Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
Vom Netzwerk:
Arien aus Rigoletto . Mit dieser kurzen Ablenkung war es abrupt vorbei, als der Gefangenenlaster mit der Vorderkante an die Kiefern aufschlug und plötzlich zum Stehen kam, anders als alle beweglichen Güter darin, einschließlich Nick Kavanaugh und Byron Deitz.
    Allerdings wurde Deitz nicht so weit geschleudert wie Nick, der bis ganz an das – glücklicherweise nachgiebige – Gitter hinter dem Fahrersitz flog. Deitz rutschte nur einen Meter weit, so lang war die Kette, die seinen Fußknöchel an dem in den Wagenboden eingelassenen Ring befestigte.
    Die Kette bewahrte Deitz davor, sich an einer Haltestange hinter dem Beifahrersitz den Hals zu brechen, sie verrenkte ihm aber auch den Fußknöchel, als sie sich unter Hochspannung straff zog. Die Schmerzen im Knöchel übertönten die Schmerzen in seiner Nase – sie waren weitaus höherer Ordnung – und rissen Deitz aus der Welt voller singender blauer Schmetterlinge zurück ins volle Bewusstsein.
    Er lag da, blinzelte zur Seitenwand des Lasters hinauf und fragte sich, wie die Seitenwand des Lasters zur Decke des Lasters hatte werden können. Außerdem, warum war plötzlich alles rot und klebrig und warum stank es im Laster wie beim Metzger? Wo er schon beim Thema war, wieso war er voller Blut und Matsche?
    Er schloss die Augen, zwang sich, klar zu denken, schüttelte den Kopf, was ihm sofort leidtat, und schlug die Augen wieder auf. Er sah Nick Kavanaugh zusammengesunken daliegen, in etwas eingeklemmt, das wie ein Teil der Wand des Gefangenenkäfigs aussah. Sein Brustkorb bewegte sich ziemlich regelmäßig auf und ab, aber er hatte eine Schnittwunde über dem linken Auge und war mit Blut und kleinen rosa Teilchen bedeckt, Knochensplittern vielleicht.
    Lebt noch , dachte Deitz.
    Hoffentlich nicht lange .
    Nachdem er die Finger und Zehen bewegt hatte, schaffte Deitz es, sich aufzusetzen und mit dem Rücken innen an die Wand – nein, das Dach – des Lasters zu lehnen. Er blickte sich um und versuchte, sich alles zu erklären.
    Vorn zwei tote Deputys.
    Um die besagten Deputys gewickelt etwas Großes, Pelziges und Formloses mit Hufen.
    Überall Blut und Klumpen und Glas.
    Laster liegt auf der Seite.
    Folglich: Zusammenstoß mit einem Hirsch.
    Deitz vermutete, dass der Fahrer davon abgelenkt war, dass sein Schwager da drüben ihn gerade ins Land der Träume geprügelt hatte. Mit einem einzigen Schlag.
    Für so einen mittelgroßen springmesserartigen Typen hatte Nick einen ganz schönen Schlag am Leib. Zur nächsten Begegnung würde Deitz einen Baseballschläger mitnehmen.
    Er lehnte sich zurück, fasste sich an die Nase – das tat weh –, bewegte das rechte Bein – das tat auch weh – und machte sich an eine Einschätzung der gegenwärtigen Lage.
    Noch keine Sirenen.
    Also ist es gerade erst passiert.
    Die Deputys sind tot.
    Nick nicht.
    Noch nicht.
    Ich lebe, bin aber an den Boden gekettet.
    Oder an die Wand.
    Egal.
    Punkt eins auf der Liste.
    Mich befreien.
    Wie?
    Schlüssel holen.
    Das war keine angenehme Aufgabe – den Schlüssel zu besorgen, aus der Jackentasche des weiblichen Deputys unter einem Berg aus Hirschgekröse und Blutklumpen.
    Aber Deitz war hochmotiviert.
    Er bekam den Schlüssel.
    Andy Chu gehörte zu jenen Asiaten, die im Grunde alterslos wirken. Wenn er sich ein Baseballkäppi rückwärts aufsetzte und sich auf ein Skateboard stellte, würde man ihn für einen dünnen butterfarbigen Zwölfjährigen mit großen schwarzen schrägstehenden Augen und auf herrlich George-Bush-mäßige Weise abstehenden Ohren halten.
    Wenn man ihn in ein Paar weiter Baumwollhosen und ein kariertes Hemd steckte, das ihm um den dünnen Arsch flatterte … na, dann hatte man Andy Chu, wie er gerade im Büro der IT -Abteilung von BD Securicom saß und online World of Warcraft spielte. Sein Avatar war ein zwei Meter großer Wikinger namens Ragnarok mit einer magischen Streitaxt und einem Kettenhemd aus massivem Gold, und all die kleinen Walküren verzehrten sich vor Cybersehnsucht nach ihm und Chu wollte gerade ein gigantisches … da klingelte natürlich sein Handy.
    Er griff mit einem müden Lächeln danach und warf einen Blick auf das Display.
     
    CHESTER MERKLE
    Wer war denn bitte Chester Merkle?
    Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
    Er nahm den Anruf an, und sein sowieso schon kompliziertes Leben verkomplizierte sich, bis es nicht mehr wiederzuerkennen war.
    Ungefähr vierzig Minuten später traf Chu an dem Bauwagen ein, in dem Deitz sich versteckte. Er war

Weitere Kostenlose Bücher