Die Rueckkehr
bist ein Arschloch, Nick.«
»Stimmt«, sagte Boonie. »Ich habe versucht, ihn aufzuhalten.«
Sie nagelte ihn mit einem Blick fest.
»Und du, Boonie, bist ein alter Lügenbold.«
»Wie wahr«, sagte Nick.
Lemon sagte: »He, ich bin bloß Zuschauer, ich bin unschuldig.«
Sie schüttelte denn Kopf und seufzte tief.
»Ich brauche wirklich was zu trinken.«
Allgemeine Erleichterung breitete sich aus, es wurde wieder durchgeatmet. Weil sie Chianti wollte und davon schon eine Karaffe auf dem Tisch stand, wurde nur noch ein Glas benötigt, das Lemon holen ging. Kate nahm gegenüber von Nick Platz, rechts von Boonie. Boonie setzte zu einer Entschuldigung an, aber sie hob die Hand.
»Nicht nötig, Boonie. Ich habe sowieso nicht geglaubt, dass er im Krankenhaus bleibt. Er hasst Krankenhäuser. Er sagt, dort sterben die Menschen.«
»Stimmt ja auch. Du siehst fertig aus, Schatz«, sagte Nick.
»Ich bin fertig. Links und rechts. Ich habe eine Lektion in Nahkampf-Kindererziehung bekommen. Offensichtlich bin ich total naiv.«
Nick warf Boonie einen Seitenblick zu.
»Rainey?«
»Ja. Rainey. Und Axel. Sie haben die Schule geschwänzt. Sind früher gegangen. Schon vom ersten Schultag an, so weit ich das sehe. Ich glaube, sie sind auch in Beths E-Mail-Konto reingekommen, sie versenden nämlich wahrscheinlich zur Absicherung gefälschte E-Mails …«
»Sie fälschen E-Mails?«, sagte Nick. »Sie sind zu jung, um sich irgendwo reinzuhacken …«
»Mach dir nichts vor«, sagte Boonie.
»Er hat recht«, sagte Kate. »Diese Jungs hängen ständig über Axels iPad. Sie kennen sich im Internet besser aus als Mark Zuckerberg. Und sie haben uns beide angelogen, was Coleman, Owen und Jay angeht. Die haben sie nämlich weder auf dem Heimweg verfolgt noch sie gehänselt. Nichts mit ›Grufti‹ und nichts mit ›kleiner Polizistenmörder‹. Höchstens das übliche Gekabbel, wie Jungen eben so sind. Rainey und Axel haben uns – Beth, dich und mich – total verarscht.«
»Wie Kinder es meistens tun«, sagte Boonie.
Er hatte ganz allein zwei Töchter großgezogen, von denen die eine inzwischen glücklich verheiratet und die andere glücklich bei der Navy war, und so weit zu kommen hätte ihn fast umgebracht.
Kate seufzte noch einmal und lächelte Lemon an, als er mit dem Glas wieder da war, es vollschenkte und ihr reichte.
»Danke, Lemon. Ich habe den beiden von Rainey und Axel erzählt. Sie haben Stunden verpasst. Briefe und E-Mails gefälscht. Die Schule geschwänzt.«
»Und wo sind sie hin?«
Sie warf einen Blick flussaufwärts in Richtung Pattons Hard.
»Ich glaube, dass sie viel Zeit da oben verbringen«, sagte sie mit einem Nicken in diese Richtung. »Unter den Weiden.«
»Wenn sie die Schule geschwänzt hätten«, sagte Nick, »dann hätte Alice uns angerufen.«
Kate nahm einen Schluck, hielt das Glas vor sich hin und warf ihrem Spiegelbild einen schiefen Blick zu.
»Das ist auch etwas, das mir nicht gefällt. Alice Bayer ist offenbar nirgends zu finden. Ich habe mit ihrer Vertretung gesprochen, einer schrecklichen Person namens Gerda Bloomsberry, die mir freudestrahlend erzählt hat, Alice sei seit zwei Wochen nicht mehr zur Arbeit erschienen. Gerda zufolge besucht sie offenbar einen Freund …«
Nick wurde hellhörig.
»Alice würde unter gar keinen Umständen einfach ihren Job im Stich lassen. Diese Frau nicht. Sie hat es zehn Jahre lang bei Delia Cotton ausgehalten. Keinen Tag gefehlt.«
Kate stimmte ihm zu, und zwar leidenschaftlich.
»Einer der Lehrer war bei ihr zu Hause. Das Auto war weg und an der Tür hing ein Zettel. Da stand, sie sei nach Sallytown gefahren und bald zurück. Der Priester hat angeklopft, aber es war niemand zu Hause. Sie haben angerufen, aber immer nur den Anrufbeantworter erreicht.
»Das gefällt mir nicht«, sagte Boonie.
»Mir auch nicht«, sagte Nick.
»Dann wird euch das hier genauso wenig gefallen«, sagte Kate, langte in ihre Aktentasche und holte die Nachricht heraus, die sie Gerda Bloomsberry gemopst hatte. Sie legte sie auf den Tisch, damit alle sie sehen konnten.
Nick nahm sie, las sie, legte sie wieder hin.
»Ihr versteht das Problem«, sagte Kate zu den anderen. »Die meisten von uns halten Sylvia für tot – wo kommt dann dieser Zettel her?«
Lemon beugte sich vor und nahm die Nachricht in die Hand.
»Ich glaube, ich weiß es«, sagte er und die anderen waren sofort ganz Ohr.
»Als wir noch nicht wussten, was los war, haben Nick und Kate mich gebeten, auf
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