Die Rueckkehr
als gegangen war und dabei eine ordentliche Schleimspur hinterlassen hatte.
Das wahrscheinlichste Szenario hier war, dass Chu von Deitz’ Deal mit den Chinesen erfahren und mit der Polizei gedroht hatte, falls für ihn, Andy Chu, nichts drin war.
Endicott trank noch mehr Espresso, ganz vorsichtig – er war noch immer zu heiß –, und grübelte weiter über den Stand der Dinge nach.
Seinen Informationen nach zeichnete sich zwischen dem US- Außenministerium und der chinesischen Regierung in der Affäre Byron Deitz ein Kompromiss ab. Die Nachrichtenlage war zwar unklar, aber Endicott schien es möglich, dass Byron Deitz bald der unbarmherzigen Gerichtsbarkeit Chinas ausgeliefert werden würde, um damit die Lockerung gewisser unangenehmer chinesischer Handelsbeschränkungen zu erreichen.
Mit Endicotts Auftrag vertrug diese Entwicklung sich nicht.
Ursprünglich hatte er Byron Deitz von den Behörden loseisen wollen, solange er sich noch in vermutlich amateurhaft gesicherter Haft hier in Niceville befand, ihn an einen abgeschiedenen und schalldichten Ort bringen und ihm mit Hilfe des Dremel-Werkzeugs und der Spritze mit Fluorwasserstoffsäure – das Zeug war so übel, dass es selbst Porzellankatzen zum Kreischen brachte – erlauben, sich von der moralischen Last der zweieinhalb Millionen Dollar gestohlenen Bargeldes zu erleichtern.
Dieser Teil sollte auf Video aufgezeichnet werden, HDMI und mit Surround-Sound, und La Motta, Spahn und Munoz nach deren Entlassung aus Leavenworth für einen gemütlichen Fernsehabend zur Verfügung gestellt werden. Dass Deitz dieses Filmdebüt noch erlebte, war nicht geplant.
Aber wenn Deitz nach China verfrachtet wurde, bevor Endicott an ihn herankam, würden seine Bosse in Leavenworth seine Mission als gescheitert ansehen, und Versager hatten sie nicht so gern. Trotzdem – das Leben war eben, wie Muammar al-Gaddafi einmal bemerkt hatte, was einem zustieß, während man sich eine neue Federboa aussuchte.
Deitz war nicht auf dem Weg nach China.
Deitz war in Freiheit und auf der Flucht.
Angenommen also, dass Deitz sicher untergetaucht war, ging es darum, ihn zu finden, bevor die Guten ihm auf die Spur kamen. Er würde sich das Geld holen müssen, um verschwinden zu können, und wenn er es aus dem Loch zog, in dem er es vergraben hatte, würde Endicott zur Stelle sein und ihm zur Seite stehen.
Wer aber stand Deitz jetzt zur Seite?
Dafür gab es nur zwei ernsthafte Kandidaten.
Phil Holliman, seinen zweiten Mann.
Und warum?
Aus Loyalität, langer Verbundenheit, tiefer Freundschaft?
Wohl kaum.
Ohne Deitz würde es, soweit er wusste, niemanden mehr geben, der seinen Namen mit der Raytheon-Nummer in Verbindung bringen konnte – selbst wenn Holliman nur Deitz’ Laufbursche gewesen war, wusste er garantiert davon. Und jetzt war er bei BD Securicom die Nummer eins, auch wenn er vielleicht nicht wusste, dass Deitz dabei war, die halbe Firma diesem nerdigen chinesischen Geek unten aus der Computerabteilung zu übereignen. Und wie lange das FBI dabei zusehen würde, dass eine private Sicherheitsfirma mit einem Verbrecher an der Spitze den Wachschutz für etwas von so großer nationaler Bedeutung wie Quantum Park lieferte, war eine rein hypothetische Frage.
Endicott fand, dass man Phil Holliman ausschließen konnte, vorläufig jedenfalls.
Blieb Andy Chu.
Und warum Andy Chu?
Weil Deitz den Aktientransfer nicht unterzeichnen konnte, wenn er nicht am Leben blieb, und, noch einfacher, weil Byron Deitz einen Weg finden würde, Chu umbringen zu lassen, wenn er ihm nicht half.
Unten in der Hotelhalle fand der neugierige Portier namens Edgar eine plausible Beschäftigung in der Garderobe, bis Mark Hopewell zur Kaffeepause ins Old Dominion ging. Mr Quan, der Concierge, erledigte gerade etwas für einen Gast, einen Potentaten des Ordens der Edlen vom Schrein.
Luckinbaugh nutzte die Gunst des Augenblicks, trat hinter die Rezeption und loggte sich mit ein paar geübten Tastenanschlägen ins System ein.
Edgar Luckinbaugh war in Belfair County ein Deputy Sheriff gewesen, bis man ihn mit den Fingern in der Kasse des Wohltätigkeitsfonds für pensionierte Polizeibeamte ertappt hatte.
Sein Pech in dieser Angelegenheit hatte mehr darin bestanden, von wem er ertappt worden war.
Üblicherweise wäre alles bei einer simplen Kassenprüfung aufgeflogen und dann vorschriftsmäßig an die Innenrevision weitergeleitet worden. Er war aber nicht bei einer simplen Kassenprüfung ertappt worden. Er
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