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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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der Korb beulte sich aus, als es sich wand.
    Talitha zeigte ihre Zähne.
    »Sie kommen besser bald«, sagte sie feurig, »sonst nehme ich mir vielleicht einen anderen. Mister Telesphore sieht mich immer so an.«
    Teague hob eine Hand, aber sie duckte sich unter dem Schlag weg, völlig geräuschlos. Teague behielt eine Weile die dunkleren Schatten im Auge, in denen sie verschwunden war, und dachte über sie nach. Ganz in der Nähe stand Kate, hörte ihn keuchen, nahm seine Witterung aus Tabak und Schweiß und Leder auf und dachte über ihn nach.
    Teague spürte, wie sich ihm eine kalte Hand in den Nacken legte, und schüttelte den Kopf wie ein großes Pferd. Dann drehte er sich um und ging zurück zu den offenen Glastüren, dicht an Kate vorbei und, wie es ihr schien, darauf bedacht, ihr auszuweichen.
    An der Schwelle hielt er inne und holte tief Luft, dann betrat er das Krankenzimmer.
    Es war von Kerzen rund um Anoras Bett erleuchtet, und einer der Hausjungen – Cutnose oder einer seiner Brüder – saß in einer Ecke und zog an einem Band an einem großen Fächer aus besticktem Tuch, der an den Dachbalken hing. Der Fächer bewegte sich schwerfällig hin und her, ließ die Kerzen flackern und irre Schatten an den Wänden tanzen.
    Anora lag im Bett, von puppenhafter Gestalt, eingefallen und ausgemergelt. Ihre Augen waren geschlossen und ihr volles schwarzes Haar – das Einzige, was von ihrer Schönheit noch übrig war – lag zu einem schimmernden Bogen auf dem Kissen aus Atlasseide aufgefächert. Ihre gelblichen Hände lagen gefaltet auf der Decke, einen Rosenkranz aus Peridot in den Fingern.
    Die Hausmädchen – Flora, Jezrael und Constant – blickten von ihren Rosenkränzen auf, als Teague eintrat. Mister Aukinlek stand mit dem Rücken zum Fenster und hörte ihn nicht. Er las einen Psalm – » Oh HERR , es müssen sich schämen und zu Schanden werden, die nach meiner Seele stehen  …«
    »Genug«, sagte Teague und schnitt die Gebete ab. »Hinaus. Alle.«
    Die Frauen erhoben sich ohne Widerworte, Cutnose ebenso, und alle schienen sich in Luft aufzulösen. Aukinlek wollte sich umdrehen und etwas Finsteres sagen, geriet aber nach einem Blick in Teagues Gesicht ins Stottern und verschwand ebenfalls. Teague trat ans Bett, blickte auf Anora herab – die ihre Augen nicht geöffnet und sich auch sonst nicht geregt hatte – und sah sich dann im Zimmer um.
    Das Jasminzimmer trug seinen Namen, weil Anora einen Künstler aus Baton Rouge beauftragt hatte, eine Laube aus Jasmin an die Decke und halb die Wände hinunter zu malen. Es war groß und luftig, mit hohen Schiebefenstern auf den Balkon. Der Teppich und die meisten Möbel waren weggeräumt worden, um Platz für die Bettcouch, das Salzbad und einen langen aufgebockten Tisch voller Waschschüsseln und frischer Tücher zu machen.
    Von der ursprünglichen Einrichtung war nur noch ein antiker Spiegel mit vergoldetem Barockrahmen übrig, nicht groß, mit höchstens fünfundsiebzig Zentimeter Seitenlänge, den Anora in Ehren hielt, weil er ein Erbstück ihrer Familie war, der Mercers, und früher bei ihrer Großmutter in Dublin im Schlafzimmer gehangen hatte.
    Angeblich stammte er ursprünglich aus Paris, wo die Mercers einst die Merciers gewesen waren. Das war vor der Schreckensherrschaft gewesen, und einige Angehörige dieses Zweiges waren der Guillotine entkommen. Der Spiegel war das letzte Überbleibsel aus dieser Zeit, und deshalb hütete Anora ihn wie einen Schatz, ein Bruchstück all dessen, was die Mercers und Gwinnetts über die Jahrhunderte verloren hatten.
    Ganz nach altem Brauch hatte man den Spiegel heute Abend verhängt; als rabenschwarzes Rechteck schwebte er über dem Feld aus gemaltem Jasmin.
    Teague zog einen klapperigen Holzstuhl heran und setzte sich darauf. Der Stuhl knarrte unter seinem Gewicht, als er sich zurücklehnte und die Beine übereinanderschlug. Anoras Atem ging schneller, kurz darauf schlug sie die Augen auf, blickte ängstlich im Zimmer umher und fixierte dann sein Gesicht.
    Die Ängstlichkeit verwandelte sich in Offenheit und Gelassenheit, auch wenn das Leuchten ihrer braunen Augen schwach geworden und ihr Gesicht fast nicht zu erkennen war.
    Sie bewegte den Mund, brachte aber keinen Laut über die Lippen, nur ein trockenes Klacken. Teague füllte eine Silbertasse mit Wasser und hielt sie ihr an die Lippen, wobei er ihr mit der Linken den Rücken stützte, damit sie daran nippen konnte. Ihr Leib war so heiß wie ein Ofen und ihr

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