Die Rueckkehr
Es dämmerte Chu, dass das Glas kugelsicher war. Deitz tippte etwas in eine kleine Tastatur neben der Tür, aktivierte das Sicherungssystem und grinste Chu dabei an.
»Scheiße, was hast du da hinten getrieben? Hast du etwa auf die Cops geschossen? Und deine Pistole ist weg. Und du blutest an der Stirn. Haben sie dich getroffen?«
»Die haben auf mich geschossen «, sagte Chu und wischte sich das Blut aus den Augen. »Also wirklich, ich bin eine völlig unschuldige Geisel und die wollten mich umbringen.«
»Was ist mit deiner Stirn?«
»Mir ist die Pistole an den Kopf geflogen, als ich abgedrückt habe. Ich hab sie wohl nicht richtig festgehalten.«
Deitz lachte.
»Sieht ganz danach aus. Na, eine völlig unschuldige Geisel bist du jetzt jedenfalls nicht mehr, mein Freund. Scheiße, jetzt bist du ein Desperado.«
Cops in schwarzer Kampfmontur strömten aus den Seitengängen und drängelten sich auf den Rolltreppen. An der Tür wurden weitere Schüsse abgefeuert.
Deitz ignorierte sie, wandte sich ab, atmete durch.
»Da drüben an der Wand hängt ein Erste-Hilfe-Schrank. Besorg dir eine Mullbinde und wickel sie dir um den Kopf. Du blutest dich ja ganz voll. Dann müssen wir nach den Angestellten sehen. Und gucken, ob hier noch Kundschaft rumflitzt. Die Angestellten sollen die Kundschaft rauswerfen und den Laden absperren – das ist wie eine Festung hier – so gebaut, dass es auch einem frontalen bewaffneten Angriff standhält – der ganzen Waffen wegen …«
»Werden die nicht einfach ihre eigenen Waffen aus den Vitrinen holen und auf uns schießen?«
»Nee. Die Geschäftsleitung von Bass Pro will nicht, dass das Personal irrtümlich auf einen Kunden schießt. Das ist Firmenrichtlinie – sonst zahlt die Versicherung nicht. Wenn sie nicht aus dem Laden kommen, schließen sie sich ein – hinter den Waffenschränken haben sie einen Schutzraum – da warten sie ab, bis die Kavallerie da ist …«
»Woher weißt du das alles?«, fragte Chu, während er hinter Deitz hertrottete, sich die blutige Stirn mit dem Ärmel abtupfte und ihm das Herz bis zum Hals schlug. Deitz drehte sich nach ihm um.
»Weil ihre ganze Sicherheitsplanung von uns kommt. Die ganze Technik. Die Systeme. Die Hardware und die Software. Die Passwörter. Die Verstärkung der Wände und Fußböden. Das haben alles wir eingebaut. Unsere Firma, meine ich. Securicom. Ich kenne das alles besser als die Cops. Besser als die Leute vom Laden. Wir können uns wochenlang hier einbunkern. Es gibt sogar Trockennahrung. Große Wasservorräte. Sie werden uns den Strom abdrehen, aber es gibt Notstromaggregate. Die sind völlig gearscht.«
»Wir haben das hier eingebaut? Securicom?«
»Ja«, sagte Deitz. »Und jetzt sichern wir alles ab und verschanzen uns und überlegen uns, wie wir uns hier wieder rausreden. Du wirst ihnen dieses ganze Mondex-Ding erklären, wie man Transaktionen verfolgt. Wie sie die Bankräuber finden können. Das übernimmst du. Du bist der Computerheld. Mit dem Rest werden wir fertig. Ich kann behaupten, dass ich mir den Kopf angeschlagen habe, als der Gefängnisbus sich überschlagen hat, und einfach herumgeirrt bin. Ich kann den US- Marshals mit einer Klage wegen Gefährdung eines Gefangenen drohen. Wir machen die völlig kirre. Vielleicht werden sie dir nicht einmal wegen den Schüssen auf diese Cops was können, du durchgeknalltes Schlitzauge, du.«
»Was ist mit der Kugel, die du diesem Wachmann ins Knie gejagt hast?«
»Scheiß auf Jermichael Foley. Ich kann ja auf Selbstverteidigung plädieren. Der hatte auf niemanden zu schießen, die Dumpfbacke. Er kann von Glück reden, wenn ich ihn nicht rausschmeiße, wenn diese Sache vorbei ist. Bis es so weit ist, haben wir aber noch viel zu tun. Kapiert?«
An Chuzpe, Mumm und einer geradezu olympischen Begabung zur Selbsttäuschung konnte es mit Deitz niemand so leicht aufnehmen, dieser Tatsache war Chu sich so schmerzlich bewusst, dass es beinahe wehtat. Er holte sich eine Binde aus dem Erste-Hilfe-Kasten, lief Deitz hinterher und wickelte sie sich dabei um den Kopf.
Scheiß drauf , dachte Chu. Vielleicht kommt er sogar damit durch.
Als die schwarzen Geländewagen, Hubschrauber und Polizeiwagen alle Wege zur Galleria verstopften, fuhr Endicott an den Straßenrand und hielt an. Der rote Punkt auf seinem GPS -Schirm war verschwunden, weil die Entfernung zu groß war und der Lexus vermutlich unter einem Haufen Stahlbeton stand. Es sah ganz danach aus, als würde Deitz entweder
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