Die Rueckkehr
überlegte.
»Edgar sagt, er sieht mehr wie ein todkranker Leichenbestatter aus, der mit der Kollekte durchgegangen ist. Großes Klappergestell, steinalt, irgendwie bläulich angelaufen, sagt Edgar. Blutleer. Klingt das in deinen Ohren nach Mafiakiller?«
»Ja«, sagte Danziger mit Nachdruck. »Und wie.«
Coker warf Danziger einen Blick zu und nickte.
»Wird ins Protokoll aufgenommen. Sobald wir Zeit finden, sehen wir ihn uns mal an. Von weitem. Wie klingt das?«
»Nicht so gut. Dann sieht er uns vielleicht dabei, wie wir ihn uns ansehen. Wenn er schlau ist, weiß er, warum wir ihn beschatten. Ich würde Edgar auf ihn ansetzen. Er war Ermittler für das County. Und ziemlich gut. Er ist schlau und hat Erfahrung mit Beschattungen.«
Coker war nicht überzeugt.
»Beschattungen sind hart, wenn man allein ist. Und was, wenn er sich erwischen lässt und den Typen am Hals hat?«
»Besser Edgar als wir. Außerdem kann er das Geld gut gebrauchen. Als Portier wird man nicht gut bezahlt.«
Coker dachte darüber nach.
»Okay. Einverstanden. Du regelst das mit ihm? Sag ihm, wir zahlen fünfhundert pro Tag.«
»Er wird sich beim Hotel krankmelden müssen.«
»Fünfhundert am Tag sollten das abdecken.«
»Okay. Ich rufe ihn heute noch an.«
»Sag ihm, er soll vorsichtig sein, okay?«
»Mach ich. Twyla findet also, dass wir Deitz umbringen müssen, was?«
Coker nickte wie abwesend, sah den Pferden zu und war in Gedanken bei Harvill Endicott.
»Hatte Twyla irgendeine Ahnung, wie wir Deitz finden könnten? Ich meine, der ganze Staat sucht nach ihm, aber sie haben ihn noch nicht. Also muss ihm jemand helfen.«
Sie saßen beide da und sahen den Pferden zu. Danziger dachte, falls es so etwas wie Wiedergeburt gab, wäre es gar nicht so schlecht, als Zuchtpferd wiedergeboren zu werden.
»Ich habe eine Theorie, wie wir Deitz finden«, sagte Coker nach einer Pause. »Wir warten einfach ab, dann kommt er hier mit Fahnen und Trompeten die Straße raufgebrettert.«
»Habe ich mir auch gedacht, das geht aber nicht.«
»Warum nicht? Glaubst du, wir verlieren die Schlacht?«
»Denk doch mal nach. Deitz kommt frei. In seiner Lage würde jeder normale Mensch versuchen, nach Kanada oder Mexiko zu kommen. Und stattdessen geht er direkt auf uns beide los? Selbst wenn wir ihn umbringen, werden sich eine Menge Leute fragen, warum er so etwas Verrücktes angestellt hat.«
Das brachte Coker ins Grübeln.
»Da ist was dran. Was machen wir dann?«
»Er bekommt Hilfe, oder? Na ja, es muss jemanden geben, der ihn versteckt und unterstützt. Wer das auch sein mag, vielleicht liegt er schon tot bei sich zu Hause im Keller und Deitz ist mit seinem Auto und seinem Geld unterwegs. Sonst säße Deitz längst wieder im Knast. Also denk mal nach, Coker. Phil Holliman hasst Deitz im Grunde wie die Pest, der kann es nicht sein. Wer wäre nach den Gesetzen der Logik der Nächste?«
Coker überlegte eine Weile. Danziger ging nach einer neuen Flasche Santa Margherita wühlen. Als er wiederkam, klappte Coker gerade sein Handy zu. Er grinste Danziger an, mit einem wilden Flackern in den gelb gefleckten Augen, das Danziger jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
»Nun rate mal, wer heute nicht zur Arbeit gekommen ist?«
Wenn Tote reden
Wie die meisten Leichenhallen befand sich auch die des Lady-Grace-Krankenhauses im untersten Kellergeschoss. Als die Fahrstuhltüren aufglitten, stieg Boonie und Nick sofort der Geruch in die Nase. Nach verdorbenem Fleisch und Desinfektionsmitteln und schlechter Luft. Nach Tod. Ein langer enger Flur, schlecht beleuchtet, voller Stimmen und Getriebe, ohne dass ein Mensch zu sehen war. Auf dem Weg durch den Flur kamen sie an ein paar Räumen vorüber, in denen Leichen obduziert wurden, Gestalten in dunkelgrünen Kitteln beugten sich über etwas, das auf einem Edelstahltisch lag, nur die nackten Füße waren zu sehen, blau wie Mais, leise Stimmen, zusammengesteckte Köpfe, geschäftige Hände. Blut an den Ärmeln. Darüber eine schreckliche Neonröhre, ganz als würden diese Typen Poker spielen, anstatt sich ein Kanu aus Menschenfleisch zu schnitzen.
Sie gingen vorbei, ohne hineinzuschauen und hallo zu sagen, und niemand kam heraus und fragte sie, was sie hier überhaupt zu suchen hatten.
Am anderen Ende des Flurs warteten zwei Stahltüren. Ohne Fenster. Als sie näher kamen, tauchte aus einem Nebenflur ein kleiner untersetzter Helfer mit einer Bahre auf, ein Latino, und schlug auf den großen Stahlknopf, mit
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