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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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die Kinder nicht behalten.«
    »Anora … das ist einfach nicht …«
    »Nein, Lon. Deine Lügen sollen nicht das Letzte sein, was ich höre. Lass Constant kommen. Ich muss schlafen.«
    »Anora …«
    »Nein, Lon. Geh. Um Himmels willen … geh einfach.«
    Teague stand noch eine Weile über ihr, aber es war, als wäre er der tote Gegenstand im Raum. Sie lebte noch, gerade so eben, aber für ihn war sie schon so unerreichbar wie in der Familiengruft auf dem Kirchhof von Niceville. Eine einzige drängende Frage wirbelte ihm im Kopf herum …
    Wer weiß sonst noch davon ?
    Und dann kam die Antwort.
    Talitha .
    Anora schlief nach so viel Schmerz und Kampf so tief und friedlich, dass Constant, Flora und Jezrael zuerst glaubten, sie sei dahingeschieden. Constant legte ihr ängstlich eine Hand auf die Brust, ganz leicht, und alle lächelten, als sie Anoras flatternden Herzschlag spürten. Es war kurz vor drei Uhr morgens und auf Hy Brasail war das Leben fast völlig zum Erliegen gekommen. In den Ästen der Virginiaeichen seufzte der Wind und am Flussanleger brannte eine Laterne im Dunkel, ein verlorener gelber Schein in der mondlosen Nacht. Constant erhob sich, küsste Anora auf die Stirn, und dann schlichen sich alle aus dem Zimmer.
    Schwach brannte eine Kerze an Anoras Bett.
    Kate blickte auf die Sterbende herab. Sie hörte ein trockenes Rascheln, das Geräusch von Flügelschlag. Vor den Fenstern hing ein Schwarm, eine Wolke Libellen, und klopfte an das Glas, ein zitterndes grünes Schimmern im Licht der Kerze.
    Das Moskitonetz rund um Anoras Bett wiegte sich leicht im Nachtwind. Anora fiel in tieferen Schlaf, und nun flackerte ihr Leben und wollte sie verlassen. Kate spürte, dass sie dahinschied.
    Sie zog sich in die Schatten zurück.
    Anora wurde abrupt von einem Gefühl des Fallens geweckt und sah im Kerzenschein auf dem klapprigen Stuhl an ihrem Bett eine Gestalt sitzen.
    Es war ein junges Mädchen. Talitha.
    Sie saß aufrecht da, die Knie fest geschlossen und die Knöchel sittsam gekreuzt. Die kräftigen dunklen Hände hatte sie über einem Nähkörbchen gefaltet. Sie blickte in die Ferne, ernst und wie von weit her, aber als Anora sich regte, blickte Talitha zu ihr hin und lächelte sie an.
    »Was tust du hier?«, fragte Anora mit einem leisen Zittern in der Stimme.
    »Ich bin gekommen, um etwas wiedergutzumachen, Missus, wenn ich kann.«
    Anora suchte mit den Augen nach der Kordel für die Klingel, aber sie war auf den Boden gerutscht. Talitha hob sie auf und legte sie Anora auf die Brust. Sie ließ ihre Hand dort liegen, ganz zart, und tätschelte Anora dann die Finger.
    »Sie müssen keine Angst haben, Missus. Ich kann Ihnen nichts mehr tun.«
    »Nein. Du hast mich schon umgebracht, nicht wahr?«
    »Das stimmt, Missus. Und jetzt bin ich hier, um zu …«
    »Sühnen?«
    Talitha sah verwirrt aus.
    »Ich weiß nicht, was das Wort bedeuten soll, Missus Teague.«
    »Das heißt eine böse Tat wiedergutmachen. Ist das Tier in dem Korb?«
    Talitha senkte den Blick auf den Korb auf ihrem Schoß. Sie nahm die Abdeckung ab und griff hinein.
    Anora wurde die Kehle eng und sie wollte an der Kordel ziehen, aber etwas hielt sie davon ab.
    Talitha zog die Hand heraus. Eine Schlange wand sich darum, nicht klein, siebzig Zentimeter lang vielleicht. Ihr Kopf war spitz mit einem gelben Ring, und um den Leib trug sie hellrote und dunkelgrüne Ringe, jeder von dünnen, leuchtend gelben Streifen eingefasst. Sie zuckte und wand sich in Talithas Händen, ihre Zunge flatterte wie die Fühler eines Nachtfalters.
    Talitha hob sie hoch und drehte sie im Kerzenschein. In ihren Edelsteinaugen blitzten zwei winzige Splitter aus gelbem Licht auf.
    »Die Korallenotter …«, sagte Talitha wie hypnotisiert, als die Schlange den Kopf hob und ihr Starren erwiderte.
    »Sieh dich vor«, flüsterte Anora.
    Aber Talitha lächelte nur und legte sich die Schlange um den Hals, wo sie sich zusammenrollte und es sich gemütlich machte – eine bunte emaillierte Halskette.
    »Sie kann uns beiden jetzt nichts mehr tun«, sagte Talitha.
    »Warum hast du sie dann mitgebracht?«
    »Ich glaube, man wird mich mit ihr begraben.«
    Beide schwiegen eine Weile. Anora blickte Talitha an und versuchte, sie klar zu sehen, aber immer wieder verschwamm das Bild für einen Augenblick. Talitha schien das Flackern ihrer Aufmerksamkeit zu bemerken.
    »Werden Sie tun, was ich Ihnen sage, Missus?«
    »Was willst du von mir?«
    Talitha drehte sich um und zeigte auf den

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