Freitagnachmittag erhielt ich einen Anruf von Rainey. Er befand sich in einem McDonalds an der Kingsbane und war sehr aufgewühlt. Er äußerte den Wunsch, sich meiner Dienste zu versichern, damit ich ihm in einer schwierigen Lage in seinem Zuhause Beistand leiste. Wir führten ein kurzes Gespräch und ich beschloss, ihn zu einer persönlichen Konsultation zu bitten. Ich ließ ihn noch am selben Nachmittag um halb drei von meinem Fahrer abholen. Als der Junge in meiner Kanzlei eintraf, war manches sofort offensichtlich. Er war aufgelöst, schluchzte hemmungslos. Ich habe entschieden, unser Gespräch auf Video aufzeichnen zu lassen.
»Nicht trödeln, Herr Anwalt. Geben Sie uns eine Zusammenfassung.«
»Ja. Natürlich, Euer Ehren. Um die Vorgänge wie von Rainey beschrieben zusammenzufassen : Es sieht so aus, als hätte Rainey die Schule geschwänzt und als wäre Kate als sein Vormund darüber naturgemäß verärgert gewesen. Als er am vergangenen Donnerstagabend heimkam, entwickelte sich eine Art Konfrontation, in deren Verlauf Rainey vor ihrer aggressiven Art die Furcht packte. Er versuchte, ihr zu erklären, er habe nur etwas Zeit zum Nachdenken gebraucht, weil er in der Schule gemobbt werde und vom Verlust seiner Eltern sehr mitgenommen sei. Rainey zufolge reagierte Kate darauf überaus kaltherzig. Sie setzte ihn davon in Kenntnis, sie mache sich Sorgen um seine geistige Gesundheit, und Nick und sie hätten beschlossen, ihn untersuchen zu lassen. Um sicherzugehen, dass mit ihm alles stimme. Psychisch. Rainey brachte seine Angst zum Ausdruck – mir gegenüber –, sein Vormund wolle ihn in die, wie er sagte, ›Klapse‹ bringen.«
Er unterbrach sich und tat, als würde
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